"Michael ist ein Mitglied der Ferrari-Familie," erklärt Jean Todt in einem in einem Interview mit auto, motor und sport. "Wir haben ihm vorgeschlagen, als Berater Teil der Firma zu bleiben. Er weiß soviel über Autos, nicht nur Rennautos, dass wir seine Erfahrung nutzen wollen. Erst kürzlich hat er wieder eines unserer neuen Straßenautos getestet. Ich wäre ja froh, wenn er zu mir käme und sagen würde: Rennleiter ist der nächste Schritt in meiner Karriere." Dass dies passieren wird, das bezweifelt der Ferrari-Chef jedoch. Schumacher würde diese Rolle wohl kaum - zumindest jetzt noch nicht - in Betracht ziehen, meint Todt.

"Michael war ein außergewöhnlicher Rennfahrer mit einer unerreichten Zahl an Titeln und Siegen. Wenn er zurücktritt, dann aus guten Gründen. Wer soviel Erfolg hatte, der muss nicht nur begabt, sondern auch intelligent sein. Michael ist zu intelligent, um jetzt bereits auf eine zukünftige Position bei Ferrari hinzuarbeiten," erklärt der Franzose. "Er wollte seinem Leben eine andere Richtung geben, andere Dinge tun und mehr Zeit für sich haben. Er will sich nicht schon wieder einem Druck aussetzen. Da hätte er ja seine Rennkarriere gleich fortsetzen können. Wir hätten liebend gerne seinen Vertrag verlängert."

Nach all den Veränderungen, die bei Ferrari nach der letzten Saison vonstatten gingen, breche dieses Jahr bei der Scuderia ein neues Kapitel an, meint Todt. "Felipe Massa ist 25 Jahre alt, sehr talentiert, sehr engagiert und vielleicht einer der am meisten unterschätzten Fahrer," bestätigt Todt die Meinung vieler. "Kimi? Ich mag ihn einfach, obwohl ich ihn noch nicht gut genug kenne. Er ist bescheiden, entschlossen, überhaupt nicht arrogant. Wenn er Spaß hat, was ist dabei? Wichtig ist, dass er seinen Job erledigt, und ich bin sicher, er wird es tun." Allerdings gibt der Franzose auch zu, dass seine Fahrer als erstes ein Auto brauchen, mit dem sie auch gewinnen können. "Die Verantwortung liegt bei uns, ihnen dieses Material zu geben. Wir haben die WM 2006 verloren, weil das Auto nicht standfest genug war."

Jean Todt gibt weiter zu, dass er voll hinter Kimi Räikkönen steht, auch wenn der Finne seit Bekanntgabe seiner Verpflichtung bei Ferrari von vielen Seiten angegriffen wird. Fernando Alonso sei für ihn eine Option gewesen. "Ich glaube, dass Michael, Kimi und Alonso die drei besten Fahrer der abgelaufenen Saison waren. Im Fall von Alonso und Räikkönen musste ich mich für einen entscheiden. Ferrari hat nie mit Alonso gesprochen. Ich bevorzuge Kimi." Fahrerisch seien beide auf einem Niveau, er sei aber der Meinung, dass Räikkönen besser zu Ferrari passe, erklärt der Franzose. "Vor einigen Jahren haben wir mit Alonsos damaligem Manager gesprochen. Wir waren soweit, eine Vereinbarung als Testfahrer zu unterschreiben, dann aber war es nicht möglich, die Sache abzuschließen. Aber das ist Vergangenheit."

Zum Thema Energierückgewinnung in der Formel 1 hat Todt eine etwas gespaltene Meinung, man könne auf keinen Fall etwas übereilen und der Sport müsse auf alle Fälle im Vordergrund bleiben. "Das einzige Thema, das bis jetzt verabschiedet wurde, ist ein Programm zur Einsparung von Kosten," erklärt er. "Die Rückgewinnung von Bremsenergie ist für 2009 angedacht und weitere Schritte ab 2011. Jeder Schritt muss wohl überlegt sein. Wir müssen bei jeder neuen Entwicklung drei Dinge im Auge behalten: Es muss die Show verbessern, darf die Sicherheit nicht gefährden, und es sollte nicht mehr Geld kosten als vorher."

Das Thema Geld ist in der Formel 1 seit Jahren ein Thema und Jean Todt ist einer derjenigen, die die Kostenreduzierung in der Königsklasse auf alle Fälle reduzieren wollen. "Die Formel 1 ist einfach zu teuer. Es ist lächerlich, wenn 800 bis 1000 Leute mit einem Budget von 250 bis 300 Millionen Euro dafür sorgen, dass zwei Autos 17 oder 18 Mal im Kreis fahren," so Todt. "Als Manager muss ich das ablehnen. Zum Glück für Ferrari betragen die Kosten des Formel 1-Einsatzes dank unserer Sponsoren und kommerziellen Einkünfte weniger als der Werbeetat einer Firma dieser Größenordnung. Motorsport ist unser Marketing. Trotzdem finde ich, dass wir mit der Formel 1 Geld verdienen und nicht ausgeben sollten."