Ja, zum ersten Mal seit über 15 Jahren geht am 18. März in Melbourne ein Saisonstart ohne ihn über die Bühne. Aber ganz verschwunden ist er aus der F1-Welt trotzdem nicht, das hat sein Besuch bei den Barcelona-Tests in der letzten Woche gezeigt.

Grund 1: Die Deutschen

Die Formel 1 lebt derweil ohne ihn weiter und Deutschland ist mit vier Stammfahrern weiterhin ein Motorsportland. Dafür sprechen die Fakten: Nick Heidfeld kann in diesem Jahr regelmäßig um Podestplätze fahren und Ralf Schumacher will mit Toyota sogar den ersten Sieg holen - ob es ihm gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Mit Nico Rosberg ist auch die Überraschung des letzten Saisonstarts wieder mit dabei. Bei ihm hängt alles davon ab, ob Williams zu alter Stärke zurückfinden kann. Mit Toyota-Motoren, neuen Geldgebern und einem anscheinend ebenso standfesten wie schnellen FW29 scheint man auf dem besten Weg dazu.

Auch ein neues Gesicht ist im schwarz-rot-goldenen F1-Quartett dabei: Adrian Sutil ist nicht nur schnell, er hat auch einen interessanten Background. Als Pianist und Musiker hebt er sich vom üblichen Gokart/Kfz-Mechaniker-Einheitsbrei erfrischend ab. Wunderdinge darf man vom Spyker-Piloten in seiner Debütsaison jedoch nicht erwarten. Dafür ist sein Team nicht konkurrenzfähig genug.

Grund 2: Der Kampf der Top-Teams

Anders sieht es bei den Top-Teams aus. Renault, Ferrari und McLaren sind auch in diesem Jahr die Topfavoriten, wobei der amtierende Konstrukteursweltmeister bei den Wintertests bislang etwas schwächelte. Renault erwartet eine ähnliche Situation wie Fernando Alonso bei McLaren Mercedes - mit dem Unterschied, dass Giancarlo Fisichella nicht das gleiche hohe Ansehen wie der Spanier genießt. Bislang stand Fisichella im Schatten von Alonso. Jetzt muss er aus diesem heraustreten und in die Fußstapfen des Champions treten. Wenn ihm das nicht gelingt, dürfte sich die Teamführung so ihre Gedanken über ihn machen.

Sie haben ihr Kommen 2006 nicht bereut., Foto: Sutton
Sie haben ihr Kommen 2006 nicht bereut., Foto: Sutton

Mit Heikki Kovalainen erhält Fisichella einen unerfahrenen Teamkollegen, der aber als GP2-Vizemeister bewiesen hat, dass er verdammt schnell ist. In seinem Jahr als Test- und Ersatzfahrer sammelte er wichtige Erfahrungen. Natürlich fehlt ihm die Rennpraxis, aber ein Jahr ohne Rennen kann ein Rennfahrer problemlos wegstecken. Schließlich wird in der F1 nicht so viel überholt, dass er diesbezüglich viel verlernen könnte... Der Druck wird als Stammfahrer zwar größer, aber im ersten Jahr nicht so unerträglich, dass er daran zerbrechen sollte.

Auch bei Ferrari gibt es einen neuen Fahrer. Für Kimi Räikkönen wird es wichtig, sich schnell einzuleben und in die Ferrari-Familie hineinzuwachsen. Die große Frage ist, ob ihm die kurze Testphase dazu gereicht hat? Felipe Massa hat es als langjähriger Ferrari-Schützling einfacher. Außerdem kommt ihm als Brasilianer die italienische Mentalität entgegen. Andererseits mögen die Mechaniker am Ende immer den Fahrer am meisten, der Rennen gewinnt und schneller ist. Wenn der Erfolg da ist, stimmt es auch innerhalb des Teams - egal wie verschieden die Mentalitäten sind. Was die einen nach Niederlagen als schlechtes Feedback darstellen, wird nach Siegen als gelassene Art hingestellt. Der Schnellere macht grundsätzlich alles richtig.

Bei McLaren ging es in den vergangenen Jahren auf und ab. Mit Fernando Alonso fährt nun wieder ein amtierender Champion für das Team. Der Spanier kann Autos weiter entwickeln und treibt die Mannschaft an. Von seinem Teamkollegen Lewis Hamilton darf man in der ersten Saison noch keine Wunder erwarten. Den Weltmeister muss er also nicht schlagen. Aber er kann ihm das Leben durchaus schwer machen und beim einen oder anderen Rennen vor ihm landen.

Grund 3: Die Spannung

Bei den Testfahrten waren teilweise bis zu 12 Fahrer innerhalb einer Sekunde. Wer davon am schnellsten ist, lässt sich anhand der Testzeiten nicht ablesen, aber eins steht fest: es wird extrem eng. Am Ende dürfte sich das Kräfteverhältnis von Strecke zu Strecke verändern - je nachdem wie gut der Kurs dem Fahrer und dem Auto liegt.

Zum ersten Mal seit einigen Jahren gibt es in dieser Saison keine einschneidenden Reglementänderungen an der Aerodynamik und dem Qualifying - dafür aber an den Reifen. Mit dem Rückzug von Michelin verliert die F1 den Spannungsfaktor Reifenkrieg, aber ganz aus der Rechnung sind die Reifen nicht raus. Ab sofort müssen die Fahrer im Rennen beide verfügbaren Reifenmischungen einsetzen. Das sollte für spannende Taktikkämpfe sorgen. Ein Fahrer nutzt die Performance der weichen Reifen schon beim Start, ein anderer erst im Schlussstint - dadurch könnten einige packende Zweikämpfe und Überholmanöver entstehen. Beim Saisonauftakt in Australien ist also alles drin, selbst ein Rookie wie Hamilton oder Kovalainen könnte auf das Podium fahren oder sogar gewinnen. Aufstehen lohnt sich also...