Die einen liebten ihn, die anderen hassten ihn. In der Formel 1 war Juan Pablo Montoya immer einer, der die Emotionen der Fans in die eine oder andere Richtung kochen lassen konnte und auch im eigenen Team war der Kolumbianer umstritten. Zu emotional, zu unüberlegt und zu aggressiv hieß es. Nach seinem Rausschmiss bei McLaren im vergangenen Jahr lebt Montoya mit seiner Familie nun wieder in Miami und hat in seinem neuen Job bei den Nascars schon den ersten großen Erfolg feiern können. Zusammen mit seinen Teamkollegen gewann er das 24-Stunden-Rennen von Daytona im Januar. Der Formel 1 weint Montoya keine Träne nach.

"Sind die Formel-1-Autos die höchstentwickelten? Ja! Sind sie die schnellsten? Ja! Aber der Rennsport selbst ist nicht gut in der Formel 1," erklärte Montoya in einem Interview mit der Welt. "Wenn da einer den anderen überholt, ist das eine Riesensache. Hier? Bei meinem Debüt in Homestead habe ich vergangenen September 70-mal überholt, 70-mal! Du überholst, du wirst überholt, du musst in die Box und so weiter. Hier ist ständig Action. Hier ist es verrückt!" Das sei das, was er wieder tun wollte, sagte der 31-jährige. "Es war das, was ich tun wollte. In der Formel 1 wurde ich immer kritisiert, ich sei zu aggressiv und versuche zu risikoreich zu überholen. Ich wollte wieder richtiges Racing, und der beste Ort dafür ist hier.

Trotz seines Sieges in Daytona und der fünf Nascar Rennen, die er bereits letztes Jahr gefahren ist, gibt Montoya zu, dass die Eingewöhnungsphase noch lange nicht abgeschlossen ist. Es sei ein zu großer Sprung erklärte er, um sich sofort komplett zuhause zu fühlen. "Hier gibt es Ovale mit unterschiedlicher Länge und unterschiedlichen Kurven. Das macht es sehr schwierig. Und du kannst hier nicht auf einmal drei Zehntelsekunden in einer Runde schneller fahren. Die Balance des Autos verändert sich ständig. Du beginnst das Rennen mit starkem Übersteuern, und es endet mit starkem Untersteuern. Und zuviel Übersteuern heißt: Du bist in der Mauer."

Momentan geht es für ihn darum, sich weiter an die neue Welt zu gewöhnen, genaue Ziele, was er in dieser Saison erreichen will, hat sich Montoya noch nicht gesetzt. "Schwierig zu sagen. Klar, ich möchte Rennen gewinnen. Aber ich weiß ja noch gar nicht, was mich überhaupt erwartet." Begeistert zeigte er sich vom Umfeld in den USA und der Atmosphäre in den Fahrerlagern. "Die Atmosphäre ist entspannter. Die Fahrer sind lockerer. Du hast viel mehr Kontakt mit Leuten anderer Teams. Es ist hier eine offene Gesellschaft." Dass er in Europa unglücklich gewesen sei, verneint Montoya aber. "Ich war immer happy. Aber jetzt habe ich eine neue Herausforderung. Die spornt mich an."