Zum Testabschluss in Barcelona hatten die Leute viel erwartet, doch mit einer Bestzeit von Red Bull Racing hatten wohl die wenigsten gerechnet. Natürlich spinnt sich hier die ewige Geschichte der Irrelevanz von Testzeiten fort, aber dennoch wird es den ein oder anderen Beobachter ins Grübeln gebracht haben, als am Ende des Tages David Coulthard ganz oben von den Zeitenlisten lachte.

Damit hat sich der Schotte von Dienstag auf Mittwoch um rund 1,5 Sekunden gesteigert, was einerseits auf eine sehr geringe Benzinmenge und aber auch mögliche Fortschritte beim Rennstall hindeutet. Vielleicht hat aber auch der Besuch von Red Bull Besitzer Dietrich Mateschitz in Barcelona Flügel verliehen. Auf die Testwoche verteilt gesehen war Coulthards heutige Zeit aber etwas von der Spitze entfernt. Der schnellste Tag war der Dienstag, wo Felipe Massa in 1:21.181 um den Kurs kam.

Nick Heidfeld holte die zweitbeste Zeit des Tages, Foto: Sutton
Nick Heidfeld holte die zweitbeste Zeit des Tages, Foto: Sutton

Beim Red Bull Rennstall war die Freude nach der Bestzeit natürlich groß, dennoch wurde auch die Presseabteilung nicht müde, alles relativ zu sehen. "Es ist ein oft verwendetes Statement, dass schnelle Zeiten bei Wintertests gar nichts bedeuten, sobald die Saison beginnt - oft verwendet von langsamen Teams. Aber, egal ob richtig oder falsch, eine schnelle Runde ist in jedem Fall gut für die Moral!", war da zu lesen. Der Leiter des Renn- und Test-Engineering, Paul Monaghan, drückte es etwas anders aus: "Ja, es ist nett, David als Schnellsten zu sehen, zumindest für heute, aber noch beeindruckender ist die Tatsache, dass er 116 Runden gefahren hat."

Rang zwei an Tag drei ging an Nick Heidfeld, der im BMW Sauber eine Zehntel auf Coulthard verlor und gerade einmal sechs Tausendstel schneller war als Felipe Massa. Weitere eineinhalb Zehntel dahinter folgte Fernando Alonso, der zusammen mit Coulthard, seinem Teamkollegen Lewis Hamilton - heute Sechster -, Franck Montagny und Takuma Sato zu jenen gehörte, die noch einmal mehr als 100 Runden zurücklegten. Etwas weniger schaffte Nico Rosberg, der auf den fünften Rang kam.

Endlich konnte auch der Toro Rosso fahren, Foto: Hartley/Sutton
Endlich konnte auch der Toro Rosso fahren, Foto: Hartley/Sutton

Für McLaren war der letzte Testtag der produktivste der Woche, denn insgesamt fuhren Alonso und Hamilton 239 Runden, was rund 1130 Kilometern entspricht. Für Martin Whitmarsh war das nicht gerade unwichtig: "Der Circuit de Catalunya ist die erste echte Highspeed-Strecke, auf der wir dieses Jahr getestet haben, also war es eine interessante Woche und wir haben viele brauchbare Erkenntnisse über das Auto gewonnen, bevor wir weiter nach Bahrain fliegen."

Kimi Räikkönen, der heute Siebter wurde, absolvierte mit 45 Umläufen hingegen nur eine recht geringe Distanz. Der Finne musste aber trotz der Anwesenheit von Michael Schumacher in der Box auch nicht mehr tun, weil er während der 154 Runden vom Dienstag bereits sein ganzes Programm abgespult hatte. Um 14.00 Uhr hatte er die Strecke schon wieder verlassen, während Michael Schumacher weiter in der Box blieb oder hinten im Bus platz nahm. Dadurch versäumte Räikkönen allerdings drei rote Flagen die sich während des Nachmittags ereigneten. Schon am Vormittag hatten Mark Webber, Sebastian Vettel, Franck Montagny und Heikki Kovalainen für Unterbrechungen gesorgt. Der Bestplatzierte dieser Vier war Montagny, der sich den achten Platz holte und meinte: "Leider hab ich etwas Fahrzeit verloren, weil ich ein Problem an der Getriebe-Kontrolle hatte und auf der Strecke stehenbleiben musste."

Kimi Räikkönen war bald wieder verschwunden, Foto: Hartley/Sutton
Kimi Räikkönen war bald wieder verschwunden, Foto: Hartley/Sutton

Sein Teamkollege Ralf Schumacher war zwar nicht so schnell wie Montagny, dennoch hatte er einen guten Tag, da er das Programm abspulen konnte und sogar noch einen Bonus hatte: "Ich habe heute auch das neue stufenlose Getriebe das erste Mal probiert. Es ist auf jeden Fall ein Schritt nach vorne und es hat gut funktioniert, also haben wir hier gut gearbeitet."

Für Heikki Kovalainen war der Begriff Getriebe eher ein Reizwort, da es einerseits seinen Stopp verursachte und in weiterer Folge auch seinen Testtag beendete. "Der Tag war nicht so toll, ich musste früh aufhören. Wir hatten ein kleines Problem mit dem Getriebe, es ist nicht kaputt gegangen, aber aus Sicherheitsgründen haben wir eher aufgehört. Heute war der schlimmste Testtag der Woche", erklärte der Finne nach Beendigung seiner Ausfahrt.

Etwas zufriedener hörte sich Christijan Albers an, der mit dem Spyker den letzten Platz im Feld verließ und vor Takuma Sato und Vitantonio Liuzzi Rang 17 belegte. "Wir haben heute etwas Fortschritt bei den Zeiten gemacht; natürlich hätte ich gerne im Vergleich zu gestern noch mehr Zeit gut gemacht, aber wir haben unser Bestes gegeben und das Team arbeitet wirklich hart und lange, um besser zu werden. Ich bin mit den Resultaten ganz zufrieden; als Rennfahrer will man immer schneller sein und ich denke, wir machen einen anständigen Job, um das zu erreichen."

Auch bei Spyker wurde positiv bilanziert, Foto: Hartley/Sutton
Auch bei Spyker wurde positiv bilanziert, Foto: Hartley/Sutton

Fast das breiteste Lächeln in der Boxengasse hatte aber die Scuderia Toro Rosso, die endlich dazu kam, mit ihrem neuem Auto auf die Strecke zu gehen. Zwar verlor man dabei über vier Sekunden und wurde Letzter, doch wenn man bedenkt, dass bis vorgestern gar kein Auto da war, lässt sich das verschmerzen. "Die letzten Wochen waren für uns eine ware Hetzerei. Also war es für uns großartig, das Auto endlich fahren zu sehen und immerhin 43 Runden zu absolvieren", sagte Chefingenieur Laurent Mekies, der betonte, dass es sich hier lediglich um einen Shakedown gehandelt hat und die Rundenzeiten völlig unerheblich seien. Kommende Woche in Bahrain wird dem wahrscheinlich nicht mehr so sein, denn bereits am Dienstag hatte Teamchef Franz Tost gegenüber motorsport-magazin.com gesagt, dass für sein Team ab kommender Woche die richtige Testarbeit losgeht.