Als Ferrari Anfang Januar in Madonna di Campiglio seine neue Führungsriege vorstellte, betonte die Scuderia, dass sie in diesem Jahr auf der italienischen Welle schwimmen wolle. Ein sichtbares Beispiel dafür ist das neue Logo, das unter anderem die italienischen Nationalfarben enthält. Zusammen mit den neuen Verantwortlichen Stefano Domenicali und Mario Almondo war das Fazit eindeutig: Ferrari wird 2007 wieder italienischer.

Unter diesem Gesichtspunkt gibt es gar keine andere Möglichkeit als das zweite italienische Team, die Scuderia Toro Rosso, anstelle von Red Bull Racing mit Kundentriebwerken zu beliefern. Denn auch bei der kleinen Scuderia lebt der italienische Gedanke in diesem Jahr auf. "Ich bin glücklich, einen Ferrari-Motor fahren zu dürfen", sagte Tonio Liuzzi gegenüber motorsport-magazin.com. "Ein italienisches Team mit Sitz in Faenza, mit einem italienischen Motor und einem italienischen Fahrer ist ein cooles Paket."

Teambesitzer Gerhard Berger ist noch aus drei anderen Gründen glücklich, den Ferrari-Motor vom großen Bruder geerbt zu haben. "Sie haben bis zuletzt um die WM gekämpft, es ist also ein konkurrenzfähiger Motor", verriet er uns den ersten der Gründe. "Zweitens habe ich eine lange zurückreichende, sehr gute Beziehung zu Ferrari. Und aus Marketingsicht ist es ebenfalls gut: ein italienisches Team mit einem italienischen Motor. Das passt sehr gut zu uns."

Die Wichtigkeit des Motors sieht Berger aufgrund der Motoreneinfrierung nicht großartig geschrumpft. "Der Motor ist immer noch ein wichtiger Bestandteil, schließlich treibt er das Auto an", betonte er. "Der Unterschied zwischen den Motoren wird in diesem Jahr geringer sein, aber letztlich braucht man immer noch Zuverlässigkeit, Fahrbarkeit und Power. Der Motor ist also immer noch einer der wichtigsten Faktoren."

Mattia Binotti kann gut lachen: er erhält wichtige Daten von den Kundenteams., Foto: Hartley/Sutton
Mattia Binotti kann gut lachen: er erhält wichtige Daten von den Kundenteams., Foto: Hartley/Sutton

Mit Alex Hitzinger hat man zudem den Kopf hinter dem starken Cosworth-Motor des letzten Jahres als Technischen Direktor verpflichtet. Allerdings weigerte sich dieser standhaft, auch nur ein Wort über den Motor zu verlieren. "Ich habe nichts mit den Motoren zu tun", sagte er wiederholt. "Das ist Ferraris Bereich - ich bin nicht bei Toro Rosso, um mich mit dem Ferrari-Motor zu beschäftigen." Zwar habe er immer sehr gerne mit Motoren gearbeitet, da sie sehr interessant seien, aber das gelte auch für Chassis oder Getriebe. "Ferrari ist mehr als fähig, das alleine hinzubekommen."

Das dürfte der Kundenmotorenchef von Ferrari, Mattia Binotti, genauso sehen. Auch er war bei der Presseveranstaltung der kleinen Scuderia anwesend, um die Journalistenfragen zu den V8-Kundentriebewerken zu beantworten. Ferrari scheint im Vorfeld des lange umstrittenen Wechsels von Red Bull zu Toro Rosso für klare Verhältnisse gesorgt zu haben: Über den Motor wird nur in Anwesenheit der Roten gesprochen. Negative Töne wie zu Beginn des Jahres 2006 bei Red Bull dürften sie vermieden werden. "Wir sind sehr glücklich ein italienisches Team ausstatten zu können", schwamm auch Binotti zu Anfang auf der nationalen Welle. "Faenza ist sehr nah an Maranello und das macht die Kommunikation ein bisschen einfacher."

Eine Bevorzugung eines der Ferrari-Kunden wird es nicht geben. "Toro Rosso, Spyker und Ferrari bekommen alle den gleichen Motor", so Binotti. "Der einzige Unterschied ist die Installation im Auto." Die Kapazitäten in Maranello reichen dazu aus, insbesondere, da man aufgrund der Testlimitierung viel weniger Motoren benötigt. Der Motor an sich ist nicht viel anders als der Vorjahresmotor. Auch das Tuning der Drehzahlkurve nach der Begrenzung auf 19.000 Umdrehungen bereitete den Italienern nur wenig Kopfzerbrechen. "Ferrari war nicht so weit von den 19.000 entfernt, also war es nicht überaus schwierig den Motor auf 19.000 zu begrenzen", verriet Binotti.

Der Nationalstolz hat aber auch beim neuen Ferrari-Geist eine Grenze. "Für uns ist der Erfolg der Kunden nicht so wichtig", stellte Binotti klar. "Letztlich zählt für uns nur, dass wir das richtige Feedback erhalten." Dank der Kundenteams erhält Ferrari bei Tests und an Rennwochenenden viel mehr Informationen. "Gerade unter der neuen Testbeschränkung sind die Kundenteams für uns sehr wichtig." Wenn es um Ergebnisse geht, wird die italienische Welle eben schnell zum Standgewässer.