Bevor es überhaupt irgendetwas vom neuen Toro Rosso zu sehen gab, durfte Tonio Liuzzi in Barcelona bereits Rede und Antwort zu seinem neuen Arbeitsgerät stehen. Auf konkrete Themen ließ sich in Ermangelung des STR2 zwar nicht eingehen, aber immerhin konnte der Italiener bereits einen ersten Eindruck vom Auto vermitteln. "Wir sind schon sehr optimistisch, was das neue Auto betrifft. Es war ein teures und schwieriges Projekt und es hat Zeit gebraucht, wie man sehen kann - wir sind ein wenig verspätet. Aber es war die richtige Entscheidung, mehr Zeit für das Auto aufzuwenden, auch wenn wir ein paar Tests versäumt haben. Wir sind zuversichtlich, dass das Auto viel schneller sein wird, als das des Vorjahres. Es wird etwas Zeit brauchen, sich damit einzuarbeiten, aber es wird ein großer Schritt nach vorne", sagte Liuzzi.

Mit dem alten Auto hatte man die neuen Reifen recht bald im Griff, Foto: www.abudhabigp.com
Mit dem alten Auto hatte man die neuen Reifen recht bald im Griff, Foto: www.abudhabigp.com

Gerade beim Faktor Zeit musste der Italiener zustimmen, dass man durch die späte Fertigstellung des Autos etwas im Hintertreffen sei. Dennoch war er aber der Meinung, dass die Entwicklung gut vorangehen werde, sobald man das Auto einmal verstanden habe und in die richtige Richtung arbeite. "Zu Saisonbeginn könnten wir noch ein paar Probleme haben, aber ich denke, wir werden einen Weg finden, das Auto nach vorne zu bringen", erklärte Liuzzi.

Über die Optik seines neuen Boliden konnte er hingegen noch nichts verraten. Zwar gab er zu, am Morgen das Auto schon in Teilen gesehen zu haben, mehr wollte er aber nicht verraten. Eigentlich hatte er vor einem Monat auch schon drin gesessen, doch das dürfte auch nicht das hundertprozentige Erlebnis gewesen sein. "Die ganzen Teile rund um das Auto haben alle sehr viel Zeit beansprucht", beschrieb er den Zustand des Wagens bei seiner Sitzprobe.

Trotz ungewissem Entwicklungsstand im Vergleich zur Konkurrenz, sind die Ziele von Liuzzi für das kommende Jahr nicht gerade unbescheiden. Dass er immer in den Top Ten sein will, ist noch verständlich, doch in Wahrheit scheint das nicht genug zu sein. Der Italiener sagte: "Wir erwarten eigentlich noch mehr, aber wir haben das Auto noch nicht auf der Strecke, also können wir noch nichts sagen. Im Moment wollen wir es noch ruhig angehen."

Ein wichtiger Faktor für den erhofften Erfolg wird die Kompatibilität des Autos mit den Bridgestone-Einheitsreifen sein. Denn wie man bei den Wintertests bislang miterleben konnte, ist trotz Gleichheit bei den Pneus nicht alles gleich. Auch Liuzzi erinnert sich noch gut an die ersten Erlebnisse mit den neuen Reifen: "Beim ersten Test hatten wir damit ein paar Probleme, aber sobald wir verstanden hatten, wie der Reifen funktioniert und was er braucht, haben wir etwas zurückbekommen und das Auto hat sich wirklich gut verhalten. Aber bis wir mit dem neuen Auto getestet haben, gibt es da noch ein Fragezeichen, weil das Auto vom Verhalten her völlig anders sein kann."

Sein eigenes Fahrverhalten wird er für die Bridgestones auch anpassen müssen, meint er, da er in den langsamen Kurven zu aggressiv sei und die Reifen aber ein geschmeidiges Fahrverhalten verlangen. Und genau dort könnten für Liuzzi die entscheidenden Zehntel liegen, denn seiner Meinung nach ist die Konkurrenz in diesem Jahr viel näher zusammen gerückt, wodurch ein Unterschied von zwei Zehnteln in der Rundenzeit einen Verlust von mehreren Startplätzen im Qualifying bedeuten könnte. Wegen dieser Knappheit erwartet er aber vom kommenden Jahr viel Spannung. "Es wird eine aufregende Saison, weil man schon jetzt sieht, dass es keine bestimmende Mannschaft geben wird."

Dennoch konnte man Tonio Liuzzi nicht so einfach ziehen lassen, ohne ihm nicht irgendeine konkrete Aussage über die Kräfteverhältnisse im Feld zu entlocken. Er versuchte es diplomatisch und konzentrierte sich bei seiner Einschätzung auf die am meisten verbesserten Teams und nicht darauf, wer denn nun am schnellsten sei. Und das aus gutem Grund. "Jeder Test ist anders, aber wenn ich mir die Zeiten hier ansehe, dann sieht es so aus, als ob BMW einen großen Schritt nach vorne gemacht hat und auch Williams scheint sehr konkurrenzfähig. Red Bull hat sich verbessert. Das sind die drei, die große Schritte nach vorne gemacht haben. Ich denke aber, bevor wir nicht in Australien sind, werden wir nicht wissen, wer etwas in der Hinterhand hat. Ich glaube, diese drei haben sich am meisten verbessert und die Top Teams haben ihre Pace in etwa gehalten."