Es ist tiefste Nacht und irgendwo in den tiefsten Tiefen des Pentagon oder irgendeines anderen Gebäudes sitzen sie und denken darüber nach, wie man die Welt zum eigenen Vorteil verändern kann - die Verschwörungstheoretiker. Denn die Welt braucht Neues, Unverwechselbares und vor allem Einzigartiges, woran sich die ganze Menschheit erfreuen kann. Es wird Zeit, wieder in der Wunderkiste zu graben und ein weiteres Gedankenkonstrukt auszugraben, mit dem der ganzen Welt die Sinne verwirrt werden können.

Doch bald ist es Tag und die Idee muss wachsen, größer werden und sich in den Gedanken der breiten Öffentlichkeit festsetzen. Also, was kann man tun, um weitreichend Verwirrung zu stiften. Wie gut, dass sich die Stimmen über einen Schatten auf der Formel 1 mehren. Kundenchassis soll es geben, die die ganze Idee einer innovativen Rennserie untergraben, in der die besten Konstrukteure und Rennfahrer miteinander um das höchste Gut kämpfen, das man sich im Rennsport vorstellen kann: den WM-Titel.

Und nun ist es also bald so weit, Toro Rosso wird seinen Press Day in Barcelona abhalten und möglicherweise auch das neue Auto vorstellen, auf das alle Augen ihren Blick vielleicht schon vorher geworfen haben. Denn er wird der Zweite. Das ist nun der Punkt, wo alle Freidenker zum großen Ball der designtechnischen Inspiration eingeladen werden. Wird es ein Zweiter RB3 in der Aufmachung des STR2 oder ist der STR2 doch einfach nur ein Auto, das auf seine eigene Art das Glück in der Welt sucht.

Gerhard Berger sieht sich und sein Team im Recht, Foto: Sutton
Gerhard Berger sieht sich und sein Team im Recht, Foto: Sutton

Die Vorzeichen deuten auf Ersteres und damit stünde der große Krieg um die eine Wahrheit vor seiner nächsten Stufe. Denn wenn die beiden Red Bull Schwesterteams mit Klonen an den Start gehen wollen, dann wird der Widerstand mit den modernsten Mitteln der Kriegskunst zurückschlagen - der motorsportlichen Jurisdiktion. Denn zumindest Colin Kolles, Herr über die Spyker, und Frank Williams, Anführer des gleichnamigen Clans, wollen die käuferische Dunkelheit zurückdrängen und wenigstens für dieses Jahr dafür sorgen, dass alle in ihren eigenen Boliden durch die WM fahren.

Auf der anderen Seite stehen für den heutigen Moment Gerhard Berger und seine Mannen von Toro Rosso, die sich ihrerseits in jedem Fall im Recht sehen, da sie sich, ihrer Meinung nach, an die bestehenden Regeln halten. "Die Sache die man nicht machen darf ist, wenn man Williams ist, darf man keinen McLaren Frontflügel fahren. Aber Williams und McLaren dürften einen Lola Frontflügel fahren", sagte der Hüter allen Wissens, FIA-Präsident Max Mosley, zu diesem Thema einst. "Wir sind zuversichtlich, dass die FIA unser Auto erlauben wird", hatte Gerhard Berger ehedem bei Autosport verlauten lassen.

Was nun wirklich wird, wissen nicht einmal jene, die sogar das Auto schon gesehen haben - und das könnten dem möglichen Design nach alle oder auch nur wenige sein. Fakt ist, heute ist Press Day bei Toro Rosso und dabei wird Hof gehalten, egal ob mit oder ohne neuem Stier im Stall. Was danach passiert, wurde schon umfangreich durch die diversen Almanache, Geschichtsbücher und sonstigen Nachschlagewerke der Formel 1 gewälzt. Lachen könnte man nur, wenn der STR2 auf einmal wie der Spyker oder der Williams aussieht. Zwar wird das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht eintreffen, aber zu reden wird es so oder so geben. Wir, Sie, alle werden mit Argusaugen nach Barcelona blicken und zunächst einfach nur einmal das verarbeiten, was dort passiert. Und die nächste Nacht, um über Ideen zu brüten, kommt bestimmt. Nicht vergessen - es wird in jedem Fall der Zweite.