Jarno Trulli ist normalerweise nicht der Typ, der für Chaos und Aufruhr sorgt. Doch letzte Woche überraschte der Italiener mit einigen negativen Aussagen über sein Auto, dessen Potenzial er noch nicht einschätzen konnte, da er noch nicht einmal am Setup hätte arbeiten können.

Beim dritten Test mit dem TF107 in Barcelona erging es Jarno am Montag nicht viel besser als bei den vorangegangenen Testläufen in Jerez und Valencia. "Der Tag war besser, aber nicht so gut, wie ich es gerne gehabt hätte", gestand Trulli am Abend. "Ich hatte leider einige Probleme. Als das Auto dann fertig war, hat es geregnet. Das hat die Arbeit erschwert. Es war außerdem schwierig sinnvolle Setuparbeiten zu erledigen, da es extrem windig war. Es war also ein schwieriger Tag."

Genau davon hatte er in der letzten Zeit viel zu viele. Der Pechvogel glaubt jedoch nicht, dass er von Knecht Rupprecht bestraft wird, weil er unartig gewesen ist. Denn von den Problemen und dem Regenschauer abgesehen, verlief der Tag "ganz gut". Er konnte weitere Kilometer abspulen, das neue Getriebe testen und einige Fortschritte im Vergleich zur Vorwoche ausmachen. "Bei der Performance sehen wir nicht allzu schlecht aus, wenn man bedenkt, was wir gemacht haben", sah er sogar einen kleinen Hoffnungsschimmer. "Ich hoffe aber immer noch auf einen besseren Tag mit normalen Bedingungen." Dieser Traum würde ihm so vieles ermöglichen. Etwa das Auto endlich besser kennen zu lernen, das Setup zu ändern und die Richtung vorzugeben.

Von einem allgemeinen Reinfall möchte er beim TF107 jedenfalls nicht sprechen. "Das Auto fühlt sich nicht zu schlecht an, aber ich kann noch nicht sagen, was wir herausholen können." Der Grund ist in Jarnos Standardklage zu finden: "Wenn ich das Setup nicht ändern kann, kann ich auch nicht sagen, wie schnell wir sind." Panik bricht bei ihm aber nicht aus. "Ich möchte noch ruhig bleiben, wenn es um unsere Performance und unser Ziel geht."

Wieso sein Teamkollege Ralf Schumacher das Auto bisher viel positiver bewertet hat, kann Jarno nicht genau erklären. "Wir wollen alle gewinnen, aber das gilt für jeden im Paddock. Wichtig ist es, das mit Fakten zu untermauern. Man muss wissen, was man auf der Hand hat - wie im Poker. Wenn man ein gutes Auto hat, kann man gewinnen, ansonsten muss man bluffen; aber das mag ich nicht, ich sage lieber die Wahrheit." Und die ist, dass er momentan eben nicht viel über die Performance seines Autos sagen kann. "In Jerez sahen wir nicht so gut aus, hier war es besser. Trotzdem müssen wir noch viel am Auto verbessern."

Es gebe einige Problemfelder am Auto, aber keine, die man nicht beheben könnte. "Ich habe schon einige Ideen, was verbessert werden muss." Anfangen will er damit am Mittwoch. Und dafür hat Jarno einen Traum oder quasi das Remake seines ursprünglichen Traums: "Ich hoffe jetzt auf einen normalen Testtag, um am Auto zu arbeiten. Ich habe bislang immer nur Probleme gehabt oder es hat geregnet. So habe ich zwar die meisten Kilometer zurückgelegt, aber nichts daraus ziehen können." Damit soll jetzt Schluss sein. Oder träumt Jarno nur davon?