Circuit de Catalunya, 15:00 Uhr. Die Sonne brennt, der zwischenzeitliche Regenschauer zur Mittagszeit ist längst vergessen. Zwei Renault brettern im Abstand von wenigen Fahrzeuglängen hintereinander durch die neue Schikanenkombination vor der Zielkurve. Statt durch zwei High-Speed-Kurven zu fliegen, geht es jetzt kräftig über die Kerbs. Zumindest einer der beiden kunterbunten R27 springt immer wieder heftig über die Randsteine.

Danach folgt Felipe Massa. Der Brasilianer lässt es ruhiger angehen. Er lenkt seinen F2007 brav um die Kerbs herum. Kaum Kontakt, kein Springen oder Hüpfen. Genauso würde es auch Nick Heidfeld machen, der die neue Streckenführung erst am Dienstag in seinem F1.07 kennen lernt. "Der erste Kerb sieht recht flach aus", analysierte Nick. "Beim Zuschauen habe ich gesehen, dass die Autos im ersten Teil nicht ganz nach außen gefahren sind, um eine bessere Linie für den zweiten Teil zu haben. Im ersten Kurventeil ist der Kerb recht niedrig, den kann man mitnehmen - der zweite Teil ist jedoch extrem hoch, den wird man nicht mitnehmen können. Er ist sogar extrem hoch, da dürfte man noch nicht einmal im Tourenwagen drüber fahren können."

Bisher kennt Nick die Strecke nur aus zwei Perspektiven: Von den Grashügeln dahinter im Sonnenschein stehend und am Steuer eines Reisebusses, mit dem er 70 Mitglieder seines Fanclubs zwei Mal um den Circuit chauffierte und dabei die Kerbs mächtig rattern ließ - allerdings nicht in der neuen Schikane. "Die alte Kurve war sehr schön. Jetzt geht die Zielkurve danach mit Vollgas, das ging vorher nicht. Dadurch wird der Kurs etwas langweiliger, aber auch sicherer."

Jarno Trulli reicht das. "Es ist viel sicherer geworden", sagte er nach seinem ersten Test auf dem neuen Streckenlayout. Die fehlenden Hochgeschwindigkeitskurven seien "okay" gewesen, aber ausgangs der Zielkurve war die Auslaufzone dafür zu gering. Dennoch: "Die neue Schikane hat die Natur der Strecke verändert, denn es fehlen zwei High-Speed-Kurven", betonte Jarno. "Das beeinflusst auch etwas das Setup. Aber die Änderungen kommen der Sicherheit zugute, was sehr gut ist." Nur einem kommt es nicht zugute: den Überholmanövern. Auch Jarno glaubt nicht daran, dass die Mickey-Mouse-Streckenführung zu mehr Action führen wird. Trotzdem sieht Trulli in der neuen Kurve noch immer eine Herausforderung.

Eine andere Herausforderung haben Jarno und die GPDA bislang sehr gut gemeistert. Denn nicht nur in Barcelona wurde die Sicherheit erhöht. "Es hat sich viel geändert", sagte Trulli. "Sobald wir etwas Druck mit der FIA und den Teams ausüben, ändert sich alles dramatisch. Ich habe heute Morgen mit dem Doktor gesprochen und er konstatierte einen großen Fortschritt." Auch für die anderen beiden spanischen Teststrecken in Jerez und Valencia. "Innerhalb von sechs Monaten ist da ein Riesenschritt gelungen." Das Beste daran ist: "Es hat nicht mehr gekostet als vorher. Wir sprechen hier von ein paar tausend Euro mehr, das ist im Vergleich zu den Summen, die für Tests ausgegeben werden, gar nichts."

Und so werden auch am Mittwoch die Boliden über die neuen Randsteine holpern oder diese großzügig auf der Jagd nach der Ideallinie umfahren. So lange nur die weiß-rote Farbe Schaden nimmt, soll es allen recht sein.