Auf beiden Seiten der Interpretationsskala gehen die Emotionen nach wie vor hoch, wenn das Thema Kundenchassis angesprochen wird. Denn was ab 2008 mit dem neuen Concorde Agreement angeblich möglich sein soll, ist trotz allem hin und her 2007 prinzipiell einmal nicht erlaubt, auch wenn über die Installation externer Firmen versucht wird, das zu umgehen. Deswegen war es auch nicht verwunderlich, das Williams Chefingenieur Patrick Head - ein Verfechter der Anti-Kundenchassis-Fraktion - bei der Präsentation des FW29 am Freitag recht klare Worte fand.

"Im Moment unterliegen wir dem Concorde Agreement von 1998 und es ist dort drin absolut klar und eindeutig, dass jedes Team der Designer und Bauer seines eigenen Autos zu sein hat. Und keine Ansammlung von Nebel oder Spiegeln, wie eine andere Firma zu erfinden oder geistiges Eigentum für einen Euro oder so weiterzugeben, ändert das. Wir fahren um eine Fahrer-WM und auch um eine Konstrukteurs-WM und ich sehe nicht ein, wie ein Team an der Konstrukteurs-WM teilnehmen und Punkte sammeln kann, wenn es nicht der Konstrukteur ist. Das Wort Konstrukteur schließt ja nicht nur den Bau des Autos ein, sondern auch das Design und das geistige Eigentum, das es untermauert."

Dennoch ist Head so wie sein Teamchef Frank Williams der Meinung, dass ein Kompromiss in der Sache gefunden werden kann. Er ist sich nur nicht sicher in welcher Form. Was Head auf keinen Fall will ist, dass die Sache so weit geht, dass Super Aguri und Toro Rosso, die angeblich mit Chassis fahren wollen die dem von Honda beziehungsweise Red Bull Racing sehr ähnlich sind, in Melbourne nicht starten können.

Das Super Aguri Interims-Auto hat mit seiner Ähnlichkeit zum RA106 von Honda bereits einige aufhorchen lassen, Foto: Sutton
Das Super Aguri Interims-Auto hat mit seiner Ähnlichkeit zum RA106 von Honda bereits einige aufhorchen lassen, Foto: Sutton

"Es gibt da ein recht starkes Empfinden, auch bei den größeren Teams, dass sie glauben, jeder, der an der Weltmeisterschaft teilnimmt, muss ein Konstrukteur sein wie unter Absatz Drei des bestehenden Concorde Agreement. Aber wie Frank sagt, es sollte mich überraschen, wenn es mit Anhörungen in Melbourne endet. Also wird es irgendwo einen Kompromiss geben." Und auch im Sinne der Formel 1 hofft Head, dass es nicht zu einer Situation kommt, wo Toro Rosso und Super Aguri nicht die Erlaubnis bekommen, zu fahren. Und das bezieht er auch darauf, falls sie mit Kopien ihrer Schwesterteams kommen sollten, was sie beteuern nicht tun zu wollen. "Die Formel 1 braucht jedes Team", meinte er.

Außerdem ist sich Head noch nicht so sicher, dass sich die Lage ab 2008 ändern könnte. Denn für ihn ist auch ab dann der Einsatz von Kundechassis noch keine beschlossene Sache. "Es gibt keine klare Position. Die technischen Regeln für 2008 wurden von der FIA ohne Absprache mit den Teams vorgegeben, aber es ist ganz klar, dass es ein neues Concorde Agreement geben muss - und man sagt uns, dass das bis Mitte des Jahres erledigt sein muss. Die Abmachung, die wir mit der FOM unterzeichnet haben, besagt, dass die Regeln, die wir von 2008 ab anwenden werden, substantiell so wie die im Concorde Agreement von 1998 sein sollen." Sollte sich Heads Prognose bewahrheiten, dann könnte es in Zukunft noch einiges zu besprechen geben, da die Prodrive Mannschaft, die ab 2008 einsteigt, fest mit dem Einsatz eines Kundenchassis spekuliert.