Der Grid ist voll: Im nächsten Jahr geht mit Prodrive das zwölfte und letzte Team an den Start. Noch besitzt die Truppe von David Richards weder ein Auto noch einen Motor oder Fahrer. Auch die neue Fabrik ist noch lange nicht fertig gestellt. Dennoch ist Team Nummer 12 für viele Akteure im F1-Zirkus eine große, wenn nicht sogar die letzte Hoffnung.

Prodrive - Die zwölfte Hoffnung...

Hier soll das Team einmal residieren., Foto: Prodrive
Hier soll das Team einmal residieren., Foto: Prodrive

... für Testfahrer Es gibt drei Arten von Testfahrern. Solche Jungspunde wie Robert Kubica, die schon bald ins kalte Wasser geworfen werden, auf Anhieb schwimmen und als große Stars der Zukunft gehandelt werden. Es gibt aber auch solche wie Alexander Wurz, die auf das Testabstellgleis geraten und erst nach vielen Jahren des Testdaseins ihr Comeback feiern dürfen. Und dann ist da noch die Sorte Testfahrer vom Schlage eines Luca Badoer, der nach einigen GP-Einsätzen nie wieder zurück in die Startaufstellungen gefunden hat. Dieses Schicksal droht momentan vielen - etwa Pedro de la Rosa, Christian Klien, Marc Gené und Ricardo Zonta. Ein neues Team bietet all jenen erfahrenen Kräften neue Hoffnung. Immerhin braucht David Richards erfahrene Leute für den Aufbau seines Rennstalls. Deshalb ist davon auszugehen, dass er eine Mischung aus einem erfahrenen und einem jungen Piloten verpflichten wird. Zonta & Co scharren sicher schon mit den Rennschuhen.

... für zu viele Fahrer BMW und McLaren Mercedes gelten als heißeste Anwärter auf die Rolle des Chassislieferanten bei Prodrive. Einige der oben genannten Testfahrer dürften das freudiger aufnehmen als andere - denn als Partnerteam könnte man auch gehörigen Einfluss auf die Fahrerwahl nehmen. Beide Teams haben je vier Fahrer unter Vertrag. Bei BMW Sauber sind das Nick Heidfeld, Robert Kubica, Timo Glock und Sebastian Vettel, bei McLaren Mercedes Fernando Alonso, Lewis Hamilton, Pedro de la Rosa und Gary Paffett. Alle acht würden 2008 gerne in einem Einsatzcockpit sitzen - gerade Paffett hat sich das zum Ziel gesetzt. Mit einem Kundenteam wie Prodrive wäre dies schnell möglich, denn die beiden silbernen Autos sind mit Alonso und Hamilton wohl auf längere Zeit vergeben. Bei BMW tobt hingegen ein harter Kampf um die beiden Stammcockpits für das nächste Jahr; selbst ein Heidfeld könnte, wenn es ganz schlecht läuft, wie Villeneuve vor ihm verdrängt werden - dann wäre Prodrive als BMW-Kunde eine willkommene Option.

David Richards kommt bald zurück., Foto: Prodrive
David Richards kommt bald zurück., Foto: Prodrive

... für Hersteller Die Big Boys könnten mit einem Quasi-B-Team, oder nennen wir es Partnerteam, aber nicht nur unzufriedene Fahrer glücklich machen. Sie würden auch ihre eigene Stellung verbessern, mehr Macht und Einfluss erlangen. Dabei sprechen wir nicht nur von verbotenen Teamorderspielchen, allein der Einfluss bei Abstimmungen über neue Regeln ist mit mehr Stimmrechten enorm. Noch heute wird Ferrari unterstellt, dass sie in früheren Jahren Sauber und zuletzt die beiden Red Bull Teams für ihre Zwecke ausgenutzt haben. Wie sonst hätten die Red Bull Teams für eine Wiedereinführung von Reifenwechseln stimmen können, wenn das doch ganz klar zum Nachteil ihrer Michelin-Pneus war? Ein zweites Team bringt aber noch andere, legale Vorteile mit sich. Gerade in Zeiten der Testbeschränkung können Motoren- und Chassishersteller viel mehr Daten sammeln und Kilometer abspulen, wenn sie ein weiteres Team beliefern. Kein Wunder, dass zuletzt immer mehr Gerüchte auftauchten, wonach Ron Dennis Interesse daran habe, Anteile an Prodrive zu erwerben.

... für David Richards Der Brite hat noch eine offene Rechnung mit der Königsklasse. Sein erster F1-Ausflug mit Benetton endete bereits nach einem Jahr, seine Zeit bei British American Racing blieb ebenfalls ohne Titelgewinn. Das will er mit seinem eigenen Rennstall nachholen. Getestet wird allerdings nicht vor Dezember dieses Jahres. Noch drehen sich die Verhandlungen um die Kundenmotoren und Chassis sowie natürlich die Fahrer, die mangels weiterer Personalplanungen wie Aerodynamiker, Designer oder Technikchefs ganz oben auf der Liste stehen. Aber das ist eine andere Geschichte...