Augen auf - Werbung ansehen zahlt sich aus! Viele Leser werden jetzt, wie einst Mika Häkkinen in seinen Mercedes-Spots, mit einem finnisch angehauchten "Ja klar" antworten. Natürlich sagt jeder Verantwortliche eines Printmagazins, Fernseh- oder Radiosenders oder Internetportals, dass alle Leser die Werbung geradezu in sich aufsaugen sollten. Den Beweis dafür, dass dies tatsächlich sinnvoll ist, lieferte Martin Westerhoff. Er surfte vor einem Jahr mit offenen Augen für Werbekampagnen durch das Internet und entdeckte einen Werbebanner für etwas, dass sich "Bridgestone e-Reporter" nannte. Für den jungen Journalisten begann damit ein aufregendes Motorsport-Abenteuer.

Zwar verpasste er die Einschreibefrist für die Saison 2005, aber zu Jahresanfang 2006 legte er sich die Bewerbungsunterlagen für den Bridgestone e-Reporter Wettbewerb frühzeitig zurecht. "Ich habe mir nicht viele Gedanken darüber gemacht und die Chancen als deutschsprachiger Teilnehmer etwas zu gewinnen als gering eingestuft", sagte er rückblickend. Über 400 Teilnehmer bewarben sich, um vielleicht einer der 8 Finalisten zu werden. Diese durften bei je einem europäischen Formel 1 Grand Prix ins Fahrerlager der GP2. Als e-Reporter gingen sie dort auf Stimmenfang, führten Interviews und schrieben Artikel.

Martin Westerhoff bei der Arbeit., Foto: Bridgestone
Martin Westerhoff bei der Arbeit., Foto: Bridgestone

Als einziger deutscher Finalist reiste Martin zum Deutschland GP auf dem Hockenheimring. "Dort musste ich meine Fähigkeiten live unter Beweis stellen", erinnerte er sich. Tagsüber wirbelte er im GP2-Paddock herum, recherchierte Infos und führte Gespräche mit den Fahrern und Verantwortlichen. Am Abend ging es dann ans Eingemachte: "Dann musste ich die Trainingssitzungen oder Rennen für die Bridgestone-Website zusammenfassen." Und zwar unter Zeitdruck: Maximal eine Stunde blieb ihm dafür Zeit. Darüber hinaus musste er zwei Tage nach dem Rennwochenende einen Artikel mit freier Themenwahl abgeben, für den er mehr Zeit und Ruhe zur Verfügung hatte.

Alle geschriebenen Texte, egal ob sie unter Stress vor Ort oder in Ruhe zu Hause entstanden waren, sowie das Auftreten vor Ort wurden dann von einer prominent besetzten Jury rund um ITV-Mann Tony Jardine sowie die Pressesprecher der GP2 und von Bridgestone beurteilt. "Sie beurteilten wie man mit den Leuten umging und ob man beispielsweise auch aus weniger gesprächigen Interview-Partnern noch etwas herausholen konnte. Ich Prinzip wurde ich während meines gesamten Aufenthalts verfolgt", sagte Martin lachend.

Neben den beiden Deutschen Timo Glock und Michael Ammermüller hatten auch Alexandre Premat, Lewis Hamilton und Nelso Piquet jr keine Chance Martins Fragen zu entkommen. Besonders viel bohren musste er bei seinen Gesprächspartnern aber nicht. "Ich hatte keinen, der mich angeschwiegen hat." Der Ice Man weilte ja auch im hermetisch abgeriegelten F1-Fahrerlager gleich um die Ecke.

Aber auch dort durfte sich Martin einmal umsehen. "Ich war schon überrascht, dass die Serie direkt unter der F1 so stressfrei ist", zog er eine verblüffende Bilanz. "Die Fahrer waren relativ entspannt und man konnte sich auch außerhalb der Interviewsitzungen mit ihnen unterhalten. Das hat mich am meisten überrascht." Statt Glitzer und Glamour steht in der GP2 eben noch Motorsport im Vordergrund. "Man konnte sich bei den Teams umschauen und bekam sogar einige Sachen erklärt. Die Mechaniker von Timo Glock haben mir erklärt, warum Timo beim Start ein Problem hatte und was sie mit der Kupplung gemacht haben, um dieses zu lösen." Dabei scheinen sie tatsächlich gewusst zu haben, was sie tun: Immerhin stand Timo bei seinem Heimrennen in Hockenheim auf dem obersten Podestplatz.

Immer Zeit für ein paar Sätze: Martin im Gespräch mit Alex Premat., Foto: Bridgestone
Immer Zeit für ein paar Sätze: Martin im Gespräch mit Alex Premat., Foto: Bridgestone

Im GP2-Fahrerlager konnte sich Martin sogar einige ausgefallene Fragen leisten, die er für die Fahrerlagerzeitung Red Bulletin stellen sollte. "Ich fragte die Fahrer, mit der Schwester welches GP2-Piloten sie gerne einmal ein Date hätten", verriet Martin. "Das war ganz lustig, weil sie natürlich zuerst nur gegrinst, aber nichts gesagt haben." Mit solchen ungewöhnlichen Fragen lässt sich schnell ein fest eingeprägtes Standardantworten-Repertoire aus den Angeln heben. Am Ende kristallisierte sich heraus, dass die Schwestern von José Maria Lopez und Nelson Piquet jr die meist begehrten Damen waren.

Aber nicht nur wegen der drei Tage in Hockenheim lohnten sich die harte Arbeit und die vielen Fragen für Martin: Ende September erfuhr er, dass er von der Jury zum Gesamtsieger gekürt wurde. Bereits eine Woche später startete er zum Pariser Auto Salon durch. Damit begann sein Gewinnerprogramm, welches ihn auch an zwei Bridgestone-Sicherheitskampagnen teilnehmen lässt und ihm einen Besuch beim MotoGP-Finale in Valencia bescherte. "Die Formel 1 hatte ich schon live erlebt, aber die MotoGP noch nie", erzählte er. "Ich hatte mal am Nürburgring ein Seriensportrennen gesehen, das aber tot langweilig war. An der MotoGP fand ich vor allem die Geschwindigkeit faszinierend. In der Realität sind sie noch schneller und bremsen noch härter, als man das am Fernseher wahrnimmt. Das hat mir noch mehr Respekt vor den Fahrern verschafft."

Kein Wunder, dass Martin vom E-Reporter Wettbewerb schwärmt. "Sie legen sich für einen ziemlich ins Zeug, denn es wäre einfach eine Menge Geld für Tickets auszugeben und das war's. Aber stattdessen bieten sie einem eine einmalige Möglichkeit in Bereiche vorzustoßen, wo man normalerweise nicht hinkommt." Es lohnt sich also tatsächlich nicht nur im Straßenverkehr die Augen auf zu machen - auch Werbekampagnen sollte man hellwach begutachten...