Was bedeuten Dir Deine Fans?
Nick Heidfeld: Eine Menge! Ich glaube, unser Fanclub ist einer der besten. Die Stimmung ist gut. Ich stehe dabei nicht so extrem im Mittelpunkt, wie man sich das vielleicht vorstellt. Natürlich geht es um mich, aber es geht auch darum, gemeinsam Spaß zu haben. Die Atmosphäre ist locker. Wir gehen Kart fahren und feiern zusammen. An den Strecken treffe ich natürlich bei Rennen in Deutschland auf die meisten Fans. Das genieße ich sehr, das ist eine tolle Unterstützung. Insofern finde ich es schade, dass wir zukünftig nur noch einen Grand Prix in Deutschland haben werden. Aber man muss auch sehen: Es war grandios, dass wir so lange zwei hatten. Fans im Ausland sind immer ein interessanter Spiegel der Mentalität und Landeskultur. Asiaten zum Beispiel sind schüchtern, solang sie alleine sind. In der Gruppe, das gilt ab zwei oder drei Personen, überrennen sie einen. Dann bricht ruckzuck Chaos aus, das kann sehr lustig sein.

Deine Freundin Patricia war 2006 weniger häufig bei den Rennen. Fehlt Dir diese Begleitung?
Nick Heidfeld: Auf jeden Fall. Ich habe meine Familie und speziell Patricia immer gerne um mich. Tagsüber hat man zwar keine Zeit, aber abends schon, und dann kommt man auch mal auf andere Gedanken, spricht über andere Themen. Das ist wichtig. Seit wir die kleine Juni haben, sie wird im Juli 2007 zwei Jahre alt, gehen deren Bedürfnisse aber vor. Man kann ein Baby nicht ständig um die Welt fliegen, und im Fahrerlager wäre sie sowieso fehl am Platz. Wenn Patricia und Juni mitkommen, dann ist meistens auch die Oma dabei, die mit Juni im Hotel bleiben kann.

Rufst Du nach jedem Training zu Hause an und rapportierst?
Nick Heidfeld: Nein. Nur, wenn ich einen Unfall hatte, melde ich mich sofort, damit sich keiner Sorgen macht. Aber ich langweile Patricia nicht damit, welcher Heckflügel in welcher Kurve besser war. Wir telefonieren viel, aber dann sprechen wir über andere Dinge und über Juni. Super ist Video-Telefonie: So habe ich die ersten Schritte meiner Tochter live sehen können, obwohl ich nicht zu Hause war.

Die Formel 1 hat sich seit Deinem Einstieg im Jahr 2000 verändert. Hast Du Dich mitverändert - der Fahrstil, der Zugang?
Nick Heidfeld: Technische Veränderungen oder Änderungen im Reglement haben Einfluss auf die Fahrweise. Mit den leistungsschwächeren V8-Motoren muss man beispielsweise etwas anders durch die Kurven fahren als früher mit den V10. Dass die Motoren länger halten müssen, führt dazu, dass man zeitweise mit reduzierter Drehzahl fährt. Grundsätzlich verfeinert sich der Fahrstil mit den Jahren. Im Kart galt ich noch als Materialmörder. Aber schon zu Formel-Ford-Zeiten war ich einer, der sehr schonend mit dem Material und den Reifen umgegangen ist. Das ist heute noch so. Meine generelle Einstellung zur Formel 1 ist sicher etwas cooler geworden. Die anfängliche Ehrfurcht ist Routine gewichen. Was sich auch im Laufe der Jahre verändert hat, ist, dass ich abends nicht mehr ganz so lange im Fahrerlager bleibe. Ich bin zwar immer noch einer der letzten Fahrer, der geht, aber früher habe ich oft bis Mitternacht über Daten gebrütet. Dann sieht man irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, und der Schlaf kommt zu kurz.

Was bedeutet Sicherheit für Dich?
Nick Heidfeld: Privat bedeutet Sicherheit für mich, eine gesunde Familie zu haben und auch ein gewisses Geld, das einen ruhig schlafen lässt. Absolute Sicherheit gibt es im Privaten ebensowenig wie im Rennsport. Die Autos und die Rennstrecken sind im Laufe der Jahre erheblich sicherer geworden, aber ein Risiko bleibt immer. Wenn sich Räder berühren oder die Sicht bei Regenrennen schlecht ist, dann wird es gefährlich. Jeder muss für sich entscheiden, ob er diese Risiken eingeht oder nicht. Für mich lautet die Antwort ganz klar: ja.