Es war der letzte Testtag des Jahres 2006. Zum ersten Mal kletterte Fernando Alonso in einer Box in Jerez in sein neues Arbeitsgerät, einen silbernen MP4-21. In der anderen Ecke der Box stand fast unbeobachtet sein neuer Teamkollege Lewis Hamilton, der als erster McLaren-Rookie seit Michael Andretti in die neue Saison startet. Sein Ziel ist schnell beschrieben: er will so viel wie möglich lernen - vom Team, von Fernando und über die Formel 1.

In Jerez gab es dafür aber keine Zeit. Es gab zu viel zu testen und beide Einsatzfahrer konzentrierten sich auf ihrer Seite der Box auf ihre Aufgaben. Zeit zum Plauschen gab es nicht. Zu diesem Zeitpunkt war das aber auch nicht nötig. Denn Lewis hatte ganz andere Probleme: "Ich würde nicht sagen, dass ich mich einfach angepasst habe. Es sieht immer einfach aus, aber das ist es nicht", betonte er. "Ich musste sehr hart physisch und mental arbeiten, um die wenige Zeit, die ich hatte, auch zu nutzen. Acht Testtage klingt vielleicht viel, ist es aber nicht. Es gab viel zu testen und ich bin sehr glücklich, dass es so gut funktioniert hat."

Gerechnet hatte er damit nicht. "Wenn man beginnt ein F1-Auto zu fahren, dann fährt es mit dir und du kämpfst dagegen an. Erst wenn man sich daran gewöhnt hat, kontrollierst du es", berichtete Lewis. "Ich erwartete nicht besonders schnell zu sein - wenn man es ist, dann ist man entweder unglaublich gut oder es ist einfach, aber es ist eben nie einfach."

Schon gleich gar nicht, wenn es so viel zu lernen gibt. "Die Technik ist wahnsinnig kompliziert und ganz anders", so Lewis. "Es ist völlig neu für mich, ein Auto zu entwickeln. Ich bin es gewohnt mit hinein zu setzen und Gas zu geben." Deswegen waren die Wintertests für ihn bislang äußerst wichtig. Als Nummer 2 sieht er sich aber nicht. "Ich kenne meine Position im Team. Ich fühle mich aber nicht wie eine Nummer 2. Ich bin einfach nur froh, ein Teil des Teams zu sein. Fernando ist der Weltmeister, er ist der Nummer 1-Fahrer. Das akzeptiere ich. Ich muss sehr hart arbeiten, um dahin zu kommen."

Für Hamilton ist es schon ein Erlebnis heute als McLaren-Fahrer die Präsentation seines neuen Autos zu erleben. "Ich war schon so dankbar, dass ich überhaupt zu den Kandidaten für das Renncockpit zählte", erinnerte er sich. "Ich wäre auch als Testfahrer zufrieden gewesen, das war sowieso mein erstes Ziel. Jetzt hoffe ich, dass ich gute Arbeit leisten kann. Das Team möchte gewinnen, mit welchem Fahrer werden wir sehen - aber normalerweise sollte der Doppelweltmeister der Fahrer sein, der es zuerst schafft."