Wenn Zuversicht auf Vergangenheitsbewältigung trifft, dann muss es nicht immer um Themen der großen Weltpolitik gehen. Manchmal kann auch einfach der Rennsport dabei seine Finger im Spiel haben. So war die Präsentation des neuen Toyota TF107 im Expo Center in Köln ein Mix aus Selbstkritik mit Blick auf die vergangene Saison und großen Vorsätzen für die kommende.

"In den letzten 50 Jahren gab es viel Schmerzen und Freude", erinnerte John Howett, der Präsident von Toyota Motorsport, an die Geschichte des Herstellers im Motorsport. Doch es habe sich der Kampfgeist von Toyota durchgesetzt, meinte er. Wie man seinen Worten entnehmen konnte, war das anscheinend auch Notwendig, da er rückblickend auf 2006 zugeben musste, dass man zu wenig abgeliefert habe und es nicht befriedigend war. "Ziel ist der erste Sieg. Das ist das Ziel für 2007", gab er aber gleich danach die entsprechende Parole für das kommende Jahr vor.

Die drei Piloten beim posieren mit dem neuen Spielzeug, Foto: Sutton
Die drei Piloten beim posieren mit dem neuen Spielzeug, Foto: Sutton

Diesem Tenor schlossen sich auch alle anderen an, die auf der Bühne mit Präsentator Florian König standen und sich über das was war und das was kommen wird unterhielten. Für Teamchef Tsutomu Tomita war 2006 ein enttäuschendes Jahr und für den Vize-Obmann von Toyota Motorsport, Tadashi Yamashina, war es einfach ein schweres Jahr. Aber alle, wirklich alle, stimmten dann in den Chor mit ein, der davon sprach, dass es 2007 nun endlich den ersten Sieg geben solle. Der Vizepräsident der Toyota Motor Corporation, Kazuo Okamoto meinte, dass dafür alle Energien in den TF107 geflossen seien.

Nach diesen ganzen guten Vorsätzen warteten die Anwesenden umso gespannter auf den neuen Boliden für die kommende Saison, von dem der General Manager Chassis, Pascal Vasselon meinte, dass vom Vorjahresauto höchstens noch die Gurte hineinpassen würden. Zu den Klängen von japanischen Taiko Trommlern wurde er dann enthüllt, der TF107 und zeigte zum ersten Mal sein Gesicht.

Was sich alles geändert hat, ist laut John Howett das Folgende: "Er hat sich beim Basislayout ziemlich radikal verändert. Als wir vom V10 zum V8 gegangen sind ist der Hinterteil des Motor effektiv am gleichen Platz geblieben und das Chassis sowie der Benzintank haben den Platz ausgefüllt, wo die vorderen zwei Zylinder des V10 waren. Jetzt haben wir den Motor nach vorne bewegt und hart daran gearbeitet, immer noch einen großen Tank zu haben. Der Getriebekasten ist länger und wir werden erstmals ein stufenloses Getriebe haben."

Zudem sei der Hauptfokus auf die Aerodynamik gelegt worden und daran habe sich auch das Layout des Chassis orientiert. "Das ganze Monocoque-Konzept wurde in der Höhe und wie es sitzt verändert. Davor war es ein recht niedriges Auto, jetzt ist es höher. Wir haben die Federung verbessert und wir haben einige Entwicklungen in der Pipeline, von denen wir hoffen, dass sie uns Leistung bringen", meinte Howett.

Die Familie mit dem Neuzugang, Foto: Sutton
Die Familie mit dem Neuzugang, Foto: Sutton

Doch laut Pascal Vasselon war genau dieser Leistungsgedanke im vergangenen Jahr einer der Gründe, warum es mit der Zuverlässigkeit oft nicht geklappt hat. "Wir haben wegen der Leistung zu viel Risiko bei der Zuverlässigkeit genommen", meinte er. Das wurde bei der Entwicklung des TF107 berücksichtigt und die läuft schon einige Zeit. "Der TF107 ist eine völlige Veränderung. Wir haben fast keine Teile, die vom TF106 oder TF106B passen würden. Der Fakt, dass wir für Monaco ein B-Auto hatten, hat den Ehrgeiz bei der Entwicklung des TF107 überhaupt nicht gebremst. Trotz der Tatsache, dass wir mit dem TF106B beschäftigt waren, haben wir mit dem Konzept für den TF107 bereits im Januar 2006 begonnen. Es ist wahr, dass wir bei unserer Entwicklung im vergangenen Jahr auf einen ganz anderen Zeitplan kamen, aber das wurde durch eine große Entscheidung beeinflusst - der Übergangspunkt war, den TF105B in der Mitte von 2005 zu bringen, was den Zyklus 105B/106/106B geschaffen hat", erklärte Vasselon.

Doch mit dem neuen Auto ist es bis Saisonbeginn noch nicht getan. Laut Vasselon werde es bis dahin bereits ein neues Aerodynamik-Paket geben und bei der Rückkehr nach Europa schon das nächste. In einem anderen Bereich wird es dafür keine oder kaum Entwicklung geben, nämlich beim Motor. Etwas, das Luca Marmorini, den General Manager für den Bereich Motor, nicht recht freut. Deswegen bestand die Hauptaufgabe für ihn darin, den Motor auf 19.000 Umdrehungen zu tunen.

Die größeren Schwierigkeiten gab es eher im Vorfeld der Motoren-Einfrierung. "Zunächst haben uns die Unsicherheiten stark beeinflusst. Lange war es nicht klar, was geplant war, was für uns bedeutet hat, dass wir viele parallele Projekte am laufen halten mussten, um alles abzudecken. Das war das erste. Zweitens gab es die Idee einen Drehzahl-Begrenzer einzuführen, aber, auch wenn es vorher diskutiert wurde, niemand hatte gedacht, dass es auf 19.000 Umdrehungen gehen würde. Wir hatten geplant, während der Saison einen Motor zu bringen, der viel höher drehen würde. Es war ein Motor, mit dem wir die Saison beendet hätten und den wir dann ordnungsgemäß für 2007 eingeführt hätten. Als es klar war, dass wir 2006 einen Motor für 2007 homologieren würden, mussten wir aufhören, also war es eine große Verschwendung von Ressourcen und Zeit", klagte Marmorini, der dennoch mit dem Motor glücklich ist, der für das kommende Jahr bereitsteht.

Ebenso glücklich sind auch die Piloten, die beide einhellig davon sprachen, endlich den ersten Sieg für Toyota holen zu wollen, der eigentlich ja schon im vergangenen Jahr geplant gewesen war. Ralf Schumacher meinte: "Ich bin optimistisch für die Saison. Ein Faktor, der für Toyota spricht, ist dass wir das einzige Team sind, dass in allen Aspekten konstant geblieben ist; von den Fahrern bis zum Reifenlieferanten. Das sollte zu unserem Vorteil sein, da es uns Stabilität gibt."

Es wurde auch ordentlich auf den Putz gehauen, Foto: Sutton
Es wurde auch ordentlich auf den Putz gehauen, Foto: Sutton

Zum neuen Auto meinte er: "Viele Dinge haben sich am Auto verändert, vor allem wie es entwickelt wurde. Ich bin sehr zuversichtlich, wie das alles gehandhabt wurde. Wir blieben ruhig und haben die Probleme, die wir letztes Jahr gehabt haben ausgeräumt. Die Zeichen sind gut und wir scheinen in die richtige Richtung unterwegs zu sein. Vom Motor her, sind wir schon ziemlich dort und die Zuverlässigkeits-Probleme, die wir letztes Jahr hatten, werden bearbeitet. Wir werden einige mechanische Änderungen haben, ein Upgrade im Getriebekasten und solche Dinge, damit wir das Auto optimieren. Und ich bin mir sicher, bei der Aerodynamik haben wir viel dazu gewonnen. Das sind die wichtigsten Faktoren."

Auch Jarno Trulli sah dem neuen Jahr mit Zuversicht entgegen, wobei das bei ihm relativ gesehen werden könnte. Denn er sagte: "Aus meiner Erfahrung muss man immer positiv auf das nächste Jahr blicken, weil alles passieren kann." Als wichtigsten Punkt für ein besseres Jahr 2007 sah er, wie die meisten anderen auch, die Zuverlässigkeit. "Sicher war das einer unserer schwächsten Punkte im vergangenen Jahr. Wir haben einige gute Gelegenheiten wegen der Zuverlässigkeit verloren, das war wirklich schade." Doch er meinte, dass man jetzt viel Erfahrung habe und das für die Zukunft helfen werde. Der Blick nach vorne ist also bei Gesamt-Toyota sehr, sehr positiv - 2006 war er das aber auch schon.

Technische Daten TF107

Chassis TF105
Monocoque Karbonfiber Konstruktion
Benzintank ATL Sicherheitszelle
Dämpfer Penske
Räder BBS
Reifen Bridgestone
Bremsen Brembo
Bremsmaterial Hitco
Steuerung Toyota Servolenkung
Lenkrad Toyota/Magneti Marelli
Sicherheitsgurte Takata
Elektronik Toyota/Magneti Marelli
Getriebe Siebenganggetriebe plus Rückwärtsgang
Radstand 3.090 mm
Länge 4.530 mm
Höhe 950 mm
Breite 1.800 mm
Gewicht 600 kg (mit Fahrer & Kamera)

Technische Daten RVX-07

Motor RVX-07
Bezeichnung RVX-07
Anzahl der Zylinder 8
Hubraum 2.398cc
PS ca. 740 PS
Drehzahl max. 19.000 Umdrehungen
Zündkerzen Denso
Benzin Esso
Schmieröle Esso