Er ist da: Der neue Mann bei Ferrari, der Nachfolger des erfolgreichsten Rennfahrers aller Zeiten, des Mannes, der die Scuderia zurück an die Weltspitze führte und ihr zu einer eigenen roten Ära verhalf. Beim alljährlichen Ski-Event in Madonna di Campiglio stellte sich Kimi Räikkönen zum ersten Mal in seiner roten Arbeitskleidung den Fragen der Journalistenschar.

Zwei Dinge stellte er von vorne herein klar: Er ist nicht Michael Schumacher und er wird sich, seinen Stil und sein Privatleben nicht verändern. Trotzdem erlebten die Anwesenden schon gleich zu Beginn von Kimis Pressekonferenz einen veränderten, angepassten Räikkönen. Seine ersten Worte in offizieller Funktion als Ferrari-Fahrer sprach er standesgemäß auf Italienisch. "Buongiorno a tutti!" Michael Schumacher hatte es in den vergangenen Jahren vorgemacht, Felipe Massa zog heute sogar mit einem italienischen Interview nach. Obwohl Kimi nicht mehr als das erwähnte "Buongiorno" zusammenbrachte, war ihm der erste Applaus des Jahres sicher.

Viel mehr heimische Töne werden die italienischen Kollegen aber auch in Zukunft nicht aus ihm herausholen können - denn so sehr möchte sich Kimi bekanntlich nicht verändern. "Ich kenne nicht viele italienische Wörter, aber wenn man mit Italienern zusammenarbeitet, lernt man mit der Zeit sicher etwas", sagte er. "Ich werde aber keine Italienisch-Stunden nehmen, denn das ist nicht der Grund, warum ich hier bin." Einige alltägliche Dinge werde er aber sicher schnell lernen.

Wie fühlte es sich nun an, zum ersten Mal in einem roten Polo-Hemd und einer roten Kappe vor den Medien zu sitzen? Wie war es erstmals offiziell das Logo mit dem springenden Pferd zu tragen? "Es ist ein schönes Gefühl", blieb Kimi ganz der Iceman. "Die Atmosphäre ist anders, sehr gut, familiärer - alle geben ihr Bestes. Auch die Stimmung ist entspannt und es macht Spaß, mit den Leuten zu arbeiten. Es gibt also nur Positives zu berichten." Natürlich hat der Finne jetzt auch eine neue Lieblingsfarbe. "Rot ist viel wärmer als Silber", sagte er. "Ich mag den Stil des Teams und es ist natürlich etwas Besonderes zum ersten Mal Ferrari-Teamkleidung zu tragen. Es ist eben neu und spannend den roten Rennanzug anzuziehen."

Nur die rote Farbe ist neu: Kimi will sich nicht verändern., Foto: Sutton
Nur die rote Farbe ist neu: Kimi will sich nicht verändern., Foto: Sutton

Zum ersten Mal hat Kimi das Wort Ferrari in seiner Kindheit gehört, "wahrscheinlich bei einer Formel 1-Übertragung im Fernsehen", versuchte er sich zu entsinnen. Was aber bedeutet der südländische Mythos Ferrari für den angeblich unterkühlten, emotionslosen Iceman, den Finnen aus einer anderen Rennfahrergeneration? "Ferrari war schon immer das Team, das alle beobachtet haben - es ist also etwas Besonderes für das Team zu fahren", wusste er nicht ganz zu überzeugen. Aber Kimi will sich ja nicht verändern oder verstellen, also durften die Tifosi kaum erwarten, dass er ihnen eine Arie auf die ruhmreiche Scuderia singen würde.

Immerhin war Kimi in den letzten Wochen seines unfreiwilligen Winterurlaubs, schließlich gehört er erst seit 1. Januar offiziell zu Ferrari, nicht untätig. Er besuchte die Fabrik in Maranello, ließ sich seinen Sitz gießen, sprach mit den Ingenieuren, hat sogar einem Test in Jerez beigewohnt und sich gut im Team eingelebt. "Das wird mir helfen", ist er sicher. Ob er die übrige freie Zeit für zusätzliches Krafttraining genutzt hat, konnte er nicht verraten. "Ich war Weihnachten zu hause und hatte ohne Tests nicht viel zu tun, also habe ich mein normales Wintertrainingsprogramm absolviert. Ich habe aber nicht darauf geachtet, ob ich mehr oder weniger als sonst gemacht habe - ich mache, was ich für richtig halte." Eben ganz der alte Kimi, dem viele die Rute ins Cockpit stellen: Wenn er sich nicht ändere, würde er nie in die Fußstapfen des ständig testenden und wie verrückt trainierenden Schumacher treten können. Kimi hat seine Antwort darauf schon ganz zu Anfang gegeben: Er will sich nicht verändern und ist eben kein Michael Schumacher.

Dennoch wird er an den Erfolgen der letzten Jahre gemessen werden - an den Erfolgen von Michael Schumacher. "Ferrari ist in Italien eine große Sache, die Fans und die Öffentlichkeit haben hohe Erwartungen, aber ich werde mein Bestes geben, diese zu erfüllen", kündigte er an. "Deshalb werde ich meine Arbeitsweise aber nicht ändern. Es gibt immer Leute, die einen mögen oder eben nicht mögen." Die Zielsetzung sei dieselbe wie in jedem Jahr: "Ich werde versuchen, um den WM-Titel zu fahren. Aber es ist noch zu früh, um zu sagen, wie gut wir sein werden."

Schließlich ist für ihn alles neu. Auch ist er noch nie in einem Ferrari gefahren, geschweige denn mit dem neuen Auto für 2007. "Aber es sollte kein Problem sein, dass ich keinen Einfluss auf seine Entwicklung hatte. Die Autos sind immer unterschiedlich und ich habe genügend Zeit, mich daran zu gewöhnen", beschwichtigte er. Auch die Tatsache, dass Felipe Massa die erste Ausfahrt mit dem neuen Boliden zuteil wird, stört ihn nicht. Schließlich ist das nur ein Shakedown, ein Funktionstest aller Systeme. "Interessant wird es, wenn ich zum ersten Mal im Auto sitze und sehe, wie anders es sich fahren lässt im Vergleich zum McLaren." Dann wird Kimi sehen, ob er sich vielleicht doch verändern muss.