2007 ist alles neu, 2007 wird alles anders. Das lässt sich schon allein daran feststellen, dass die Scuderia Ferrari, in den vergangenen zehn Jahren der Inbegriff eines Ein-Fahrer-Teams, mit zwei gleichwertigen Fahrern antritt. Und das nicht nur auf dem geduldigen Papier oder in den offiziellen Beteuerungen der Verantwortlichen. Tatsächlich sollen Felipe Massa und Kimi Räikkönen gleich behandelt werden und die gleiche Chance auf Siege und den WM-Titel haben. So etwas gab es bei den Roten nicht mehr, seit Michael Schumacher zum ersten Mal bei ihnen ins Cockpit gestiegen ist; allerdings ging es vorher auch lange Zeit nicht um Siege oder gar den WM-Titel...

Ein Teamduell im wahrsten Sinne des Wortes., Foto: Sutton
Ein Teamduell im wahrsten Sinne des Wortes., Foto: Sutton

Bei der Kombination Ferrari und Teamordner schwirren sofort Zahlen durch die Hirnwindungen eines jeden F1-Fans: 2001, 2002 - zweimal Spielberg, einmal Indianapolis. Die Hauptdarsteller hießen immer Michael Schumacher und Rubens Barrichello. Im letzten Jahr kam es zu einem Besetzungswechsel, der zunächst keine Veränderung zu bringen schien. "Ich werde alles tun, um Schumacher zu helfen", sagte der kleine Felipe im WM-Kampf. Ist das keine Teamorder, die ein Ergebnis beeinflusst und folglich verboten ist? Natürlich, aber das Team hätte sich jederzeit darauf berufen können, dass Massa es nicht auf Befehl gemacht habe, sondern aus Loyalität seinem Teamkollegen gegenüber - und natürlich seinem Arbeitgeber.

Dennoch gab es 2006 erste Anzeichen einer Veränderung. Michael Schumacher lobte seine neue Nummer 2 in höchsten Tönen, ja er respektierte Massa ehrlich und baute ihn sogar in seine Abschiedsworte ein - sowohl in Monza als auch in Sao Paulo. Ob das wirklich eine - wenn dann wohl kleine - Rolle in seiner Rücktrittsentscheidung spielte, wie er es in Monza sagte, bleibt allerdings zu bezweifeln. Nichtsdestotrotz bekam Schumacher 2006 bereits die rote Zukunft zu spüren: In der Türkei opferte das Team nicht den Führenden Massa, um Schumacher in der frühen Safety-Car-Phase zuerst reinzuholen und ihm so Platz 1 zu sichern. Der Deutsche musste sich hinten anstellen, Massa siegte, Alonso quetschte sich als Zweiter dazwischen und Schumacher verlor so wichtige Punkte im Titelkampf.

Zur Vollständigkeit sei erwähnt, dass man dies auch auf eine der wenigen taktischen Fehlentscheidungen der Scuderia zurückführen könnte. Zu Rennbeginn ließ man Massa vor Schumacher gewähren, um die Positionen elegant beim ersten Boxenstopp zu verändern - doch das Safety-Car machte diesen Plan zunichte. Beim vorletzten Rennen in Suzuka bewies Ferrari, dass sie ihre Lehren daraus gezogen hatten: Massa ließ Schumacher bei der ersten Gelegenheit vorbei. Bis zur 37. Runde ging der Plan auf...

Für 2007 gibt es einen neuen Masterplan. "Wir werden eine gesunde Rivalität zwischen unseren Fahrern haben", prophezeite Jean Todt der Daily Mail, "das könnte tolle Ergebnisse schaffen." Neue Töne aus Maranello: zwei Top-Piloten ohne eine Nummer 1b. Wer sich im Duell Massa gegen Räikkönen durchsetzen wird, steht hier nicht zur Diskussion. Denn da gilt es einiges an Pros und Contras zugunsten oder ungunsten der beiden Ex-Saubermänner abzuwägen.

Fotofinish oder Fotomontage? Ein Teamduell der anderen Art., Foto: Sutton
Fotofinish oder Fotomontage? Ein Teamduell der anderen Art., Foto: Sutton

Die Ferrari-Rivalen gehen 2006 wie es aussieht andere Wege: Sie schwenken absichtlich oder notgedrungen auf das erfolgreiche Ferrari-System der jüngeren Vergangenheit um. Bei Renault ist Giancarlo Fisichella die neue Nummer 1, wobei ihm Heikki Kovalainen nach einer gewissen Lernphase durchaus gefährlich werden könnte; aber das ist wieder eine andere Geschichte. Fest steht: Renault konzentriert sich 2007 auf den Titelkandidaten Fisichella. Das gleiche Bild bei McLaren. Dort ist Fernando Alonso der klare Favorit, Lewis Hamilton absolviert ebenfalls sein Lehrjahr.

Nur Ferrari setzt diesmal nicht auf nur einen Piloten und wendet sich damit von der Erfolgsformel der letzten Jahre ab. Das Paradebeispiel war Michael Schumacher, kein Thema, aber auch Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen waren bei McLaren quasi Einzelkämpfer - David Coulthard, Juan Pablo Montoya und Pedro de la Rosa waren für sie keine Gegner. Auch Alonso hatte mit Fisichella zwei Jahre lang leichtes Spiel, der Italiener stand klar im Schatten der inoffiziellen Nummer 1.

Immer geht ein Zweikampf der Teamkollegen jedoch nicht gut. Das hat das große Beispiel Senna gegen Prost bewiesen. Denn eines wünscht sich kein Team - das Worst Case-Szenario: eine Kollision der beiden Teamkollegen. "Wir werden genau darauf achten, dass die interne Rivalität nicht konterproduktiv wird", ist Todt schon heute vorbereitet. "Die Interessen von Ferrari sind das wichtigste und Räikkönen und Massa kennen dieses Gesetz sehr gut." Also bleibt doch alles beim alten?