"Man kann sagen, wir sind auf Kurs," fasste der BMW-Motorportdirektor die momentane Situation seines Teams zusammen. Im Interview mit Eurosport erklärte Mario Theissen, dass der fünfte Platz in der Konstrukteurswertung 2006 die Erwartungen übertroffen habe und auch die beiden Podiumsplätze von Nick Heidfeld in Budapest und Robert Kubica in Monza seien eine kleine Überraschung gewesen. "Zudem haben wir auch zwei Podiumsplätze erreicht, die eigentlich erst nächste Saison im Kalender standen. Alles in allem kann man sagen, dass wir eine sehr gute Start-Saison hingelegt haben. Das gibt uns Vertrauen, den nächsten Schritt über den Winter zu vollziehen."

Als Höhepunkt der Saison sieht Theissen das Podium in Monza, das sein Team aus eigener Kraft erreicht hat. "Da waren wir ganz vorn dabei und gemessen an der Tankladung sogar auf Pole Position. Das war ein ganz besonderes Erlebnis und natürlich auch ein weiterer Motivationsschub." Jetzt geht es darum, den Trend in der Saison 2007 beizubehalten und auszubauen. Inwieweit man mit der Spitze letztendlich mithalten kann, bleibe jedoch abzuwarten, meint Theissen. "Wir werden sehen. Unser Ziel im nächsten Jahr ist ein Podiumsplatz aus eigener Kraft. Wir sind im Zeitplan und auch die Zahlenwerte aus dem Windkanal sind sehr positiv. Ich bin also sehr zuversichtlich, dass dies gelingen wird."

Im kommenden Jahr wird darüber hinaus in Hinwil auch der Bau der neuen Anlage abgeschlossen werden und auch da ist man bei BMW Sauber dem Zeitplan bereits etwas voraus. "Wir bauen derzeit von 275 auf 430 Mitarbeitern aus und liegen jetzt schon bei 400. Die Erweiterung der Fabrik ist ebenfalls im Zeitplan und wird am Ende der nächsten Saison bezogen werden. Da sind wir genauso auf Kurs wie mit der Entwicklung des neuen Autos." Alles in allen stehen die Zeichen bei BMW Sauber also auf Erfolg und besonders die Einheitsreifen könnten, nach Theissens Meinung, ein entscheidender Faktor sein, die Konkurrenz näher zusammenrücken zu lassen und die Formel 1 somit auch wieder spannender werden könnte.

"Der Reifenfaktor war einfach zu groß in den letzten Jahren, so dass einer mit dem richtigen Reifen wie der Held aussah und der mit dem falschen wie ein Idiot," erklärt der 54-jährige. "Und das, obwohl die Fahrer Gleiches geleistet haben. Das fällt natürlich weg, und es treten andere Faktoren in den Vordergrund: Fahrer, Aerodynamik und natürlich der Motor." Unkerufe, dass das Interesse an der Königsklasse ohne Michael Schumacher verloren gehen könne, kann Theissen nicht nachvollziehen. "In der ersten Saisonhälfte wird er sicher vermisst werden, das wird ein komisches Gefühl sein," gibt er zu. "Auf der anderen Seite sind aber so viele junge Talente dabei, die nachdrängen, so dass aus meiner Sicht die Spannung sogar größer wird. Außerdem hat schon die Vergangenheit gezeigt, dass manch ein Top-Fahrer gegangen ist und sich die Lücke schneller geschlossen hat, als man vorher dachte."

Einer, der die Lücke in Zukunft vielleicht mit füllen kann, ist der neue Mann bei BMW, Sebastian Vettel, der als Ersatzfahrer unter Vertrag genommen wurde. Mario Theissen warnt jedoch davor, jeden Neuling in der Formel 1 schon als potentiellen Nachfolger des Rekordweltmeisters zu sehen. "Man sollte es keinem Fahrer antun, ihn in die Fußstapfen von Michael Schumacher zu stellen. Denn die sind einfach zu groß." Vettel hätte aber sicher das Potenzial, einer der ganz Großen zu werden, erklärt er weiter. "Potenzial - oder nennen wir es Talent - ist allerdings nur die Eintrittskarte zum Rennsport, man muss dann selbst etwas draus machen."