Gianclaudio "Clay" Regazzoni, geboren am 5. September 1939 in Lugano, war die große Formel 1-Hoffnung der Schweiz; wie so viele Rennfahrer hatte auch er Höhen und Tiefen in seinem Leben zu verbuchen. Am 21. Juni 1970 debütierte "Clay" für Ferrari in Zandvoort, holte bei seinem ersten Rennen gleich Platz 4 und wurde im Premierenjahr auf Anhieb WM-Dritter.

Noch im selben Jahr gelang ihm das Meisterstück, den Grand Prix von Monza zu gewinnen. Er realisierte also das, wovon jeder Ferrari-Fahrer träumt und hatte bereits zu diesem Zeitpunkt die Herzen der Tifosi für sich gewonnen.

Regazzoni und Ferrari: So sahen es die Tifosi gerne., Foto: Phipps/Sutton
Regazzoni und Ferrari: So sahen es die Tifosi gerne., Foto: Phipps/Sutton

Nach einem kurzen Intermezzo 1973 bei BRM kehrte Regazzoni gemeinsam mit seinem Teamkollegen Niki Lauda zu Ferrari zurück und führte die damals erfolglose Scuderia wieder an die Spitze. Nach einer von ihm verursachten Kollision mit Lauda beim Großen Preis von England 1976 in Brands Hatch musste Regazzoni aber sein Cockpit bei Ferrari frei geben.

Lauda: "Er war ein Vorbild für mich, eine starke Persönlichkeit. Ich habe sehr viel von ihm gelernt und er war ein ausgezeichneter Teamkollege. Er hat nie hinter dem Rücken anderer agiert, sondern Probleme ausdiskutiert und dann waren sie erledigt. Risiko prägte sein gesamtes Leben."

Im Folgejahr probierte sich Clay beim Ensign-Team von Mo Nunn, was sich allerdings als Flop erwies, und schon nach einem Jahr dockte er beim Shadow-Team an, mit dem er ebenfalls keine Bestplatzierungen abliefern konnte. Er führte dort im wahrsten Sinne des Wortes ein "Schattendasein".

Clay Regazzoni war ein echter Racer., Foto: Sutton
Clay Regazzoni war ein echter Racer., Foto: Sutton

Ab 1979 ging es wieder steil bergauf. Clay Regazzoni wurde neben Alan Jones beim Williams-Team verpflichtet. Frank Williams verdankt Regazzoni den ersten Sieg seines Rennstalls, den er gelungener Weise beim Heimrennen in Silverstone erringen konnte.

Dennoch verpflichtete Williams für 1980 Carlos Reutemann als neuen Piloten und Regazzoni kehrte zu seinem alten Team Ensign zurück. "Der erste GP Sieg war wahrscheinlich das wichtigste Ereignis unserer Formel 1-Geschichte. Clay war ein absoluter Gentleman und es war eine große Freude mit ihm zusammen zu arbeiten. Ich und Patrick [Head] werden uns immer an ihn erinnern", so Teamchef Frank Williams.

Das Jahr 1980 brachte eine tief greifende Veränderung im Leben von Clay Regazzoni. Es sollte nichts mehr so sein wie vorher: Beim vierten Rennen in Long Beach lag Regazzoni an vierter Stelle, als ausgerechnet an der schnellsten Stelle der Strecke sein Bremspedal brach und er daraufhin in einen in der Auslaufzone stehenden Brabham und anschließend in die Betonmauer raste. Regazzoni wurde rasch aus dem total zerknautschten Ensign-Boliden geborgen und mit schweren Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen ins nahe liegende St. Mary Hospital überführt.

Der Unzerstörbare ließ sich auch vom Rollstuhl nicht aufhalten., Foto: Sutton
Der Unzerstörbare ließ sich auch vom Rollstuhl nicht aufhalten., Foto: Sutton

Die Wirbelverletzungen stellten sich als so schwer heraus, dass der Tessiner seitdem querschnittsgelähmt war. So fand seine Formel 1-Karriere ein jähes Ende. Regazzoni bestritt insgesamt 132 Grand Prix, errang 5 Pole Positions, 5 Siege, sowie 212 WM-Punkte und fuhr 15 schnellste Runden. Sein größter Erfolg war die Vizeweltmeisterschaft 1974. Diese Bilanz kann sich sehen lassen. Wegen seines unbeugsamen Durchhaltevermögens wurde er bald Der Unzerstörbare genannt.

Trotz seiner Querschnittlähmung bewies er neuen Lebensmut. Mit einer installierten Handgasvorrichtung am Lenkrad war es ihm möglich, in den achtziger und neunziger Jahren bei einigen Ausgaben der Rallye Dakar teilzunehmen. Außerdem engagierte er sich intensiv für medizinische Forschungsprojekte für Querschnittsgelähmte und arbeitete als Fernsehkommentator.

Am meisten imponierte er wohl während seiner aktiven Ferrari-Jahre, wo er bis heute bleibende Spuren hinterließ. So zollte auch Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo dem Tessiner seinen Respekt. "In Clay Regazzoni verlieren wir einen mutigen Fahrer. Mit ihm verlieren wir nicht nur einen unserer Piloten, sondern auch einen leidenschaftlichen Ferrari-Fahrer. In den Rennen wollte er das Limit herausfordern - von der ersten bis zur letzten Runde."

Am 15. Dezember 2006 verunglückte Clay Regazzoni tödlich auf einer Schnellstraße westlich von Parma in Italien nach einer Kollision mit einem LKW. Er wurde 67 Jahre alt und wird den noch heute aktiven F1-Urgesteinen und damaligen Wegbegleitern immer in Erinnerung bleiben.