Es ist jedes Jahr das gleiche Prozedere: Kaum hat der Weihnachtsmann unsere Stuben erobert und hoffentlich ein paar hübsch verpackte Pakete zurückgelassen, richtet sich der Blick auf das große Neujahrsfeuerwerk. Für motorsport-magazin.com bedeutet das: der Geburtstag rückt näher. Am 1. Januar 2001 öffnete ein damals noch f1welt.com getauftes Formel 1-Portal seine virtuellen Pforten. Seitdem sind unzählige Terrabyte die Datenleitungen des Internets hin und her geflossen und wurde aus f1welt.com das Motorsport-Magazin motorsport-magazin.com.

Wir werfen mit Ihnen einen Blick zurück auf die besten, lustigsten oder einfach nur skurrilsten Artikel des vergangenen Jahres 2006. Hinterher ist man angeblich immer schlauer: Wenn wir gewusst hätten, was für eine Lawine das Masse-Dämpfer-Verbot auslösen würde, hätten wir unserer legendären motorsport-magazin.com-Kristallkugel schon nach der Erstellung unseres Wochenrückblicks "Die Woche in der F1: Von Masse & Dämpfern" respektvoll auf das verstaubte Glas geklopft. Die Masse-Dämpfer sollten zum Wort, wenn nicht sogar zum Thema des Jahres werden. Der Erfolg der Masse-Dämpfer war sogar so groß, dass er Nachahmungstäter und Plagiate wie die fragwürdigen "Schwingungstilger" anzog. Oder haben Sie Ihrem Mechaniker schon einmal gesagt, dass er die "Tilger" wechseln solle?

Die Woche in der F1: Von Masse & Dämpfern

Der heißeste Tag des Jahres hinterließ seine Spuren: Auch in der motorsport-magazin.com Redaktion wurde geschwitzt, geschwatzt und völliger Blödsinn verzapft...

Stephan Heublein & Falko Schoklitsch, Erstveröffentlichung: 23. Juli 2006

Die Nachricht schlug ein wie ein handelsüblicher Eiswürfel in einem brodelnden Glas voller koffeinhaltiger Flüssigkeit: Der Motorsportweltverband FIA hat die so genannten "mass dampers" verboten! Verboten - das muss etwas grausames sein! Ja, geradezu etwas wahnsinnig Wichtiges, über das nun alle Medien pausenlos berichten, Sonderkorrespondenten in alle F1-Welt entsenden und sämtliche Pläne über den Haufen werfen müssen.

Glücklicherweise blieben wir davon verschont: Die zurückliegende Woche war von der altbekannten Newswüste geprägt. Einige nennen dies auch das Sommerloch oder einfach den Hitzestau in den Redaktionsräumen und wohl auch den Köpfen unserer Redakteure...

Die "mass dampers" sind also verboten. Der Donnerstag war gerettet und die Schlagzeilen-Maschinerie in Gang gesetzt. Was sich irgendwie nach "Pampers" anhört, hat gemäß Englisch-Deutsch Übersetzungs-Wörterbuch etwas mit "Dämpfern" zu tun; aber so weit hätten uns unsere Englisch-Kenntnisse auch noch gebracht.

Torn Spring führte die Invasion der Dämpfer an., Foto: Sutton
Torn Spring führte die Invasion der Dämpfer an., Foto: Sutton

Schwieriger wird es bei der Übersetzung technischer Begriffe, wenn es sich nicht um gewöhnliche "dampers" handelt, sondern um "mass dampers". Sind das dann "Massen-Dämpfer"? Oder sollten wir einen Blick über den Rand des Planeten hinaus werfen und uns bei Star Trek die "Trägheitsdämpfer" entleihen? Vielleicht sind aber auch die Freud'schen Tippfehler ein Hinweis auf die Bedeutung des Begriffs, warum sonst hätte sich urplötzlich das Wort "Massa-Dämpfer" auf dem Bildschirm eingefunden?

Ein erster redaktionsinterner Erklärungsversuch lieferte zumindest über die Funktionsweise der im Deutschen noch namenlosen Innovation Aufschluss: "Das ist irgendwas mit Stoßdämpfern, die die Vibration in den Kurven minimieren. So habe ich es verstanden." Na dann ist doch alles klar, oder? Nur der Begriff "Massen-Dämpfer", wie er später durch einige Schlagzeilen geistern sollte, sagte uns von Anfang an nicht zu. Verbot von Massendämpfern: Was soll das sein - ein Demonstrationsverbot für Dämpfer? "Das wäre ja noch schöner, wenn die Dämpfer sich formieren dürften", hieß es folgerichtig in unserer Redaktion. Ein Blick in unsere legendäre motorsport-magazin.com-Kristallkugel zeigte uns auch warum: Dort konnten wir in einem parallelen Dämpferuniversum erkennen, zu was ein solches Massen-Demonstrationsverbot führen würde...

"Eine breite Front an Dämpfern marschierte am Freitagnachmittag durch das Fahrerlager von Hockenheim", heißt es in einer unserer Meldungen in jener weit, weit entfernten Dämpfer-Dimension. "Die Dämpfer hatten sich hinter der Renault-Box formiert und zogen in Richtung FIA-Motorhome von Max Mosley. Auf Spruchbändern und in Parolen forderten sie die Aufhebung des Verbots von Massendämpfern und die Einführung einer vibrationsfreien Zone."

"Ihr Anführer mit dem Namen Torn Spring sagte in seiner Rede: 'Wenn es in der F1 etwas zu dämpfen gibt, dann wollen wir dafür zuständig sein und sonst niemand. Es wäre ja noch schöner, wenn jeder dahergelaufene Stoßdämpfer sich mit uns auf eine Ebene stellen könnte.' Max Mosley meinte dazu nur: 'Fragt nicht was die Masse für euch tun kann, sondern wie ihr dämpfen sollt. Diesbezüglich werde ich noch einen kurzen Brief aufsetzen.'"

Sympatisanten der Dämpfer hatten sich Mosley als Gegner ausgesucht., Foto: Sutton
Sympatisanten der Dämpfer hatten sich Mosley als Gegner ausgesucht., Foto: Sutton

Eigentlich hätten wir uns an dieser Stelle entsetzt von der Kristallkugel abwenden müssen, schließlich sind uns die Mosley'schen Briefe unserer Realität schon ein Graus. Aber die Neugier siegte dennoch: "In der Zwischenzeit beim BND. Ein besorgter Sacharbeiter kommt zu seinem Chef: 'Der Mosley hat wieder einen Brief angekündigt. Wir brauchen extra Personal für die Dechifrierung. Warum konnte er die Dämpfer nicht einfach Dämpfer sein lassen?'"

Die Gegenreaktion war auch für uns abzusehen: "Einer kam Max zuvor: Sein alter Brieffreund Paul Stoddart gewann seine zuletzt gerostete Liebe zum geschrieben Wort zurück und entsandte ein 55-seitiges Schreiben mit dem Titel: 'Petition zur Gründung eines Fighting Fund für Massendämpfer'."

"Inhalt des Schreibens ist, dass in Zukunft alle Motoren mit Trockeneis eingefroren werden sollen, wenn die Massendämpfer nicht zumindest 5 Euro pro Kurve erhalten, um das Fortbestehen der unabhängigen Dämpferhersteller zu sichern."

Eis! Ja, Eis hätten wir an jenem heißesten Tag des Jahres wirklich gebrauchen können - dann klappt's nämlich auch mit den Dämpfern. Das Deklinationsproblem lösten wir letztlich wie immer äußerst geschickt: Auch wenn wir Masse-Dämpfer (ohne "n"!) akzeptieren, bleiben wir doch lieber gleich einfach nur beim unmissverständlichen "Dämpfer".

Und was war sonst noch so los in den vergangenen sieben Tagen? Die GPMA, FIA und alle anderen kamen wie üblich zu keiner Einigung für ein neues Motorenreglement - vielmehr sorgte der World Motor Sport Council für noch mehr Verwirrung, da die Motoren aufgrund der gestiegenen Kurvengeschwindigkeiten ab sofort zur Sicherheitsfrage erklärt wurden. Die mehrfach verschobenen Ultimaten, Deadlines und allerallerletzten Fristen blieben abermals ohne Ergebnis. Außerdem spulten die Teams wie gewohnt unzählige Testkilometer in Jerez, Silverstone und Le Castellet ab; in Silverstone debütierte sogar der neue Super Aguri SA06, der bisher fast so sagenumwoben war wie der phantomartige MP4-18. Bei den Fahrern setzte sich bis zum Redaktionsschluss für diesen Artikel aber noch kein weiterer in eine rüpelhafte StockCar-Serie ab...