Alle wollten noch etwas loswerden, bevor der Weihnachtsmann den Kamin hinunter polterte. Das Jahr 2006 geht und während alle, die vielleicht etwas daran auszusetzen hätten, sich bereits in besinnlicher Stimmung oder gar im Urlaub befanden, präsentierte der Weltverband wieder einmal neue Regeln und die Teams den ein oder anderen neuen Fahrer.

Überraschend kam das für uns nicht. Denn schon vor genau einem Jahr durften wir an dieser Stelle "Von Wahn & Sinn" berichten. Was war passiert? "Weihnachten ist die Zeit der Besinnung, der Ruhe und des Friedens", zumindest dachten wir das damals. "Während es höchstens in den Geschäften noch zu stressigen Last-Minute-Einkäufen kommt, ist die letzte Woche vor den Festtagen in der Formel 1 normalerweise nicht der Rede wert", lautete unsere Schlussfolgerung, die sich bald als fatal erweisen sollte. Gleich am Montag wurden wir eines Besseren belehrt: Fernando Alonso und McLaren Mercedes ließen sprichwörtlich die Bombe platzen und gaben ihre Zusammenarbeit ab der Saison 2007 bekannt.

Max sorgt für Action: Ohne ihn gäbe es nur halb so viel zu tun..., Foto: Sutton
Max sorgt für Action: Ohne ihn gäbe es nur halb so viel zu tun..., Foto: Sutton

Damit war der Anfang vom Ende besiegelt und ich wurde mit unserem Kolumnisten Sven Heidfeld in einen folgenschweren Dialog verwickelt: "Damit konnte in der Woche vor Weihnachten niemand mehr rechnen", sagte Sven und bekam meine volle Zustimmung: "Nein, das kam aus dem Nichts. Aber für den Rest der Woche sollten wir die übliche Weihnachtsruhe erwarten können." - "Richtig", erwiderte Sven, "da wird nichts mehr passieren." - "Außer es kommen noch ein paar Leute auf die Idee, aus heiterem Himmel irgendwo Verträge zu unterschreiben." Manche Scherze sollte ich mir vielleicht einfach sparen...

Es kam, wie es kommen musste: Nach einem ereignislosen Dienstag wurde der eigentlich freie Mittwoch zum Tag des Mobiltelefons. Die damals gerade einmal vier Monate jungen Äuglein meines Patenkindes staunten nicht schlecht, als zur Mittagszeit plötzlich besagtes Mobiltelefon anfing, wie ein Weihnachtsbaum zu blinken. Am anderen Ende fand sich die Presseabteilung von Mercedes-Benz wieder. Die unerwartete Nachricht: DTM-Champion Gary Paffett wechselte als Testfahrer zu McLaren Mercedes in die Formel 1.

Kaum war der zweite silberne Überraschungscoup dieser Woche mit den Kollegen in der Redaktion abgestimmt, galt die Aufmerksamkeit wieder dem vermeintlichen Weihnachtsfrieden. Aber falsch gedacht: Super Aguri hatte das schier Unmögliche möglich gemacht und alle 10 Teamchefs unter einen Hut gebracht. Wenige Sekunden nachdem die Pressemitteilung in unserer Redaktion eingegangen war, traf die Meldung auch in Form eines abermals klingelnden und leuchtenden Mobiltelefons ein: 2006 sollte es endlich wieder elf Teams geben.

In den kommenden 90 respektive letztlich sogar 120 Minuten sollte dann nicht der Benzingeruch, sondern das runde Leder im Mittelpunkt stehen. An einem kalten Mittwochabend leuchtete die Münchner Allianz Arena ebenso hellrot wie die Startampeln in Bahrain. Doch kaum waren die Eingangstore zum neuen Fußballtempel passiert, war es wieder da: Das Klingeln und Leuchten in den gleichen Farben, in denen auch die Arena unter dem Münchner Sternenhimmel funkelte.

Was war diesmal geschehen? Nur ein Name fiel: Max Mosley. Der Mann, dessen Briefe jeder Motorsport-Journalist zu allen Tages und Nachtzeiten fürchtet. Die FIA hatte ihre damals neuen, heute aber schon längst überholten und mehrfach geänderten Regeln ab der Saison 2008 verkündet. Getreu dem zur Jahreszeit passenden Motto "Alle Jahre wieder" wurden wir auch in den vergangenen vorweihnachtlichen Tagen nicht von Pressemitteilungen und Verkündungen verschont. Doch wir sind ja lernfähig: In diesem Jahr waren wir auf alles gefasst - zurecht.

Da wird mehr kommen: to be continued..., Foto: Sutton
Da wird mehr kommen: to be continued..., Foto: Sutton

Den Anfang machte diesmal die FIA, die Ex-Jaguar-Boss Tony Purnell als Technischen Berater präsentierte. Danach blieb es bis Donnerstag ruhig, dann war der Tag der Deutschen: Timo Glock und Adrian Sutil erhielten Verträge für die neue Saison. Glock als vierter Mann bei BMW Sauber, Sutil sogar als Stammfahrer bei Spyker. Damit steht das Starterfeld für 2007 fast fest, nur bei Toro Rosso prangt noch ein "to be announced" in der FIA-Starterliste. Die Bestätigung von Scott Speed und Tonio Liuzzi ist aber nur noch eine Frage der Zeit; auch wenn der Blätterwald den Franzosen Sebastian Bourdais mehrfach unnachweislich in eines der beiden 07er Cockpits schrieb. Das ist frühestens 2008 möglich und laut Bourdais und Gerhard Berger gar nicht so abwegig.

Das Schlusswort gehörte natürlich Max Mosley, dem unsere Leserinnen und Leser übrigens in einer Umfrage mit überwältigender Mehrheit unterstellten, dass er nicht wisse, was er tue. Quasi um dies zu untermauern, präsentierte die FIA am Freitag das Reglement für die Saison 2009 - ohne große Worte und Ankündigungen, aber dafür mit einigen Änderungen. Zum Beispiel der Verbreiterung der Autos auf zwei Meter. Ein Schritt, den nicht nur Nostalgiker begrüßen werden, weil die Autos damit den Boliden der sprichwörtlichen "guten alten Zeit" wieder ähnlicher sehen dürften.

Nur Max scheint dafür etwas länger gebraucht zu haben, immerhin verringerte er die Fahrzeugbreite vor einigen Jahren von genau diesen 2000 mm auf nur noch 1800 mm. Ab der übernächsten Saison müssen die Autos nun mindestens 1980 mm breit sein. Und auch eine Rückkehr zu profillosen Slicks schwebt seit einiger Zeit über dem Regelbuch. Auch diese wurden Ende der 90er von einem gewissen Max Mosley aus Sicherheitsgründen und zur Senkung der Kurvengeschwindigkeiten verboten. Es wäre nicht der erste Salto rückwärts - noch ist nicht aller Tage Heiligabend; spätestens 2007 gibt es wieder eine Woche voller "Wahn & Sinn".