Wie bewerten Sie die Saison 2006?
James Key: Gemischt würde ich sagen. Natürlich war es enttäuschend, keinen WM-Punkt zu erringen, denn ich glaube, dass wir gegen Ende der Saison einen WM-Punkt verdient gehabt hätten. Aber der Wettbewerb war eng, die V8-Motoren sehr standfest und die Entwicklungsgeschwindigkeit der einzelnen Teams sehr hoch. Ich denke, das zeigt, wie eng der Wettbewerb im Starterfeld gerade ist. Es war aber auch sehr positiv, dass wir im Laufe der Saison Fortschritte gemacht haben, besonders, wenn man bedenkt, von wo wir kamen und wo wir 2005 waren. Bezüglich des Umkehrens eines Trends und des Startens einer Aufwärtsbewegung glaube ich, dass es gut war. Und es kam alles aus unserer Fabrik, wir haben es selbst geschafft. Insofern war es positiv.

Ging der Umstrukturierungsprozess weiter?
James Key: Wir sahen 2005 von vorneherein als eine Übergangssaison von Jordan zu Midland und daher gab es in dieser Zeit eine Menge Umstrukturierungen in der Vorbereitung für den M16. Diese Umstrukturierungen gingen bis in die Saison 2006 hinein, so dass die Übergangszeit länger wurde. Es war das erste wirklich neue Auto, das wir seit einigen Jahren hatten und viele davon waren von neuen Mitarbeitern entwickelt worden, es war also ein Aufbaujahr. Aber die Tatsache, dass wir in der Lage waren, die Schritte zu machen, die wir gemacht haben, war von allen Beteiligten eine tolle Leistung.

Neue Besitzer, neues Glück, Foto: Sutton
Neue Besitzer, neues Glück, Foto: Sutton

Das Auto unter die Top 16 im Qualifying zu bringen, müssen Highlights gewesen sein. Würden Sie dem zustimmen?
James Key: Ja. Das erste Mal, dass wir wirklich konkurrenzfähig waren war in Monaco. Am Start hatten wir zwar ein Problem, aber unsere Rundenzeiten, waren gut, besonders im Rennen, und wir waren mitten in einer ganzen Reihe von Autos. Das zeigte uns, dass wir aufholten. In Silverstone hatten wir dann ein Auto in den Top 16, danach erwarteten wir das dann und schafften es auch ziemlich regelmäßig. Das war ziemlich gut. Frustrierend war allerdings unsere Performance am Start und wir haben immer Plätze verloren und konnten so unsere Leistung aus dem Qualifying nicht umsetzen. Unsere Performance im Rennen war eigentlich immer besser als es schien, aber wir haben am Start Plätze verloren und waren dann zwischen anderen Autos eingeklemmt. Das war sehr frustrierend.

Das Team hat mit Spyker neue Besitzer und neue Investoren. Wie ermutigend ist diese Entwicklung?
James Key: Es ist gut, diese Stabilität zu haben. Spyker hat seine Absichten klar gemacht und sie wollen Erfolg haben, was wir auch wollen. Sie sind sehr enthusiastisch. Wir haben langfristig gute Chancen und müssen diese auch so sehen. Sie verstehen, dass wir keinen Schalter umlegen und kurzfristige Wunder erreichen können, und uns plötzlich in den Top 5 qualifizieren.

Sie haben in das neue Auto mehr Ressourcen gesteckt als letztes Jahr. Welchen Unterschied macht das im Hinblick darauf, wie sie die Arbeit über den Winter angehen?
James Key: Das macht einen sehr großen Unterschied. Das Budget hat sich offensichtlich erhöht und so können wir besser planen. Was die Investitionen betrifft, ist es also besser geworden und dann werden wir Anfang nächsten Jahres auch unseren Windkanal ausgebaut haben und natürlich haben wir noch weitere Pläne, die Geld kosten werden.

Gibt es Dinge, die Sie letztes Jahr auf Eis legen mussten und können Sie diese nun weiter vorantreiben?
James Key: Wir haben jetzt natürlich mehr Möglichkeiten. Wir müssen zwar immer noch aufpassen, was wir tun und sicherstellen, dass unsere Prioritäten richtig sind, aber wir haben nun mehr Möglichkeiten die wir verfolgen können. Wie gesagt, wir verfolgen langfristige Ziele und arbeiten an Dingen, die sich möglicherweise erst später auswirken werden.

Wie funktioniert die neue Struktur in Team mit Mike Gascoyne an Bord?
James Key: Mike ist jetzt sei einem Monat bei uns, und das ist sehr gut. Wir arbeiten gut zusammen, und er ist in einer Position, von der aus er immer einen Schritt zurückgehen kann und einen genaueren Blick auf die Dinge werfen kann, weil er eben neu bei uns ist. Das funktioniert wunderbar. Ich mache immer noch das Tagesgeschäft und er hat sozusagen den großen Überblick. Das ist im Vergleich zu Toyota sicher eine etwas andere Situation, so dass er wahrscheinlich auch etwas anders arbeiten muss.

Spyker plant langfristig, Foto: Sutton
Spyker plant langfristig, Foto: Sutton

Konnten Sie einige der Alltagsroutinen abgeben, die Sie früher zu tun hatten, wie zum Beispiel Verwaltungstätigkeiten?
James Key: Ja. Ich hatte viel mit Planung und Papierkram zu tun - grundlegende Gebiete des Jobs und in einem kleinen Team ist muss jemand diese Arbeit erledigen. Ich muss das zwar immer noch machen, aber jetzt habe ich jemanden, mit dem ich die technischen Dinge diskutieren kann, und das macht das Leben um einiges leichter. Mein Wunsch ist es, noch viel mehr zur technischen Seite des Geschäfts zurückzukehren und das fängt gerade an. Viele wichtige Entscheidungen, die zuvor alleine auf meinen Schultern lasteten, kann ich nun mit jemandem teilen. Mike kann mich dabei unterstützen oder diese auch selber treffen, wenn es sein muss. Das hilft mir natürlich sehr, aber ich bin immer noch sehr, sehr beschäftigt.

Waren die Verhandlungen mit dem neuen Motorenpartner interessant?
James Key: Das waren sie in der Tat. Wir waren ein paar Mal bei Meetings in Maranello und sie waren sehr entgegenkommend und flexibel. Sie verstanden, dass wir uns aufgrund des späten Vertragsabschlusses etwas in Zeitnot befanden, aber sie verstanden die Situation und unterstützten uns sehr. Ferrari ist ein großes Team, das viele Weltmeisterschaften gewonnen hat, und ich war mir nicht sicher, was ich zu erwarten hatte, aber es war sehr gut.

Was können Sie uns über das neue Auto sagen?
James Key: Wir gehen das ganze zunächst sehr konservativ an und erwarten uns größere Sprünge später in der der Saison. Wir erwarten nicht, dass wir gleich am Anfang einen großen Schritt nach vorne machen werden. Wie gesagt, jetzt, wo Spyker an Bord ist und Mike da ist haben wir mehr langfristige Pläne. Wir folgen einigen Philosophien, die wir mit dem M16 aufgestellt hatten, verbessern sie aber weiter. Dazu kommt, dass wir einen neuen Motor haben und uns um die Kühlung kümmern müssen. Also wird es auch einige optische Änderungen geben.

Die anderen Teams testen bereits. Sind sie ein wenig neidisch, dass sie schon wieder fahren?
James Key: Wir werden vor der Vorstellung des neuen Autos nicht testen, einfach weil die Installation des Ferrarimotors komplett anders als die des Toyota. Ein Übergangsauto wäre ein fast komplett neues Auto gewesen und das zu tun während wir das neue Auto bauen, wäre zu kompliziert gewesen. Natürlich wäre es schön zu testen, aber wir sind damit zufrieden, uns um die Dinge in der Fabrik und auf das neue Auto zu konzentrieren. Wir kennen Bridgestone und, obwohl die Reifen ziemlich unterschiedlich sein werden, ist es doch anderes, als wenn wir von Michelin kommen würden.

Verringert der späte Saisonstart den Druck etwas?
James Key: Ich glaube, das erlaubt es uns, die Dinge etwas später zu machen. Wahrscheinlich gibt es Tests im März, Shakedowns und so weiter, es ist also genügend Zeit.

In der nächsten Saison gibt es nur einen Reifenhersteller und die Motoren werden eingefroren. Glauben Sie, dass sich Ihre Chancen dadurch verbessern?
James Key: Ich glaube, die Reifen bringen das Feld näher zusammen und es wird weniger Unterschiede geben. Das Qualifying wird vielleicht etwas repräsentativer werden, weil bisher der eine oder andere Hersteller bessere Reifen für das Qualifying oder das Rennen hatte. Jetzt wird jeder auf den gleichen Reifen unterwegs sein. Das gleiche gilt für die Motoren, vor allem im Hinblick auf die Limitierung bei 19.000 Umdrehungen. Ich glaube, insgesamt ist das gut für alle.