Österreich versinkt ohne Schnee im Chaos. Die Austragung der Skiweltcups ist in Gefahr und damit die rot-weiß-rote Katastrophe perfekt. In Deutschland käme dem nur eine Absage der Fußball Bundesliga-Saison gleich; oder ein Rücktritt von Michael Schumacher, ach nein, lassen wir dieses Türchen lieber geschlossen. Und in England - tja, da sind sie eh alle schon wahnsinnig. Spätestens seit der Verpflichtung von Lewis Hamilton als drittem englischen und viertem britischen Stammpiloten.

Doch der junge Brite stand beim F1-Testauftakt in der vergangenen Woche in Barcelona nicht im Mittelpunkt. Allerdings waren es auch nicht die großen Drei der letzten Jahre, die die Schlagzeilen für sich verbuchten: Michael Schumacher fiel nach seinem Rücktritt freiwillig in ein Loch, Fernando Alonso dementierte seine angebliche Hochzeit und darf genauso wenig wie Kimi Räikkönen vor dem Jahreswechsel in sein neues Arbeitsgerät klettern. Die Königsklasse startete also ohne einen einzigen Champion in die Wintertestsaison 2006/2007 - kein Wunder, dass die Medien sich einen anderen Weltmeister zum Testauftakt wünschten; und den bekamen sie auch.

Eintages-Tester Häkkinen hat sein Comeback genossen., Foto: Sutton
Eintages-Tester Häkkinen hat sein Comeback genossen., Foto: Sutton

Nach langen Spekulationen und wildesten Gerüchten stand fest: Mika Häkkinen würde am Mittwoch in Barcelona weilen. Aber würde er auch fahren? Erst hieß es ja, dann wieder nein, dann wieder ja. Er war da und er ist auch gefahren - entgegen allen realistischen Erwartungen.

Die Gründe für seine Testrückkehr wurden heiß diskutiert, schließlich sahen manche den Test als Anfang einer ganzen Reihe von Tests, bei denen Häkkinen dem Team mit seiner Erfahrung helfen sollte. Aber kann die Erfahrung eines Piloten, der seit fünf Jahren in keinem F1-Auto mehr am Limit gefahren ist, wirklich so viel helfen? Ist es überhaupt nötig einen Ex-Doppelweltmeister zu reaktivieren, um die Zeit bis zum Arbeitsanfang des amtierenden Weltmeisters zu überbrücken? Für das aktuelle Fahrer-Trio Lewis Hamilton, Pedro de la Rosa und Gary Paffett wäre das ein Schlag ins Gesicht gewesen. Vor allem für den erfahrenen de la Rosa hätte es ein völlig falsches Signal bedeutet. Nämlich dieses: Du kannst es nicht, deswegen müssen wir den alten Herren aus der DTM zurückholen. Dabei ist der Spanier noch immer etwas angefressen, weil er das zweite Stammcockpit an Hamilton verlor.

Wirklich hundertprozentig durchschaubar waren die Erklärungen, wie es zum Häkkinen-Comeback für einen Tag kommen konnte, zwar nicht, aber eins wurde deutlich: Es war eine Wunscherfüllung für den Finnen, nicht die Vorbereitung eines echten Comebacks. Die Fitness ist bei Mika natürlich noch vorhanden, immerhin ist er seit zwei Jahren wieder in der DTM aktiv; allerdings sind dort die Anforderungen doch andere als in einem F1-Cockpit. Als Doppel-Champion hat er natürlich auch viel Erfahrung und den Draht zum Team, allerdings fuhr er vor dem Barcelona-Test, seit seinem Rücktritt in Suzuka 2001, nur einmal mit einem F1-Auto - bei einer Demofahrt auf dem Goodwood Festival of Speed.

Wie also sollte er dem Team bei der Weiterentwicklung helfen, wenn Michael Schumacher, der erst vor wenigen Wochen seinen Rücktritt in die Tat umsetzte, genau aus jenem Grund ein Comeback in der schnelllebigen F1-Welt ausschloss? "Die Formel 1 verändert sich ständig: die Technik, die Motoren, die Regeln, die Pisten", sagte Schumacher dem Magazin der Süddeutschen Zeitung. "Wenn du da einmal raus bist, bist du raus."

Kommt er noch mal zurück?, Foto: Sutton
Kommt er noch mal zurück?, Foto: Sutton

War Mikas Test also eine reine PR- und Image-Kampagne für McLaren, Mercedes, deren Sponsoren und die DTM? Schließlich kann es der höchsten deutschen Tourenwagen Serie nur gut tun, wenn einer ihrer Stars mal wieder mit der Formel 1 in Verbindung gebracht wird. Die Antwort gab Mika selbst: "Nein, es ist kein PR-Gag. Ich nehme diesen Test sehr ernst, da ich für das Team wichtige Informationen sammeln muss. Es ist nicht nur ein Spaß." In einer wichtigen Phase der Vorbereitung wäre das auch nicht clever gewesen, gerade da den Teams in diesem Jahr nur wenige Tests zur Verfügung stehen, um sich auf die neue Saison vorzubereiten. McLaren hat es dabei doppelt schwer: Sie müssen 2007 die erste sieglose Saison seit zehn Jahren vergessen machen. Damit das gelingt, müssen sie sich in diesem Winter zu allererst an die neuen Bridgestone-Reifen gewöhnen. Es gibt also keine Zeit für Experimente.

Deshalb betonte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug auch, dass Mikas Test eine "einmalige Ausnahme" gewesen sei. Es werde keine Wiederholung geben. Wer am Mittwoch bei Häkkinens Aussagen genau hinhörte, der konnte aus seinen Worten dennoch herauslesen: er brennt, er will fahren, nicht nur zum Spaß, nicht nur als PR-Stunt, sondern, um Vollgas zu geben, anders als bei seinem Auftritt in Goodwood, um dem Team wichtige Daten und Infos zu liefern, um wieder mit einem F1-Auto am Limit zu agieren. Lässt das den Schluss zu, dass Mika nach seinem Testtag tatsächlich noch öfter in einem F1-Auto Platz nehmen möchte? Aber selbstverständlich, immerhin ist er ein Vollblut-Racer, der am Donnerstag nach seinen 79 Runden im Rausch des Speeds sogar Norbert Haug widersprach: "Ich weiß es nicht, ob ich noch einmal testen werde. Warten wir ab, was passiert." Mika kam, teste und brennt jetzt auf mehr.