Manchmal sind es die ganz normalen Alltagsprobleme, mit denen sich auch Formel 1-Piloten herumschlagen müssen. Zum Beispiel das Packen des Gepäcks. "Wegen der neuen Handgepäck-Regeln darfst du ja inzwischen fast nichts mehr mit in die Flieger nehmen", grummelte Timo Glock vor seiner Abreise nach Barcelona. Dort bestreitet er am Donnerstag seinen ersten F1-Test seit seinem Jordan-Engagement 2004. Seine größte Sorge: Am Abend geht es direkt weiter nach Valencia, wo er am Freitag einen GP2-Test mit iSport bestreitet. Wo also hin mit dem ganzen Gepäck? Am Ende kam es sogar noch schlimmer: Ohne Grund kam er erst mit 90-minütiger Verspätung aus Frankfurt in Richtung Barcelona weg.

Die Aufregung hatte er am Montag aber noch im Griff. "Mich wundert's selbst, wie ruhig ich noch bin", gestand er. "Ich verspüre überhaupt keine Aufgeregtheit oder gar irgendwelchen Druck. Hin und wieder fängt es zwar mal leicht an, dass ich lachen muss, weil ich mich auf den Test freue. Aber insgesamt genieße ich es mehr, als mich davon verrückt machen zu lassen." Deshalb freut er sich auf den Test "wie ein fünfjähriges Kind auf Weihnachten".

Als er schließlich am Nachmittag auf dem Circuit de Catalunya in Granollers vor den Toren Barcelonas ankam, war der Testbetrieb schon im vollen Gange. "Es war ein ganz witziges Gefühl, mal wieder in ein Formel 1-Fahrerlager reinzulaufen und zu wissen, dass man dort auch einen Job zu tun hat - wenn auch erst in ein paar Tagen", beschrieb der 24-Jährige. Doch für ihn begann schnell der Alltag. "Ich saß bei einem Briefing aller Ingenieure mit den Fahrern Nick Heidfeld und Robert Kubica dabei. In diesem Meeting, das abends um halb Sieben begann, wurde der Tag noch mal genau durchgesprochen. Das war für mich allerdings keine große Neuheit, denn solche Briefings kannte ich schon aus meiner Zeit bei Jordan."

Geschaft: Timo gab am Donnerstag sein F1-Comeback., Foto: Sutton
Geschaft: Timo gab am Donnerstag sein F1-Comeback., Foto: Sutton

Am Mittwochabend saß Timo dann erstmals in seinem neuen Arbeitsgerät. Es war schon weit nach 22 Uhr, als er sich zum letzten Mal aus dem engen Cockpit des BMW F1.06 stemmte. Die letzte Anprobe war gerade vorbei, und der bayrische Maßanzug saß. "Den Sitz an sich hatten wir schon vor einiger Zeit, nach dem GP2-Finale, aufgeschäumt", erläuterte er. "Jetzt ging es nur noch darum, meinen Sitz so genau im Cockpit unterzubringen und die Pedalerie und Lenkradposition anzupassen, dass ich am Donnerstag beim Test wirklich optimal im Auto sitze."

Diese Feinarbeit der Cockpitergonomie dauerte bis in die späten Abendstunden - und beendete einen Arbeitstag von Timo, der knapp 15 Stunden dauerte und zum größten Teil aus Theorie bestand. "Ich verfolgte den ganzen Tag über das Testprogramm von BMW - per Funk an der Box, zwischendurch aber auch mal draußen an der Strecke stehend und beobachtend." Dabei ging es ihm darum, mitzukriegen, was das Testprogramm beinhaltet und was die Fahrer und Ingenieure miteinander reden. "Denn daraus konnte ich für mich Schlüsse ziehen, wie die Kommunikation zwischen Fahrer und Box bei BMW vonstatten geht, über was geredet wird. Der Großteil des Tests bezog sich auf die Reifen - logisch, weil in Barcelona zum ersten Mal die neuen Bridgestone-Reifen zum Einsatz kommen, mit denen nächstes Jahr alle Teams fahren werden."

Neben dem Anschauungs- und -hörungsunterricht nahm Timo an allen Briefings von Fahrern und Ingenieuren teil - erneut als stummer, wissbegieriger Beisitzer. "Die Arbeitsweise von Nick Heidfeld kannte ich schon von unserer gemeinsamen Zeit bei Jordan", verwies er auf 2004. "Es war ganz witzig, das jetzt mal wieder zu beobachten. Viel von dem, was er sagte und machte oder wie er sich verhielt, kam mir noch ziemlich bekannt vor."

Zwischendurch bekam Timo auch sein Testprogramm für den Donnerstag gesteckt. "Ich habe ziemlich freien Schuss, weil ich noch sehr viele gebrauchte Reifen von Nick zur Verfügung habe - und aller Voraussicht nach zwei neue Sätze", avisiert er. "In erster Linie wird es natürlich darum gehen, mich aufs Auto einzuschießen, das Auto kennen zu lernen. Aber dann soll ich mich auch schon recht bald um Entwicklungsarbeit in Sachen Fahrwerk kümmern. Wie genau der Fahrplan aussieht, hängt auch ein bisschen vom Wetter ab - genauer gesagt davon, wie kalt es am Morgen noch ist. Wenn es zu kühl ist, kann es sein, dass wir zunächst nur eine Installationsrunde fahren und dann noch eine halbe Stunde warten, bis wir loslegen. Ich hoffe aber, dass ich gleich durchstarten kann, denn ich habe lange genug gewartet."