Willkommen im Hochsicherheitstrakt der Formel 1 - dem Fahrerlager. Zugang hat nur derjenige, der in Besitz einer heiß begehrten Akkreditierung ist. Der Rest muss sich mit Blicken durch zwei Meter hohe Eisenzäune begnügen. Genau dorthin, wo sich an einem GP-Wochenende die ganze Formel 1-Familie versammelt. Hier ranken sich die auf Hochglanz polierten Motorhomes der Teams, Millimeter genau geparkt, jedes einzelne mit technischen Raffinessen ausgestattet.

An diesem Ort pulsiert das Leben, wenn die Autos in den Boxen stehen und die Motoren ruhen. Da plaudern ein paar Ingenieure, dort gibt jemand ein Interview, an der einen Ecke steht F1-Zampano Bernie Ecclestone und wenn man Glück hat, sieht man Weltmeister Fernando Alonso und seine Fahrerkollegen kurz zu ihrer Hospitality haschen.

Selbst Mr. E nimmt sich die Zeit für die kulinarischen Genüsse der Formel Food., Foto: Sutton
Selbst Mr. E nimmt sich die Zeit für die kulinarischen Genüsse der Formel Food., Foto: Sutton

Genau dorthin, wo die Catering-Mannschaften fürs leibliche Wohl der Teams sorgen. Angefangen vom einzelnen Mechaniker, über die Ingenieure und die Teamchefs bis hin zu den Fahrern und selbst den Presseleuten der F1-Welt. Im Catering ist es wie bei den Piloten - man muss sich auf seine Mannschaft verlassen können. Und die Organisation ist nicht minder wichtig wie bei einem F1-Team.

Am Dienstag vor jedem Rennsonntag treten die Leute die Reise zur jeweiligen Rennstrecke an. Kaum angekommen, ist mit Ausschnaufen nicht viel, denn direkt im Anschluss wird das bereits aufgebaute Motorhome auf Hochglanz gebracht, schließlich gehen die am Wochenende eingefangenen Bilder der TV-Kameras um die ganze Welt.

Mittwochs trudeln die ersten Mechaniker für den Boxenaufbau ein, dann beginnt auch für das Catering die richtige Arbeit. Von Donnerstag bis Sonntagmittag genießt das komplette Team quasi Vollpension im eigenen 4-Sterne Haus. Bei Toyota, mit österreichischen Cateringwurzeln, wird köstliche, bodenständige Kost aufgetischt; derweilen werden bei anderen Teams aus dem Verreinigten Königreich - deren Namen uns soeben entfallen sind - stapelweise Pommes und Chicken-Nuggets in die Tiefkühltruhe gestapelt.

Manchmal greifen sogar die Fahrer zum Kochlöffel., Foto: Sutton
Manchmal greifen sogar die Fahrer zum Kochlöffel., Foto: Sutton

Die Mechaniker lieben bodenständige Hausmannskost, quasi nach dem Motto "einfach, aber gut". Die Fahrer sind hingegen ernährungsbewusster und müssen die von den jeweiligen Teamärzten vorgeschriebenen Menüpläne strickt einhalten. Für sie gibt es primär viele Kohlenhydrate. Also Reis, Nudeln mit Parmesan, aber auch mal Pute natur gebraten mit Kartoffeln sowie ausreichend Gemüse und Obst.

Fast immer verlassen die Catering-Leute als letzte das Fahrerlager, um am nächsten Tag schon wieder als erste anzufangen. Da passiert es leicht, dass man hin und wieder von 7:00 Uhr früh bis 1:00 Uhr nachts an der Rennstrecke ist und einem ein leichtes Lächeln entgleitet, wenn man durchs Drehkreuz Richtung Hotelzimmer steuert.

Der Schlaf ist rar, denn der nächste Tag beginnt wieder um 7:00 Uhr mit Brötchenbacken fürs Frühstück. Am Rennsonntag herrscht bereits früh morgens Aufbruchsstimmung, der stressigste Tag eines Rennwochenendes beginnt. Ein letztes Mal stärken sich Mechaniker, Ingenieure und Fahrer vor dem Start und nach dem Erlöschen der roten Ampeln beginnt für die Catering-Mannschaft das Aufräumrennen. Allerlei Zeugs - angefangen vom Geschirr über Gläser bis hin zur Kaffeemaschine - muss wieder verpackt und verstaut werden. Entsprechend bleiben zwischendurch nur ein, zwei Minuten Zeit, um auf den Flatscreens im Motorhome ein Überholmanöver und den momentanen Stand des Rennes zu verfolgen.

Sobald der Sieger die Zielflagge gesehen hat, ist auch fürs Catering das Rennen beinahe zu Ende. Es wird nur noch ein Großteil des Motorhomes geputzt, leer geräumt und erst ganz zum Schluss kann man bei einem Drink über das Wochenende und das eine oder andere interessante Manöver im Rennen diskutieren. Noch am selben Abend beginnt die Heimreise und jeder freut sich auf ein paar Tage Entspannung und Abstand zum schnelllebigen F1-Zirkus. Jedoch nur solange, bis der nächste GP-Termin ansteht und alles von vorne beginnt.