Früher war alles besser, heißt es, zumindest aber war alles anders. Früher wurden die letzten Cockpits für die anstehende Formel 1-Saison erst in den Wochen vor Saisonbeginn vergeben. Gerade bei den kleinen Teams wurde bis zuletzt über die Besetzung der Cockpits mit jungen Talenten oder Pay-Drivern spekuliert. Es wurde um Geldkoffer gefeilscht, es wurden Shoot-Outs inszeniert und Entscheidungen in Besenkammern gefällt.

Heute ist alles anders. Heute werden die Fahrer schon lange im Voraus bekannt gegeben. Zum Ende des alten Jahres sind schon fast alle Cockpits vergeben - nur das Spyker Team, in der guten alten Zeit auch als Midland oder Jordan bekannt, hält die Tradition noch aufrecht: Teamchef Colin Kolles weiß noch immer nicht, wann er wen als zweiten Stammfahrer bekannt geben wird. Adrian Sutil hatte sich bis zum Ende dieser Woche Hoffnungen auf eine Entscheidung gemacht, aber daraus wurde nichts.

1997 - Das ist eine vorzeitige Verpflichtung., Foto: Sutton
1997 - Das ist eine vorzeitige Verpflichtung., Foto: Sutton

Unsere Kollegen der SportBild schienen davon so genervt zu sein, dass sie in ihrer Vorschau auf die Teamduelle 2007 rigoros Markus Winkelhock das zweite Cockpit an der Seite von Christijan Albers zuschrieben. Kein Wort von weiteren Kandidaten oder einer sich hinauszögernden Entscheidung...

Der Trend zu frühen Verkündungen fand in den letzten beiden Jahren zwei spektakuläre Höhepunkte: die Verpflichtungen von Juan Pablo Montoya und Fernando Alonso - jeweils durch McLaren Mercedes. Beide Deals wurden über ein Jahr im Voraus bekannt gegeben. In diesem Winter muss Ron Dennis wohl oder übel auf diese Art der vorzeitigen Fahrerverkündung verzichten. Mit Fernando Alonso und Lewis Hamilton hat er bereits zwei Fahrer langfristig unter Vertrag. Diesmal wird McLaren also keinen Fahrer für das übernächste Jahr bekannt geben.

Apropos Lewis Hamilton. Der junge Brite war nach seiner - natürlich frühen - Bestätigung am Freitag das Thema der britischen und sonstigen F1-Presse. Und um dem Prinzip der vorzeitigen Bekanntgaben treu zu bleiben, erfuhr der GP2-Champion und langjährige McLaren-Zögling schon Ende September von seinem Glück. Für Pedro de la Rosa bedeutet das allerdings: zurück ins zweite Glied, der spanische Super-Sub muss auch 2007 wieder Testrunden abspulen. Die silberne Weihnachts-Überraschung erhielt Gary Paffett. Nachdem er von den Medien bereits mit anderen Teams wie Spyker in Verbindung gebracht worden war, bestätigte McLaren den Briten erneut als zweiten Testfahrer. Sehr viel öfter als in diesem Jahr wird er aber wohl nicht zum Einsatz kommen...

2006 - Das Unvermeidliche ist besiegelt., Foto: McLaren
2006 - Das Unvermeidliche ist besiegelt., Foto: McLaren

Ganz anders Sebastian Vettel. Der Vizemeister der F3 EuroSeries startet 2007 in der Renault World Series, um neben seinen Freitagseinsätzen für BMW Sauber, weitere Rennerfahrung zu sammeln. Ein Unbekannter ist er in dieser Serie nicht: Bei einem Gastauftritt in diesem Jahr in Mugello gewann er auf Anhieb beide Läufe, wenn auch den ersten nur dank einer Disqualifikation. Bei seinem zweiten Einsatz in Spa kehrte sich sein Glück jedoch ins Gegenteil: Vettel verletzte sich bei einem Unfall in der Eau Rouge an der Hand und verpasste so einen möglichen ersten Freitagseinsatz in Ungarn.

Marco Holzer erhielt am Donnerstag seinen ersten Formel 1-Einsatz im Rahmen des Formel BMW Weltfinales in Valencia. Der dritte des Formel BMW-Klassements hatte im Vorjahr die Erstausgabe des Weltfinales in Bahrain gewonnen und dafür eine F1-Testfahrt erhalten. Der Star des Wochenendes war jedoch Alex Zanardi, der zum ersten Mal seit 1999 und trotz der Folgen seines Horror-Unfalls von 2001 wieder in einem F1-Boliden Platz nahm. Aber selbst dieses Comeback war schon seit langer Zeit angekündigt und ihm einst sogar schon von Williams versprochen, aber nie eingelöst worden. Der Trend zu frühen Bekanntgaben greift heutzutage also - fast - überall.