Doppelt hält besser: Bis zu acht Chassis bauen die Formel 1-Teams üblicherweise pro Saison für Grand Prix-Einsätze und Testfahrten. Und ebenso üblich ist es, dass die Piloten regelmäßig ihr Chassis tauschen, um stets ein Auto auf Basis des neuesten, steifsten und modernsten Monocoques zu bewegen.

Das heißt auch, dass heutzutage so gut wie kein Chassis die gesamte Saison über im Einsatz ist. 2004 zum Beispiel benutzte Fernando Alonso drei verschiedene Monocoques: die Chassisnummern R24-02, R24-06 und R24-07. Der erste Wechsel ging auf einen strukturellen Schaden während eines Rennwochenendes zurück. Der zweite erfolgte, weil am Saisonende ein neues, überarbeitetes und leichteres Monocoque zur Verfügung stand.

Fernando brauchte nur ein Auto für seinen zweiten Titelgewinn., Foto: RenaultF1
Fernando brauchte nur ein Auto für seinen zweiten Titelgewinn., Foto: RenaultF1

In der Saison 2006 allerdings bestritt Fernando mit dem Chassis R26-03 jedes einzelne Grand Prix-Wochenende. Das WM-Monocoque verließ die Kohlefaser-Fertigung in Enstone am 7. Februar 2006, 33 Tage vor seinem Renndebüt - und Sieg - in Bahrain am 12 März.

Nach drei Tagen auf dem 7-Stempel-Prüfstand in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung wurde es zum letzten Vorsaisontest nach Barcelona geflogen und vom 22. bis 24 Februar getestet. Dabei legte "Nr. 3" insgesamt 1391 Kilometer zurück, alle mit demselben RS26-V8 in A-Spezifikation.

Dieser Test stellte die einzige Ausfahrt dieses Monocoques abseits eines Rennwochenendes dar. In der ersten Saisonhälfte (beginnend mit dem Sieg in Bahrain) sammelte Alonso mit seinem "Stammchassis" 84 von 90 möglichen Punkten - und fuhr jedes Rennen zu Ende.

Als er sich in Brasilien im letzten Lauf zum Weltmeister kürte, hatte das Chassis ihn zu 134 WM-Zählern und seiner zweiten Weltmeisterschaft getragen. Auf dem Weg dorthin holte Fernando sieben Siege, sechs Pole Positions, fünf schnellste Rennrunden und insgesamt 14 Podestplätze. Von den 1137 maximal möglichen Rennrunden absolvierte er 1108 - ein Anteil von 97 Prozent. Ausfälle gab es nur in Monza zehn Runden vor Schluss und in Budapest, als Fernando 19 Runden vor Rennende abflog.

Fernando erlebte einige Triumphe mit dem R26-03., Foto: Sutton
Fernando erlebte einige Triumphe mit dem R26-03., Foto: Sutton

Mehr noch: Das Dauerläufer-Chassis führte im Rennen auch länger als jedes andere Auto - logisch, denn Fernando sammelte die meisten Führungsrunden aller Piloten. Auf dem Weg zu sieben Siegen kreuzte der Renault R26-03 463 Mal oder 41 Prozent aller möglichen Runden die Ziellinie als Erster.

Bei Tests und Rennen sammelte Chassis R26-03 exakt 11.317 Kilometer und nahm dabei elf verschiedene Motoren auf: zehn während der Saison, einen für den Barcelona-Test. Die Triebwerke repräsentierten alle eingesetzten Ausbaustufen: RS26A/B/C/D. Übrigens erhielt der Weltmeister-Wagen nicht weniger als zehn frische Lackierungen während der Revisionen in Enstone.

Die nackten Zahlen lauten 134 Punkte, sieben Grand Prix-Siege, sechs Poles, fünf schnellste Runden und eine Weltmeisterschaft. Sie verdichten sich zu einer Aussage: Der RS26-03 ist der wertvollste Renault der Welt.