Vor dem Beginn der Wintertestfahrten ist in der Formel 1 eine Gleichberechtigungs-Bewegung ausgebrochen. Es sind aber nicht die Damen der Königsklasse, die sich zu Wort melden. Stattdessen befinden sich die Motoren- und Reifenhersteller auf dem Gleichberechtigungs-Trip.

Als erstes trat Bridgestone dieser Tage als großer Gleichberechtigungs-Verfechter auf. Die Japaner versprachen allen ihren elf Teams, dass sie gleiches Material und die gleiche Unterstützung erhalten würden. Als Einheitsreifenlieferant werde es keine Bevorzugung oder Benachteiligung bestimmter Teams geben.

Ein Stück Gleichberechtigung: der Renault-Motor., Foto: RenaultF1
Ein Stück Gleichberechtigung: der Renault-Motor., Foto: RenaultF1

Toyota bekam dies bereits zu spüren: sie wollten den Wintertestplan umstellen und nicht immer an den gleichen drei Testtagen wie die anderen testen. Sie wollten einmal etwas eher anfangen und dafür einen Tag später den Test abschließen. Bei Bridgestone stießen sie damit auf taube Ohren - immerhin sind die Japaner auf einem Gleichberechtigungsfeldzug, da hilft auch der Japan-Bonus von Toyota nichts. Besonders interessant wird jedoch, wie die Testpläne von Ferrari mit der Gleichberechtigungs-Strategie des langjährigen Partners zusammenpassen - denn die Italiener haben nicht nur einen früheren Testbeginn, sondern auch mehr Testtage als die anderen geplant...

Renault setzt ebenfalls voll auf die Gleichberechtigungs-Schiene. So versprachen die Franzosen in Person von Motorenchef Rob White, dass der neue Kunde Red Bull die gleichen Motoren erhalten wird wie das Werksteam. Das geschieht aber nicht nur aus reiner Nächstenliebe oder Vertragstreue, die Franzosen versprechen sich durch vier Motoren mehr Daten und Informationen. Damit möchten sie die Verluste durch die Testbeschränkung zum Teil wettmachen und so viel wie möglich über die eingefrorenen Motoren lernen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Kampf um die Mittelfeldplätze zwischen Toro Rosso und Spyker; beide werden 2007 von Ferrari-Power angetrieben, womit Ferrari sogar die Daten von sechs Autos erhält. Da Toro Rosso und Spyker direkte Konkurrenten sind oder zumindest in einem Fall sein möchten, hoffen natürlich beide Parteien auf eine gleichberechtigte Belieferung mit gleichstarken Motoren - insgeheim hoffen sie aber wohl eher, dass sie die besseren Motoren erhalten. Die erste Kostprobe der neuen Triebwerke erhält Spyker im Januar. Bis zum Jahreswechsel verzichtet man auf Testfahrten; allerdings nicht, weil man noch keine Ferrari-Motoren erhalten würde, betonte Teamboss Colin Kolles. Vielmehr wolle man kein Interimsauto bauen. Denn bei einem Thema hört die Gleichberechtigung in der F1 auf: beim Budget.