Die ChampCar Serie wird gerne als die Formel 1 Nordamerikas bezeichnet. Dabei ist nichts von der F1 weiter entfernt als die größte nordamerikanische Monoposto-Rennserie. Einer, der die Unterschiede kennt, ist Andreas Wirth. Der junge Deutsche fährt seit dem Jahr 2004 in den Staaten. Zunächst in der Formel BMW USA, deren Debütsaison er als erster Champion abschloss, dann zwei Jahre in der Formel Atlantic - der Nachwuchsserie zu den ChampCars.

Dort kämpfte er zwei Mal um den Titel, beide Male verhinderten Pech und unvorhergesehene Umstände den großen Erfolg. Eine Belohnung erhielt er trotzdem: Die letzten beiden Saisonrennen der ChampCar-Saison 2006 durfte er für Dale Coyne Racing bestreiten.

Bei dieser Gelegenheit bemerkte er den ersten großen Unterschied zu den europäischen Rennserien: "Das ist ein richtiges Rennauto", sagte Andreas im Gespräch mit motorsport-magazin.com. "Ein Formel 1 ist sicher noch einmal anders zu fahren, aber dieses Auto ist trotzdem eine spezielle Herausforderung, eben weil es so schwer ist, weil man noch mit der Hand schalten muss, weil es keine Fahrhilfen gibt und weil man die Bremsen noch drücken muss, bis einem der Fuß wehtut. Es ist ein richtiges Rennauto, das man noch selbst fahren muss und keines, das fast von selber fährt."

Der zweite große Unterschied ist fast noch gewaltiger als der technische. "Die Fans sind in den USA viel näher dran", freute sich Wirth. "In Amerika hat man noch viel mehr mit den Leuten selbst zu tun - das finde ich einfach geil." So scheint man laut Wirth in Amerika besser zu verstehen, dass es den Sport ohne die Fans gar nicht geben würde. "In der Formel 1 kommt man an die Fahrer nie heran, in der ChampCar sind es wirklich Fahrer zum Anfassen." Das gefällt auch den Piloten. "Wenn man sieht wie sich die Leute freuen, weil sie ein Autogramm bekommen haben oder nach dem Training das Auto sehen konnten, dann gibt mir die Begeisterung der Menschen noch mehr Motivation."

In der so genannten Königsklasse des Motorsports bekommen die Zuschauer die Autos hingegen nur von der Tribüne zu sehen - und dann auch nur, wenn sie nicht gerade die Motoren schonen. Im Gegensatz zu den meisten Nachwuchsfahrern hat Andreas nicht das Ziel, unbedingt in die Formel 1 zu gelangen. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass die Formel 1 nicht mein Traum ist", sagte er. "Aber ich bin zu sehr Realist, um zu sagen: Ich muss unbedingt in der F1 fahren. Es gibt so viele Deutsche in der F1, so viele deutsche Nachwuchsfahrer mit den richtigen Connections und Sponsoren - da hat man ohne Geld oder Unterstützung eines Herstellers keine Chance."

Sein realistischer Traum ist es deswegen ein konkurrenzfähiges Auto in der ChampCar Serie zu erhalten. "Dann hätte ich mein Ziel erreicht." Europa und die Formel 1 sind nicht mehr in seinem Fokus. Stattdessen blickt er auf die ChampCars. "Denn in dieser Serie könnte ich Erfolg haben. Wenn sich irgendwann einmal durch Zufall eine Möglichkeit ergeben sollte, würde ich natürlich Formel 1 fahren, aber das wird wohl nicht eintreten. Deshalb heißt mein Ziel und mein Traum ChampCar."