Wie es in der Königsklasse des Motorsports üblich ist, wird während der Saison sehr viel Geld investiert, um die Boliden noch konkurrenzfähiger zu machen. Die Autos verbessern sich dabei um rund 2-3 Sekunden, was eine beachtliche Leistung darstellt, wenn man bedenkt, dass die Grundkonstruktionen die gleichen bleiben, wie sie im Winter vorgestellt wurden.

Der erste Teil unseres großen Technikrückblicks befasst sich mit den Neuerungen aller Boliden, außer Renault und Ferrari. Die Weiterentwicklungen an den Autos der beiden Top-Teams werden in Teil zwei und drei extra behandelt.

Am Anfang der Saison standen die flexiblen Flügel im Mittelpunkt der Diskussionen. Besonders Ferrari und BMW wurden an den Pranger gestellt, mit solchen illegalen Flügeln unterwegs gewesen zu sein, experimentiert haben aber fast alle Teams damit. Doch die betroffenen Teams wurden gezwungen, der Sicherheit der Fahrer wegen, die Konstruktionen zu verbessern. Gegen Ende der Saison ist die Diskussion verstummt, weil man sich auf bestimmte Standards einigen konnte und andere heiße Themen in den Mittelpunkt rückten - etwa Schwingungsdämpfer oder Radkappenabdeckungen.

Mehr als nur ein zusätzlicher Werbeplatz..., Foto: Sutton
Mehr als nur ein zusätzlicher Werbeplatz..., Foto: Sutton

McLaren-Mercedes

McLaren Mercedes musste auf Druck der FIA bereits im dritten Rennen Änderungen am Heckflügel durchführen. Die Änderungen betrafen vor allem die Endplatten des Flügels. Zudem hatte man an der Front des MP4-21 Grip-Probleme. Diese wurden nicht früh genug erkannt, weswegen man in Imola, Monaco und in Silverstone jeweils Änderungen am betroffenen Flügel vornehmen musste. Zuerst verbreiterte man den Flap an der Endplatte, um an den folgenden Rennen jeweils neu geschwungene Hauptflügel zu präsentieren.

In Indianapolis gab dann ein neuer Heckflügel sein Debüt, welcher jedoch nicht die gewünschten Verbesserungen brachte. Zum Saisonabschluss in Brasilien folgten noch einmal neue Flaps an der Vorderachse, welche den Sinn hatten, den Luftstrom rund um die Front zu stabilisieren.

Selbst den Frontflügeln wuchsen 2006 weitere Flügel., Foto: Sutton
Selbst den Frontflügeln wuchsen 2006 weitere Flügel., Foto: Sutton

Toyota

Die Japaner waren wohl eines der aktivsten Teams während der Formel 1-Saison 2006. Denn die "alles ist möglich"-Truppe stellte nicht nur bereits in Imola neue Felgen, welche den Luftstrom und die Kühlung verbessern sollten, vor, sondern konnte bereits in Monaco mit einer B- Version ihres TF106 auftrumpfen.

In Silverstone folgten vertikale Flaps an den Seitenkästen, um ebenfalls den Luftstrom an diesem Bereich des Fahrzeuges zu beruhigen. In Ungarn verkleinerte man diese Flügel zu Gunsten der Höchstgeschwindigkeit des Boliden. Mitte der Saison debütierte ein neuer Frontflügel, welcher einen Zusatzflap, montiert auf dem Hauptflügel, besaß.

Ein Rennen darauf in der Türkei brachten die Japaner eine neuartige Konstellation von Airbox-Flügel mit. Von da an vertraute man auf zwei, statt nur einem Flügel. Beide wiesen einen eleganten Rückwärtsschwung auf.

Airbox-Flügel gehören mittlerweile zum guten Ton., Foto: Sutton
Airbox-Flügel gehören mittlerweile zum guten Ton., Foto: Sutton

Williams- Cosworth

Williams konnte am FW28 viele Änderungen präsentieren, welche jedoch anscheinend nicht den gewünschten Erfolg hatten. Die Technikabteilung entwickelte zwar auf Hochtouren, doch durch das fehlende Geld konnte man nicht mit der Konkurrenz mithalten.

In Malaysia schraubten die Engländer zwei zusätzliche Frontflügelelemente an den Boliden. Diese fielen jedoch, im Vergleich zur Konkurrenz, relativ klein aus. In Barcelona folgte ein zusätzlicher Batman an der Vorderachse, welcher den Sinn hat, den Luftstrom sauber unter und um die Seitenkästen zu leiten.

Zum High Downforce-Rennen in Monaco montierten die Techniker drei (statt einem) Airboxflügel. In Frankreich wurden die zwei zusätzlichen Elemente am Frontflügel vergrößert, um dort mehr Abtrieb zu generieren.

Auch die Sternschnuppen an den Seitekästen sind heutzutage modern., Foto: Sutton
Auch die Sternschnuppen an den Seitekästen sind heutzutage modern., Foto: Sutton

Honda

Das zweite japanische Team im F1-Zirkus brachte in San Marino eine komplett neuartige Entwicklung an. Die Techniker montierten neuartige Ohren rund um das Cockpit, um den Luftstrom zu beruhigen. In Kanada folgte ein neuer, nach oben geschwungener, Heckflügel. Gleichzeitig vergrößerte man die vertikalen Finnen um die Seitenkästen. Kein anderes Team ging diesen Weg so extrem wie Honda.

In Frankreich folgte ein neuer Frontflügel, den sich die japanischen Techniker wohl bei Williams abgesehen hatten. Anscheinend brachte die Williams Kopie am RA106 nicht den gewünschten Erfolg, und somit fuhr man bereits zwei Rennen darauf wieder mit dem alt bewährten Modell.

Die Kühlung macht's..., Foto: Sutton
Die Kühlung macht's..., Foto: Sutton

Red Bull Racing

Red Bull erlebte einen katastrophalen Start in die Saison 2006. Der neue RB02 konnte nur durch radikale Umbaumaßnahmen, welche die Aerodynamik stark einschränkten, standfest gemacht werden. Aus diesem Grund wurde die Entwicklung schon relativ früh zurückgefahren, um sich komplett auf 2007 zu konzentrieren.

Bereits zum ersten Saisonrennen in Bahrain kreuzten die Bullen mit einem komplett zerklüfteten Heck-Bodywork auf. Anders wäre es nicht möglich gewesen, die hohen Temperaturen in den Griff zu bekommen. Die Luftauslässe wurden zwar kleiner, blieben jedoch die gesamte Saison über sichtbar und erhalten.

Da die Entwicklung sonst eingefroren wurde, blieben Highlights aus. Nur in Monza sorgte Red Bull Racing mit dem wohl kleinsten Front- und Heckflügel in diesem Jahr für Furore.

Innovativ, aber hässlich - die Vertical Wings hatten nur einen Kurzauftritt., Foto: Sutton
Innovativ, aber hässlich - die Vertical Wings hatten nur einen Kurzauftritt., Foto: Sutton

BMW Sauber

Der Trend des BMW Sauber-Teams zeigte im Laufe der Saison deutlich nach oben. Dies war natürlich nur durch harte Arbeit und viel Investitionskosten möglich. BMW Sauber vertraute von Anfang an auf ein zusätzliches Frontflügelelement oberhalb des Hauptflügels. Insgesamt machte der Frontflügel im Laufe der Saison fünf Evolutionen durch, soviel wie bei fast keinem anderen Team. Modifikationen gab es in Australien, Imola, Kanada, Türkei und Italien.

Auch der Heckflügel wurde zweimal verbessert und zwar in Malaysia und Italien. Neue Batmans vor den Seitenkästen wurden in Silverstone der Öffentlichkeit vorgestellt. Das absolute Saisonhighlight setzte BMW jedoch in Frankreich, als man mit spektakulären vertikalen Finnen an der Vorderachse auftauchte. Gleichzeitig wurden auch Horn-Wings eingesetzt, auf welche McLaren schon seit längerem vertraut. Die vertikalen Finnen sollten den Luftstrom sauber Richtung Heck leiten. Leider wurde diese innovative Lösung von der FIA, mit der Begründung die Sicht des Fahrers leide darunter, verboten.

Der neue Name auf dem Flügel kündigte Neuerungen an., Foto: Sutton
Der neue Name auf dem Flügel kündigte Neuerungen an., Foto: Sutton

Spyker MF1- Toyota

Spyker MF1 zählte von Anfang an zu den ärmeren Teams im Zirkus der Königsklasse. Die Verkaufsgerüchte Mitte der Saison ließen die Entwicklungen am M16 komplett einfrieren.

Erst durch die Übernahme durch Spyker kam wieder etwas Schwung in das Team und somit konnte man in China einen neuen Heckflügel präsentieren. Alle anderen Änderungen waren minimal. Der M16 an sich basierte ohnehin auf dem EJ15 - seinem gelben Vorgänger aus dem Hause Jordan.

Scuderia Toro Rosso

Das einzige V10-Team konnte auch nicht mit Geld protzen und musste seine Entwicklungsarbeit auf ein Minimum begrenzen. In Deutschland präsentierte man neue Felgen, welche große Ähnlichkeiten mit jenen von Ferrari und Toyota aufwiesen. Dadurch sollten die Verwirbelungen rund um das Rad reduziert und die Geschwindigkeit erhöht werden.

Die Jungbullen durften mit dem Vorjahres-RB1 spielen., Foto: Sutton
Die Jungbullen durften mit dem Vorjahres-RB1 spielen., Foto: Sutton

Mitte der Saison folgte ein neuer Frontflügel, welcher ein zusätzliches Element besaß. Gegen Saisonende packten die Italiener noch einen Heckflügel mit einem V-Ausschnitt an der Endplatte aus. Eine ähnliche Lösung zeigte das damalige B.A.R-Team bereits 2000.

Super Aguri

Das dritte und schwächste japanische Team hatte überhaupt damit zu kämpfen, ein Auto an den Start zu bringen. Zu Saisonbeginn vertraute man komplett auf einen modifizierten Arrows, der immerhin schon vier Jahre auf dem einstmals orangen Buckel hatte. Erst später folgte der SA06, der allerdings ebenfalls noch auf dem Arrows-Oldtimer aus der Sammlung von Paul Stoddart basierte. Optisch konnte man also nicht viele Unterschiede gegenüber dem alten Arrows feststellen.

Ansonsten konzentrierte man sich auch bei Super Aguri bereits auf das Jahr 2007. In Australien debütierte ein Frontflügel mit Zusatzelement, welche sich elegant von der Endplatte ableiteten.