Alex, Du hast bereits eine Testwoche mit dem neuen Toyota-Motor im Heck hinter Dir. Im direkten Vergleich zum Cosworth: Mundwinkel nach oben oder eher neutral?
Alex Wurz: Es war ein harter Test, vier Tage lang jeden Tag ein Marathonprogramm und dabei voll am Limit. Wir haben sehr gute Arbeit geleistet und ich bin sehr happy. Wir hatten zwei volle Rennsimulationen am Programm - beide Renndistanzen haben wir ohne Probleme zu Ende gefahren. Rundenzeiten waren dabei noch nicht wichtig, wir hatten immer Sprit an Bord und keinen Quali-Trim.

Alex, und der Motor?
Alex Wurz: Sorry - nach oben stehen die Mundwinkel.

Die Entscheidung pro Toyota ist ja vor über einem Jahr gefallen. War das zu früh? Oder überwiegen die Vorteile, da Williams die notwendigen Dimensionen für den 2007er etc. längst genau kennt?
Alex Wurz: Ich denke Frank [Williams] hat einen guten Deal gemacht. Wobei ich aus Fairness und Respekt vor Cosworth den Hut ziehe. Der Motor ist einer der absolut stärksten im Feld mit dem absolut kleinsten Entwicklungsbudget. Der Toyota allerdings ist zusätzlich noch besser einzubauen, da er leichter ist und weniger Sprit braucht.

Zurück im Rennbusiness: Alex darf wieder Rennen fahren., Foto: Sutton
Zurück im Rennbusiness: Alex darf wieder Rennen fahren., Foto: Sutton

Welchen Stellenwert hat der Motor überhaupt noch? Ferrari fuhr um die WM und Red Bull war mit dem gleichen Aggregat nirgends...
Alex Wurz: Power ist durch nichts zu ersetzen, allerdings waren in diesem Jahr die Reifen mit Abstand das wichtigste. Nächstes Jahr wird aufgrund der Einheitsreifen sicher die Motorleistung wieder einen höheren Stellenwert haben. Und Du weißt eh, bis ins Ziel muss er halten, dabei soll er wenig Sprit brauchen, steif muss der Block sein, weil der Motor heute ein tragendes Element ist, einen tiefen Schwerpunkt soll er haben, keine Vibrationen, schmal soll er sein für die bessere Aerodynamik und niedriges Gewicht wäre auch noch zu erwähnen. Quasi net ganz unwichtig wie so ein Motor gebaut ist, oder?

Michael Schumacher ist nicht mehr in der Formel 1. Irgendwie schade, dass Du ihn nimmer so panieren wirst können wie damals in Monaco 1998?
Alex Wurz: Nur die Wurscht hat zwei Enden, und Schumachers Ende hatte für mich bei der Blockade im Monaco-Qualifying den Anfang genommen.

Wie können wir das verstehen?
Alex Wurz: Der erfolgreichste F1-Fahrer aller Zeiten hat sein letztes Rennen gefahren, dabei gebührte ihm die Ehre und Anerkennung aller Motorsportfans, aber es geht weiter. Es wird mega, was in Zukunft kommt - keine Sorge!

Wer werden mittelfristig die neuen Leader in der F1? Alonso? Räikkönen? Vielleicht dein ehemaliger Teamkollege Fisichella, der erstmals die Nummer 1 in einem Spitzenteam ist?
Alex Wurz: Alonso ist seit letztem Jahr schon der Leader und muss schauen, wie er das mit den Silbernen auch umsetzen kann. Ich denke Räikkönen wird uns alle panieren nächstes Jahr im Ferrari.

Du warst 23 bei Deinem Debüt, mit 33 startest Du zum zweiten Mal durch. Wer hat oder hatte die leichtere Aufgabe, der junge oder der ältere Wurz?
Alex Wurz: Net frech sein bitte! Leicht ist es nie, brutal ist das Business immer und sportlich ist die Formel 1 verdammt hart. Eine tolle Herausforderung die mich seit neun Jahren bindet und lange schon fasziniert.

Die F1 ist brutal und hart - aber Alex hat sich durchgesetzt., Foto: Sutton
Die F1 ist brutal und hart - aber Alex hat sich durchgesetzt., Foto: Sutton

Es gab in all den Jahren genau ein Land, in dem man Dich durchwegs verrissen und lächerlich gemacht hat: Dein eigenes. Tut das weh? Freut es umso mehr, dass einige da jetzt den Mund halten müssen?
Alex Wurz: Ich denke Deine Frage ist etwas überspitzt thematisiert. Hast du das 2:0 von Kroatien gegen England gesehen? Ich glaub den Tormann werden sie in England noch länger zerreissen.

Gibt es Wunden, die in den sieben Jahren nicht verheilen konnten?
Alex Wurz: Habe ich mir leicht vor sieben Jahren weh getan? Am Knie, ach ja, ich hatte zwei Operationen in der 2000er Saison, hatte auch eine gebrochene Rippe in der Saison und alles funktioniert wieder. Oder redest Du am Ende schon wieder von dem Schmarrn, dass ich angeblich unfair behandelt worden bin?

Bist Du ein bisschen stolz drauf, es ohne Red Bull, ohne Junior-Programm und ohne Manager-Geschwader geschafft zu haben?
Alex Wurz: Na sicher. Wobei es egal ist, wie man es schafft. Ob man den Zucker, das Red Bull oder was auch immer in den Popo geblasen bekommt, oder ob man den eigenen Weg geht, ist schlussendlich egal. Das Ziel gibt den Weg vor - und alle Mittel sind erlaubt.

Du hattest bereits unterschriftsreife Verträge auf dem Tisch, zum Beispiel von Jaguar damals in Österreich? Warum kommt erst jetzt das Comeback? Woran hat es konkret gehakt?
Alex Wurz: Alles längst abgehakt. Reden wir lieber von morgen und nicht von gestern!

Hat ein Privatteam wie Williams überhaupt noch eine Siegchance heute? Und wie sehr hat Frank den Laden noch im Griff? Eddie Jordan hat ihm ja längst geraten, das Team zu verkaufen?
Alex Wurz: Eddie Jordan redet immer so wie der Wind weht, nur nebenbei bemerkt. Der Rest wird sich zeigen. Und in Wirklichkeit bin ich der falsche Interviewpartner für diese Frage.

Abschließend - welche Schlagzeile würdest Du gerne 2007 mal lesen?
Alex Wurz: "Unglaubliches Geständnis der Bush-Administration", mit teilweise harten Aussagen wie: "Wir waren selbst überrascht wie einfach es war, die Regierungen und Medien der Welt nach den finanziellen Tönen unseres politischen Walzers tanzen zu lassen."