Michael Schumacher ist weg. Wenn die Formel 1-Saison 2007 im März des kommenden Jahres in Melbourne ihren Lauf nimmt, wird alles ein bisschen ungewohnt, ja sogar seltsam und auf jeden Fall anders sein. Aber anders ist nicht gleichbedeutend mit schlechter oder langweiliger. Ganz im Gegenteil: 2007 verspricht sogar noch viel spannender als die abgelaufene Saison zu werden!

Bis zuletzt kämpften Michael Schumacher und Fernando Alonso um den Titel. Selbst unter den unmöglichsten Voraussetzungen beim Finale in Brasilien hatte der Deutsche noch klitzekleine Titelhoffnungen. Das Rennen an sich war dann zumindest mit Fokus auf den Deutschen ein würdiger Abschluss einer Saison mit einigen packenden Rennen - plus den üblichen Nullnummern wie in Magny Cours.

Auch ohne den Roten wird es spannende Zweikämpfe geben., Foto: Sutton
Auch ohne den Roten wird es spannende Zweikämpfe geben., Foto: Sutton

Im nächsten Jahr versprechen aber schon allein die Vorzeichen Spannung pur: Wer werden die neuen Titelrivalen sein? Wer fordert den Doppel-Champion und einzigen aktiven Weltmeister Fernando Alonso heraus? Wird es der Neu-Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen? Der Alonso-Nachfolger Giancarlo Fisichella? Oder einer der jungen Garde? Vielleicht sogar ein Deutscher?

Mit Ralf Schumacher, Nick Heidfeld und Nico Rosberg geben immerhin drei Deutsche im nächsten Jahr als Stammpiloten Gas. In der zweiten Reihe werden erneut Sebastian Vettel, Michael Ammermüller & Co als Testfahrer mitmischen. Vorerst stehen aber nur Podestplätze und vielleicht vereinzelte Siege auf der Wunschliste für die deutschen Piloten. Vom WM-Titel darf 2007 wohl keiner sprechen.

Das dürfen dafür andere. Fahrer, die sich in neuem Umfeld beweisen müssen. Alonso muss sich als emotionaler Spanier in das Konzernkonstrukt McLaren Mercedes unter der Führung von Ron Dennis einleben. Sein Teamkollege steht immer noch nicht fest - aber egal ob Lewis Hamilton oder Pedro de la Rosa, Alonso sollte im ersten Jahr die Oberhand behalten; die Frage ist nur, wie gut sein neues Arbeitsgerät sein wird. 2005 war der McLaren das schnellste Auto, 2006 nicht mehr.

Überhaupt bieten die Teamduelle 2007 ein immenses Spannungspotenzial. Es gibt so viele Fahrerwechsel bei den Top-Teams wie schon lange nicht mehr. Was können die Neuen bei ihren neuen Arbeitgebern erreichen? Wer kann sich direkt etablieren? Und wer zieht gegen seinen Teampartner den Kürzeren? Die Spannungsfelder sind mannigfaltig. Die Protagonisten ebenso: Bei Renault tritt Fisichella gegen den Jungspund Heikki Kovalainen an. Dabei muss sich Fisico endlich beweisen: Er muss aus dem Schatten von Alonso heraustreten, Rennen gewinnen und um den Titel fahren. Allerdings ist Kovalainen ein schneller Mann, der Fisichella schon in der Debütsaison das Leben schwer machen kann.

Die neuen Stars sind schon da., Foto: Sutton
Die neuen Stars sind schon da., Foto: Sutton

Ein ähnliches Bild bietet sich bei Ferrari. Dort treffen mit Felipe Massa und Kimi Räikkönen zwei völlig verschiedene Charaktere aufeinander. Massas Vorteil ist, dass er das Team bereits kennt und in diesem Jahr Erfolge feiern konnte. Gepaart mit Kimis Ruf, dass er alles andere als ein guter Fahrzeugentwickler und Motivator ist, könnte das rote Pendel also schnell zugunsten des Brasilianers ausschlagen. Das nächste heiße Teamduell gibt es bei BMW Sauber. Dort möchte der aufstrebende Pole Robert Kubica den weiß-blauen Platzhirsch Nick Heidfeld weiter unter Druck setzen. Dem Team kann es nur recht sein, wenn sich die Fahrer gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben - nur wenn sie sich wie in Brasilien gegenseitig behindern, kann es ganz schnell ins Gegenteil umschlagen.

Im Mittelfeld kämpfen aber noch andere Fahrerpaarungen um Ansehen und ihre letzte Chance. So zum Beispiel das neue Red Bull-Duo David Coulthard und Mark Webber. Während der Schotte unbedingt noch einmal ein Newey-Auto fahren und damit gewinnen möchte, muss Webber bei den Bullen beweisen, dass er bei Williams vor allem durch das Material eingebremst wurde. Bei Honda muss sich derweil Rubens Barrichello beweisen. Nach einer durchwachsenen ersten Saison muss er Jenson Button 2007 mehr Druck machen. Die Saison 2007 scheint also alles zu haben, was man sich von einer packenden Motorsportsaison erwartet. Bei all diesen Spannungsfeldern vergisst man glatt, dass ein Fahrer nicht mehr dabei sein wird. Es wird eben alles anders sein, aber keineswegs schlechter...