Was war das nicht für ein Hin und Her in der Ferrari-Hierarchie in der vergangenen Woche. Die einen gingen, die anderen stiegen auf und einer begab sich in eine Auszeit. Nun stand mit den World Finals der traditionelle Jahresabschluss bei Ferrari in Monza auf dem Progamm und da konnten sich alle Herren, über die in den letzten Tagen so viel gesagt wurde, noch einmal genau dahingehend artikulieren, was denn jetzt nun bei Ferrari passiert.

Da war beispielsweise Jean Todt, der innerhalb des Konzerns zum Ferrari-Geschäftsführer aufgestiegen ist. Durch diese neue Verantwortung durfte angenommen werden, dass er den Posten als Chef der Rennsportabteilung nicht mehr würde ausüben können. Doch das war anscheinend weit gefehlt. "Es ist klar, dass in jedem Team, wenn eine Person eine größere Verantwortung übernimmt, so wie es jetzt mit Todt ist, jemand gedacht haben könnte, dass er nicht mehr der Rennboss ist", sagte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo.

Er bleibt einstweilen Chef der Rennsportabteilung, Foto: Sutton
Er bleibt einstweilen Chef der Rennsportabteilung, Foto: Sutton

Allerdings ist Todt als Rennboss nur eine Zwischenlösung, wie Montezemolo betonte. "Wir haben ihm die interimistische Rolle gegeben, weil er nun mehr Verantwortung hat und dass eine Position ist, die er verlassen wird. Das bedeutet aber nicht, dass es meine Absicht ist, Todt in den nächsten vier, fünf oder sechs Monaten zu fragen, ob er gehen will", sagte der Präsident. Irgendwann, werde aber jemand den Posten übernehmen, es brauche nur Zeit, meinte er weiter.

Nachdem so viel über ihn gesprochen wurde, hatte Jean Todt selbst natürlich auch etwas zu sagen. Er erzählte aber ebenfalls von jemand anderem. Todt sprach über Michael Schumacher und dessen zukünftiger Aufgabe bei Ferrari. "Michael war immer sehr interessiert daran, junge Fahrer zu verfolgen. Einen davon habe ich neben mir: Ich erinnere mich daran, als Michael mir von Felipe erzählt hat, als der noch in einer niedrigeren Serie war", sagte der Franzose. Zudem habe Schumacher Todt auch noch von Kimi Räikkönen erzählt, bevor er in die Formel 1 gekommen war, meinte der neue Ferrari-Geschäftsführer weiter. "Er hat also einen einzigartigen Blick und er wird uns helfen, Entscheidungen über die Fahrer der Zukunft zu treffen und auch die jetzigen Fahrer im Auge zu behalten", erklärte Todt.

Er wird mit Rat und Tat zur Seite stehen, Foto: Sutton
Er wird mit Rat und Tat zur Seite stehen, Foto: Sutton

Der Franzose stellt sich die Stellenbezeichnung von Schumacher als "Super-Assistenten", vor und beschrieb den Job so: "Er wird eine unentbehrliche Schnittstelle im Entscheidungsprozess über die Zukunft von Ferraris Sport-Engagement sein. Er wird sehr nahe bei uns sein, während er keine Verpflichtung hat, im Werk, bei den Rennen oder den privaten Tests anwesend zu sein. Außerdem wird er, so wie bis jetzt auch, seinen Beitrag zur Gestaltung der Straßenautos leisten."

Schumacher selbst freute sich zunächst einmal darauf, dass er etwas Ruhe in der nächsten Zeit bekommen würde. Genauer beschreiben, was er bei Ferrari machen werde, wollte er aber nicht. "Jean hat nur gesagt, was mich interessieren würde und wo ich denke, dass ich hilfreich sein könnte. Ich bin sehr froh, auf diese Art involviert zu sein, aber zuerst sehe ich einmal zu, dass ich ein paar Monate Pause bekomme und dann werde ich einen viel klareren Blick dafür haben, was ich möchte", sagte der siebenfache Weltmeister.

Er kommt vielleicht wieder, Foto: Sutton
Er kommt vielleicht wieder, Foto: Sutton

Nachdem diese Dinge also mehr oder weniger geklärt waren, meldete sich auch noch Ross Brawn zu Wort, der genauere Details über seine Auszeit preisgab. Denn in der vergangenen Woche hatte es ja auch Gerüchte gegeben, wonach der ehemalige Technische Direktor von Ferrari bereits in Kontakt mit anderen Teams stünde. "Ich war fast 30 Jahre in der Formel 1 und das Team, das mein Herz berührt hat - und das wirklich ein Teil von mir geworden ist und von dem ich ein Teil geworden bin - ist Ferrari, niemand sonst", stellte er klar.

Er meinte aber weiter, dass er das Gefühl habe, eine Pause zu brauchen, um die Batterien aufzuladen und auch, "um anderen Leuten bei Ferrari, Leuten mit gute Möglichkeiten, eine Chance zu geben, zu zeigen, was sie können, wenn sie mehr Verantwortung haben." Sein Wunsch, der auch von Luca di Montezemolo und Jean Todt akzeptiert wurde, war es, zur Mitte des nächsten Jahres ein Meeting zu haben und dann darüber zu reden, wie es ihm bei seiner Auszeit geht und wie sie die Entwicklung des Teams sehen. Daraus werde dann abgeleitet, ob er in Zukunft wieder eine Rolle in der Mannschaft spielen könne, erklärte Brawn.

Besonders stolz wäre er aber, wenn seine Nachfolger sehr erfolgreich wären. "Sie sind meine Schützlinge und nichts würde mich mehr freuen, als wenn diese Jungs einen besseren Job machen als ich", sagte er. Schließlich betonte er noch einmal, dass er nicht die Absicht hat, zu irgendeinem anderen Team zu gehen, wenn es für ihn eine Möglichkeit gäbe zu Ferrari zurückzukehren. "Ferrari ist in meinem Herzen. Es ist auch im Herzen meiner Familie", sagte Brawn.