Ich bin mit einem klaren Ziel in die Saison gegangen: den japanischen Formel 3-Titel zu gewinnen. Seit letztem Wochenende darf ich sagen: Mission erfüllt. Ich wollte ihn und jetzt habe ich ihn. Das freut mich natürlich sehr, denn ein Titelgewinn ist immer etwas Großes und Schönes. Allerdings haben alle von mir den Titel erwartet. Bei der Suche nach einem F1-Cockpit ist er keine große Hilfe, am Ende hilft leider nur Bares. Für meine Sponsoren war es aber eine Bestätigung meiner Leistungen - genauso wie für Spyker F1.

Mein Abschlussrennwochenende verlief mit Höhen und Tiefen. Die Trainings und Qualifyings konnte ich alle relativ leicht dominieren. Mein Auto war zu 100% perfekt. Eine Pole und ein zweiter Startplatz sollten für mich die Grundlage für zwei Siege in Motegi sein. Aber es kam anders. Im ersten Rennen blieb ich beim Start nach 50 Metern mit Elektronikproblemen stehen und Marco Asmer krachte mir ins Auto. Damit war Rennen 1 nach 50 Metern gelaufen. Das zweite Rennen war dann für mich perfekt. Start und Zielsieg mit 10 Sekunden Vorsprung, zudem fuhr ich die schnellste Rennrunde und einen neuen Rundenrekord.

Am Ziel der Träume., Foto: Adrian Sutil
Am Ziel der Träume., Foto: Adrian Sutil

Der Wehrmutstropfen kam eine Stunde später: Honda hatte Protest gegen unsere Bremsbelüftung eingelegt. Das Team sagt alles ist legal und es gibt eine Bestätigung der FIA. Daher hat das Team seinerseits Protest gegen den Protest eingelegt. Die Meisterschaft betrifft es eh nicht, aber es ist halt ein Sieg, den ich mir verdient habe und den ich nicht gerne hergebe.

Ein tolles Land

Alles in allem war mein Jahr in Japan erfolgreich. Ich bin auf Anhieb im ersten Jahr Meister geworden. Es hätten ein paar mehr Pole Positions und zwei bis drei mehr Siege sein können, aber wir hatten da leider ein paar Probleme mit den Reifen, die das verhindert haben. Außerdem habe auch ein bis zwei Siege verschenkt.

Ansonsten habe ich vor allem eines gelernt: Japan ist ein wirklich tolles Land. Die Menschen sind sehr freundlich und gehen sehr respektvoll mit dir um. Es gibt so gut wie keine Kriminalität und alles ist sehr sauber. Du siehst z.B. kein Graffitti auf Häuserwänden und öffentliche Toiletten sind nicht wie bei uns in Europa beschmiert. Das Essen hat mir auch sehr gelegen. Alles in allem ein super Land und eine super Zeit. Das Tom's Team ist absolut top. Gleiches Niveau wie mein Ex-Team ASM aus der Formel 3 Euro Series oder andere Top-Teams. Die Meisterschaft ist in der Breite nicht so stark, aber in der Spitze mit internationalen Fahrern wie Carbone, Streit, Asmer, Reid super besetzt. Man sollte sie keinesfalls unterschätzen.

Viel Spaß in Suzuka

Das erste Mal im Regen., Foto: Sutton
Das erste Mal im Regen., Foto: Sutton

Vor dem F3-Finale durfte ich noch einmal als Freitagstester in der Formel 1 ran - ebenfalls in Japan beim Rennen in Suzuka. Eine kleine Hilfe war dabei meine Streckenkenntnis aus der japanischen Formel 3; zudem mag ich Suzuka sehr. Das 1. Training lief wirklich super gut, auch wenn es leider nicht so beachtet wurde. Ich war im Regen 5. und bester Bridgestone-Fahrer. Von den Zeiten ganz dicht an den sicherlich besseren BMW Sauber mit Michelin-Reifen dran. Leider ist im 2. Training, genau als die Strecke abtrocknete und die Zeiten purzelten, der Motor hochgegangen. Das war wirklich sehr schade. Denn auch im Trockenen wäre ein Platz unter den Top-6 drin gewesen!

In Suzuka bin ich auch das erste Mal mit einem F1-Auto im Regen gefahren. Ich hatte unerwartet viel Grip und obwohl ich mich schon darauf eingestellt hatte, dass es sehr schnell sein würde, war das schon etwas ganz Besonderes. Je schneller die Kurve ist, desto mehr Grip hat man. In den langsameren Kurven wird es schon ziemlich rutschig, aber die Regenreifen und die Aerodynamik sind so gut, dass man super Grip hat. Ich musste mich langsam herantasten, weil es wirklich so unglaublich schnell geht im Regen. Da muss man jede Runde immer ein bisschen schneller fahren, damit man das Auto nicht wegwirft. Das ist gerade im Freitagstrainings unerwünscht.

Im Vergleich zu meinem Formel 3-Auto war der Spyker F1 besonders auf den Geraden sehr viel schneller. In der Formel 1 geht aber alles extrem schnell und auch die Kurven sind eine ganz andere Welt. Man kann die Autos richtig reinschmeißen, denn es gibt so unglaublich viel Grip. Kein Wunder, dass ein F1-Auto in der Rundenzeit fast 20 Sekunden schneller ist - das ist schon ein Riesenunterschied. Entsprechend mehr Spaß bereitet es dir als Fahrer. Man kann es als Rennfahrer nie schnell genug haben: je schneller, desto besser. Es macht einfach riesig Spaß. Formel 3 macht in Suzuka schon Spaß, aber Formel 1 ist die beste Achterbahn.

Wenn wir ein Budget bekommen, sitze ich im 2. Auto

Ab 2007 im 2. Cockpit?, Foto: Sutton
Ab 2007 im 2. Cockpit?, Foto: Sutton

Wenn ich auf meine erste F1-Saison zurückblicke, so muss ich eins festhalten: Meine drei Freitagseinsätze am Nürburgring, in Magny-Cours und in Suzuka sowie die damit verbundenen Erfahrungen kann mir keiner mehr nehmen. Das habe ich schon mal geschafft und das war auch mein Ziel. Jetzt will ich mehr: Ich möchte lange in der F1 bleiben und ich will auch in der F1 erfolgreich sein.

Deswegen ist es mein Ziel ein Cockpit für 2007 zu bekommen. Die Konkurrenz ist gerade bei Spyker groß, aber grundsätzlich mache ich mir da keinen Kopf. Wenn man sich ganz objektiv die Ergebnisse aller Testfahrer anschaut, habe ich klar am besten abgeschnitten. Das ist es auch, was mir das gesamte Team sagt und was Dr. Kolles sagt. Wenn wir ein vernünftiges Budget hinbekommen, sitze ich im zweiten Auto. Wenn nicht, soll ich auf jeden Fall einziger Freitagfahrer 2007 werden. Ich hatte so gut wie keine Tests, musste immer ins kalte Wasser springen, habe keinen Fehler gemacht und bin jedes Mal Top-Zeiten gefahren. Das war für alle überzeugend. Selbst Toyota, die ja die Daten von MF1 sehen, hat mir gesagt, dass sie beeindruckt wären von den Daten.

Sollte es trotzdem nicht klappen, haben wir andere Kontakte in der F1. In den letzten Wochen hat sich etwas getan und man ist auf mich aufmerksam geworden, hat gefragt was ich 2007 plane. Wir planen derzeit voll mit der F1. Sicher wäre die GP2 eine Alternative, aber nur in einem Top-Team, mit dem man um die Meisterschaft fahren kann. Dort sind die Plätze aber rar, also gilt die volle Konzentration der Formel 1.