Die Welt sah nach Sao Paulo und sie sah bis zum Beginn des dritten Qualifying-Abschnitts alles nach dem roten Plan verlaufen. Michael Schumacher schien sicher auf dem Weg zu seiner 69. Pole zu sein, als sein letztes Qualifying plötzlich eine dramatische Wendung nahm. Statt der Abschluss-Pole gab es einen Abschluss-Defekt! Felipe Massa sagte Danke und holte sich bei seinem Heimspiel in Interlagos die Pole Position. Die beiden Titelrivalen Alonso und Schumacher starten von den Rängen 4 und 10.

Session 1: Die letzte Pflichtübung

Ein letztes Mal nahm Michael Schumacher in seinem roten Cockpit Platz, um ein Formel 1-Qualifying in Angriff zu nehmen. Das Erreichen der zweiten Runde war dabei die übliche Pflichterfüllung. Diese begann er acht Minuten vor dem Ende - standesgemäß mit einer Bestzeit.

Die Konkurrenz von Renault wartete bis wenige Minuten vor dem Ende, bevor Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella auf ihre schnellen Runden gingen. Eine Überraschung gelang ihnen aber nicht. Alonso und Fisichella reihten sich mit über einer Sekunde Rückstand in der Zeitenliste ein. Denn den großen Paukenschlag der ersten Viertelstunde setzte Felipe Massa: In 1:10.643 Minuten fuhr er die schnellste Zeit des Wochenendes und war fast eine Sekunde schneller als Schumacher.

Das gute Bridgestone-Bild bestätigten Ralf Schumacher und Jarno Trulli auf den Plätzen 3 und 6 sowie Mark Webber und Nico Rosberg auf 7 und 8. In der Zeitenliste liest sich das wie folgt: Massa, M. Schumacher, R. Schumacher, Alonso, de la Rosa, Trulli, Webber und Rosberg.

Abschied nehmen mussten Scott Speed, Christijan Albers, David Coulthard, Takuma Sato, Sakon Yamamoto und Tiago Monteiro. Während Speed in letzter Sekunde von seinem Teamkollegen Tonio Liuzzi um genau eine Tausendstel geschlagen wurde, drehte sich Monteiro gleich zu Beginn ins Aus und konnte so gar keine Zeit setzen.

Session 2: Die letzte Bestzeit

In der zweiten Session legten die Renault vor: Alonso fuhr in 1:11.148 seine schnellste Zeit, doch damit war er Michael Schumacher nicht gewachsen. Der Ex-Champion ging wenige Sekunden nach dem Spanier über die Linie - mit acht Zehnteln Vorsprung! Damit unterbot er sogar die Fabelzeit seines Teamkollegen aus der ersten Session.

Felipe Massa ließ sich noch etwas Zeit und qualifizierte sich erst knapp vier Minuten vor dem Ende für den dritten Qualifying-Abschnitt - mit viereinhalb Zehnteln Rückstand auf Schumacher. Somit war die rote Doppelführung zementiert.

Am Ende der Top10 ging es aber noch einmal heiß her. Die beiden Williams, die beiden McLaren, die beiden BMW Sauber, Jenson Button und Giancarlo Fisichella kämpften bis zuletzt um ihr Ticket für Session Nummer 3. Eine Niete zogen erwartungsgemäß Liuzzi und Doornbos. Aber auch Button, Rosberg, de la Rosa und Webber verabschiedeten sich vorzeitig.

Besser erging es den beiden BMW Sauber-Fahrern die geradeso auf den letzten beiden Top10-Plätzen ins letzte Drittel rutschten. Vorne war alles klar: Schumacher und Massa lagen weit vor Alonso, Trulli, Räikkönen und Fisichella. Hinter den Roten lagen die Fahrer von Alonso auf Platz 3 bis Button auf Platz 14 innerhalb von sechs Zehnteln.

Session 3: Der letzte Schock

Die letzte Qualifying-Vierstelstunde von Michael Schumacher begann mit zwei Minuten Vorlaufzeit: Michael Schumacher fuhr schon 120 Sekunden vor dem Erlöschen der Boxengassenampel an den Ausgang. Kurz hinter ihm folgte Felipe Massa - danach stellten sich alle anderen Piloten im Boxenstau von Interlagos an.

Kaum hatte die Ampel die Fahrt freigegeben und war Michael Schumacher aus der Boxenausfahrt gefahren, kam der Schock: Der Ferrari mit der Startnummer 5 wurde langsam, musste das gesamte Feld passieren lassen und rollte im Notprogramm an die Box zurück! Dort kam er nach langen drei Minuten bei seiner Crew an und musste den Konkurrenten bis zum bitteren Ende beim Spritverbrennen und Zeitenjagen zuschauen. Eine Minute vor dem Ende stieg er enttäuscht aus seinem 248 F1 aus. Damit war Startplatz 10 besiegelt.

Die Pole sicherte sich derweil sein Teamkollege Felipe Massa - auf seinen beiden schnellen Runden fuhr er jeweils Bestzeit und holte sich so seine zweite Karriere-Pole. Platz 2 ging allerdings nicht an Fernando Alonso. Hinter Massa reihten sich Räikkönen und Trulli noch vor dem Spanier ein!

Startaufstellung: Vor dem letzten Gefecht

Rot und Silber sind die In-Farben der ersten Startreihe. Felipe Massa geht neben Kimi Räikkönen in den letzten Grand Prix des Jahres. Dahinter steht der Ex-Renault-Pilot Jarno Trulli noch vor dem amtierenden Weltmeister. Reihe 3 besteht aus Rubens Barrichello und Giancarlo Fisichella. Die vierte Reihe in fest in deutscher Hand: Ralf Schumacher startet vor Nick Heidfeld. Reihe 5 besetzen Robert Kubica und der vom Benzindruck verlassene Michael Schumacher.

Die zweite Hälfte der Startaufstellung beginnt mit je einem Williams und McLaren - Webber startet neben de la Rosa. Eine Reihe weiter hinten findet sich der zweite Williams-Fahrer Nico Rosberg neben Jenson Button wieder. Die Plätze 15 und 16 gehören ganz allein der kleinen Scuderia: Liuzzi startet vor Speed.

Am Ende der Startaufstellung finden sich Albers und Coulthard, Sato und Yamamoto sowie Monteiro und Doornbos ein - der Niederländer fuhr zwar Platz 15 heraus, verliert aber 10 Startplätze wegen seines Motorwechsels vom Freitag.