Er war nicht im Pressesaal, aber Michael Schumacher beherrschte am Freitag trotzdem die gesamte Techniker-Pressekonferenz. Aber die vier geladenen Gäste Patrick Head, Christian Horner, Pat Symonds und Ross Brawn hatten durchaus noch andere Themen als ihre Erinnerungen an den scheidenden Champion.

Zum Beispiel die Frage nach dem doch eher enttäuschenden Jahr bei Red Bull. "In diesem Jahr ging es darum uns zu festigen", erwiderte Horner. Man habe die Techniktruppe verändert und viele Faktoren innerhalb des Unternehmens dazu. "Die Leute mussten sich erst finden und lernen zusammenzuarbeiten. Aber natürlich war es ein leicht frustrierendes Jahr." Die Hoffnungen richten sich auf den RB3 für 2007 - dem ersten Auto gänzlich aus der Feder von Adrian Newey. "Wir haben uns vor einiger Zeit dazu entschieden alle unsere Anstrengungen auf Adrians erstes Red Bull Auto zu konzentrieren."

Patrick Head könnte seinen Ex-Designer heute ebenfalls gebrauchen, gerade weil auch Williams in den kommenden Monaten einen Umbruch in seiner Technikerriege durchführen wird. In Interlagos hat es zumindest am Freitag schon einmal mit der Bestzeit für Alexander Wurz geklappt. Der Cosworth-Motor im Heck des Williams war dabei aber keine besondere Ausbaustufe. "Die Motoren konnten das gesamte Jahr über 20.000 Umdrehungen leisten", betonte Head. "Manchmal wurden wir aber von einem kleinen Problem zurückgehalten." Während sich Wurz überrascht zeigte, dass er eine so schnelle Zeit und eine so gute Runde fahren konnte, relativierte Head die Zeit: "Alex fuhr am Ende der Session mit relativ wenig Sprit und neuen Reifen, dabei fuhr er den Motor mit der höchsten Drehzahl - trotzdem werden wir morgen noch schnellere Zeiten sehen."

Hätte, wäre, wenn

Bei Ferrari und Renault war das Thema Motor ebenfalls ein großes. So stecken in den beiden Renault-Boliden zwei unterschiedliche Ausbaustufen. Variante D5 bei Fernando Alonso und Variante E bei Giancarlo Fisichella. "Die Performance ist da, wir werden sie ausnutzen, wenn wir es müssen, aber wir wenn wir das nicht müssen, werden wir es auch nicht machen." So gehe man das Rennwochenende an. Den Motorwechsel bei Alonso - von einem D5-Aggregat zum nächsten - spielte Symonds herunter. "Es war ein einfaches Problem, das letzte Nacht auf dem Prüfstand entdeckt wurde. Es war nur eine Vorsichtsmaßnahme." Unsere Quellen sagen da etwas anderes: Ohne den Motorwechsel vor dem 1. Freien Training hätten Alonso eine Strafversetzung oder gar ein Ausfall im Rennen blühen können. Gibt es also vielleicht doch noch Hoffnung für die Schumacher-Fans?

Ross Brawn macht sich keine Gedanken über die Zuverlässigkeit des Ferrari-Triebwerks. "Das Suzuka-Problem war ein Einzelfall", sagte Brawn. "Das hoffen wir jedenfalls." Denn eine umfassende Erklärung für den Schaden hat man bei Ferrari noch immer nicht finden können. Zum Abschluss kam eine interessante Frage auf: War es wirklich der Motorschaden von Suzuka, der Schumacher der Titelchance beraubte, oder waren es nicht vielmehr die Fehler von Ungarn und Monaco?

Man habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und hofft, diese zukünftig zu vermeiden. "Ich wünschte, dass ich Michael in Ungarn in den letzten drei Runden zurückgepfiffen hätte, aber hinterher ist das immer leicht gesagt." Brawn ist dennoch mit der Saison "ziemlich" zufrieden. Immerhin habe man sich nach einem schlechten Start in die Position gebracht, noch um den Titel zu kämpfen. "Unser Saisonstart war nicht stark genug und deswegen sind wir jetzt in dieser Lage. Denn meiner Meinung nach hatten wir für einen Großteil der Saison die Oberhand." Jetzt sei Renault nur im Vorteil, weil man keinen so guten Start gehabt hätte. "Aber ich spekuliere nicht, was hätte sein können. Denn das gibt es im Racing nicht."