Brasilianer in Brasilien, das ist immer etwas Besonderes. Mit Felipe Massa und Rubens Barrichello nahmen gleich zwei Lokalhelden an der offiziellen Donnerstags-Pressekonferenz teil. Mit Tiago Monteiro gesellte sich noch ein Portugiesisch sprechender Fahrer dazu. "Meine Mutter ist Brasilianerin, also habe ich auch etwas brasilianisches Blut in mir", betonte der Spyker-Pilot die Wichtigkeit des Brasilien GP für ihn. Dank seiner Freunde, Bekannten, Verwandten und Sponsoren aus Südamerika ist es "fast wie ein Heimrennen für mich."

Für Rubens ist es ein Heimrennen, durch seinen Wechsel von Ferrari zu Honda hat sich aber "nicht viel" geändert. "Natürlich habe ich kein Auto, mit dem ich gewinnen kann, das bedeutet etwas weniger Druck, aber es ist auch weniger schön." Dennoch sei der Honda besser als die Ferrari der letzten Jahre, demnach sieht er zumindest "eine kleine Chance" auf den lange ersehnten Heimsieg. "Alles ist möglich", sagte er über seine magere Bilanz von zwei Pole, einem dritten und einem vierten Platz. "Es ist mager, aber es bedeutet auch weniger Druck. Ich werde einfach fahren und mein Bestes geben."

Nur 1% oder noch möglich?

Für Felipe Massa hat sich der Vorlauf zu seinem Heimrennen mit dem Wechsel zu Ferrari "sehr" verändert. "Als Ferrari-Fahrer ist man in den Medien mehr vertreten und steht mehr unter Druck." Hat Felipe also an diesem Wochenende mehr Druck? "Nein, nein", wiegelte er ab, "der Druck liegt auf ihm hier zu meiner Linken [deutet auf Fernando Alonso]. Aber auch auf Michael." Ganz hat Massa den Titelkampf in beiden Meisterschaften noch nicht aufgegeben. "Es ist noch möglich und wir werden unser Bestes geben." Die Atmosphäre im Team ist jedenfalls "gut". Bedenken bezüglich der Motoren hat bei Ferrari niemand. "Es hätte nicht passieren dürfen, aber es ist passiert. Niemand hat es erwartet, aber wir machen uns keine Sorgen."

Nächstes Jahr tragen beide Rot., Foto: Sutton
Nächstes Jahr tragen beide Rot., Foto: Sutton

Wie beurteilt Barrichello als Ex-Ferrari-Fahrer und Ex-Teamkollege von Michael Schumacher den Titelkampf und die Minimalchance des Deutschen? "Michael müsste 10 Punkte holen und Fernando keine. Das ist glaube ich noch nie in der F1 geschehen, es ist also relativ unwahrscheinlich - ich gebe dem höchstens ein Prozent Wahrscheinlichkeit." Allerdings lobte Barrichello die Aufholjagd seiner Ex-Truppe. Immerhin glaubte er zu Saisonbeginn, dass Alonso und Renault den Titel sicher hätten. "Dann begannen Michael und Ferrari Rennen für Rennen zu gewinnen - bis Japan."

Normal, besonders oder ganz schlimm?

Für Fernando Alonso ist die Situation bekannt: Nicht mit dieser Punktesituation, aber an diesem Ort - vor einem Jahr holte er sich in Brasilien seinen ersten WM-Titel. Hat er in diesem Jahr mehr oder weniger Druck? "Es ist mehr oder weniger genauso", antwortete er. "Im letzten Jahr hatte ich noch drei Chancen, in diesem Jahr gibt es nur ein Rennen. Es gilt also höchste Konzentration." Er und das Team seien bereit für den Kampf. "Für mich ist die Fahrer-WM aber am wichtigsten, und nicht nur für mich: für alle", betonte Alonso, der vor ein paar Tagen noch klagte, dass dem Team die Fahrer-WM egal wäre. "Wir dürfen keine Fehler begehen." Eine unfaire Attacke der Konkurrenz erwartet er nicht. "Davor habe ich keine Angst. Alle Fahrer wollen ein gutes Ergebnis, es wird also ein ganz normales Rennen."

Für die Zukunft könnte Brasilien zu einem "ganz besonderen Rennen" für Alonso werden. "Wenn man zwei Weltmeisterschaften hier gewonnen hat, dann wird es so sein. Aber wenn es nicht klappt, dann wird es eine ganz schlimme Erinnerung, denn wenn man im letzten Rennen 10 Punkte und den Titel verliert, kann man das nur schwer vergessen."

Aber an die Zukunft denkt er momentan nicht. "Jedes Jahr ist anders", sagte er über seine Aussichten bei McLaren. "2004 wurde McLaren Fünfter in der Team-WM, aber 2005 waren sie die Schnellsten. 2006 hatten sie wieder Probleme - hoffentlich haben sie 2007 wieder das beste Auto." Kimi Räikkönen wünscht sich das von seinem neuen Arbeitgeber auch - als Fünfter im PK-Bunde sagte er vor seinem Abschiedsrennen für McLaren: "Ich freue mich auf das nächste Jahr und komme hoffentlich weit." Na, wenn das mal keine spannenden Worte vom Ice Man sind...