Als Mika Häkkinen Ende 2001 seinen Helm an den Nagel hing genoss der Finne erst einmal ein Jahr Auszeit und widmete sich seiner Familie und seinen Freunden. Er habe damals einfach gewusst, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, aufzuhören, erklärte der Finne jetzt in Brasilien, wo er als Gast bei Michael Schumachers letzten Rennen dabei war. Er könne nachvollziehen, dass Schumacher seine Karriere jetzt beenden wolle, sagte er. "Michael war viele Jahre in der Formel 1 und hat viele Jahre unter großem Druck gestanden," erklärte Häkkinen. "Da kommt man dann irgendwann an einen Punkt, an dem man einfach genug hat und weiß, dass es Zeit ist aufzuhören. Und wenn man ein gutes Gefühl dabei hat, dann kann man erst einmal sich selbst und auch der Öffentlichkeit und seinen Fans sagen, dass man aufhört."

"Ich hatte nach meinem Ausstieg aus der Formel 1 eine tolle Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden," erzählte der 38-jährige weiter. "Ich konnte um die Welt reisen und hatte keinen Zeitdruck, zu den Rennen zu fahren." Im Laufe der Zeit habe er das Rennen fahren dann aber vermisst und sei deshalb in die DTM gegangen. Häkkinen ist sicher, dass auch Michael Schumachers aus dem Rennsport nicht endgültig ist und der Rekordweltmeister ebenfalls zurückkommen wird. "Ich glaube, dass Michael wieder Rennen fahren wird und ich denke auch, dass das in der DTM sein könnte. Uns liegt das Rennfahren im Blut. Wir wissen, dass wir gut sind und wenn wir physisch und psychisch fit sind, dann können wir Rennen fahren." Ebenso wie er selbst könnte wohl auch Schumacher auf Dauer nicht ohne Rennfahren leben. "Ich denke, auch Michael wird zurückkommen, in welcher Serie und wann - keine Ahnung."

Schumachers Nachfolger bei Ferrari ist Häkkinens Landsmann Kimi Räikkönen. Dass die Verpflichtung des jungen Finnen einen Einfluss auf Schumachers Entscheidung haben könnte, glaubt Häkkinen aber nicht. " Michael ist ein Kämpfer. Er geht bei jedem Teamkollegen ans Limit, wer es auch sein mag," betonte er. "Ich glaube nicht, dass das etwas mit seiner Entscheidung zu tun hatte. Das ist meine Meinung." Und glaubt Häkkinen, dass sein Landsmann die richtige Entscheidung getroffen hat, von McLaren zu Ferrari zu wechseln? "Ich habe damals beschlossen, bei McLaren zu bleiben, auch wenn wir ein paar schlechte Jahre hatten. Ich bin viele Jahre ohne Sieg gefahren." Mit viel Geduld und dem Willen, besser zu werden hätten sie es dann ja auch geschafft, die WM zwei Mal zu gewinnen. Sicher sei das Gras auf der anderen Seite oft grüner, wenn es nicht so richtig läuft, er sei aber immer noch sicher, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben, sagte Häkkinen.

"Ich kannte das Potential des Teams und den finanziellen Hintergrund, ich wusste, was das Team auf der technischen Seite zu leisten fähig war. Es gab viele Gründe, warum ich bei McLaren geblieben bin. Ob Kimi jetzt das richtige tut? Ich würde einfach sagen, warten wir mal und sehen, was passiert." Wenn man von einem großen Team zu einem anderen großen Team wechselt wie von McLaren zu Ferrari, dann müsse man einen genauen Blick hinter die Kulissen werfen und verstehen, was auf lange Sicht wohl passieren wird, erklärte er weiter. "Nicht nur heute oder morgen, sondern langfristig. Ich kann nur wiederholen: warten wir ab und sehen, was passiert."

Um Räikkönens Privatleben und angebliche Eskapaden gibt es immer wieder Schlagzeilen, Häkkinen meint zu diesem Thema, man dürfe vielleicht nicht alles glauben, was man liest. "In der Formel 1 muss man einen sehr starken Charakter haben. Wenn ständig über einen geredet wird, dann muss man sich psychisch schützen. Ich glaube, Kimi ist mental sehr stark. Es wird ja so viel über ihn geschrieben, ob das aber alles wahr ist oder nicht..." Wichtig sei, dass man seinen Standpunkt vertritt und offen darüber redet und die Probleme löst, so Häkkinen. "Wenn man in der Formel 1 ist, verbringt man den größten Teil seiner Zeit im Fahrerlager und redet mit der Presse und fährt Rennen. Kimi ist stark."

Nicht zuletzt aufgrund der Schlagzeilen und Gerüchte um sein Privatleben üben auch einige Insider schon Kritik an Räikkönen. Erst kürzlich ließ Frank Williams verlauten, seiner Meinung nach würde Räikkönen sein Talent verschwenden. Häkkinen hat zu diesem Thema seine ganz eigene Meinung. "Als ich in der Formel 1 anfing, war ich sehr egoistisch und habe nur an mich selbst gedacht," erinnerte er sich. "Man braucht da um sich herum die richtigen Leute, die einem die richtige Richtung zeigen - auf verschiedenen Gebieten, sei es Marketing, Umgehen mit der Presse, Rennen fahren, mit dem Team zusammenarbeiten. Nicht, dass sie einem sagen, was man tun soll, aber die Richtung zeigen und man lernt seinen eigenen Stil zu entwickeln. Dann kann man auch erfolgreich sein."

Räikkönens Nachfolger bei McLaren wird im kommenden Jahr der alte und neue Weltmeister Fernando Alonso sein. Viele orakeln schon jetzt, dass diese Entscheidung wohl nicht eine der klügsten des Spaniers war. "Ich weiß es nicht," meint Mika Häkkinen. "Ich kenne Fernando überhaupt nicht. Ich glaube aber, sein Umstieg zu McLaren ist ein sehr großer Schritt und er hat sich auf lange Zeit festgelegt. Ich denke aber, es war eine sehr kluge Entscheidung und ist sehr gut für ihn." Alsonsos Nachfolger bei Renault wird ein weiterer Finne sein: Heikki Kovalainen, über den Häkkinen aber nicht viel sagen kann. "Ich kenne ihn seit vielen Jahren, habe aber schon lange keinen Kontakt mehr mit ihm. Er hat sich enorm entwickelt, als Mensch und als Rennfahrer. Das Team, das ihn gewählt hat, hat offenbar großes Vertrauen in ihn, dass er die Leistung bringen kann, die von ihm erwartet wird."