Aufgrund seines Layouts und seiner Streckenbeschaffenheit stellt das "Autodromo Carlos Pace" in mehrfacher Hinsicht spezielle Ansprüche an Mensch und Material. So wurde die einst mit dem wenig schmeichelhaften Synonym "Waschbrett-Kurs" bezeichnete Strecke zwar im Jahr 2004 weitgehend neu asphaltiert, präsentiert sich allerdings immer noch ausgesprochen wellig. Die Piloten werden über die 71-Runden-Distanz auf der 4,309 Kilometer langen Strecke daher ordentlich durchgeschüttelt. Durch die Fahrtrichtung entgegen dem Uhrzeigersinn wird zudem die Nackenmuskulatur besonders beansprucht.

Das Waschbrett zwischen den beiden Seen., Foto: Sutton
Das Waschbrett zwischen den beiden Seen., Foto: Sutton

Doch nicht nur die Fahrer, auch die Ingenieure sehen sich in Interlagos extrem gefordert. Als besonders knifflig erweist sich das Streckenlayout, das mit seinen langen Geraden und den vielen langsamen bis mittelschnellen Kurven gute Überholmöglichkeiten bietet. "Während der erste und dritte Sektor durch lange Vollgasabschnitte geprägt sind, wünscht du dir im mittleren Sektor mit seinen vielen Kurven maximalen Abtrieb", weiß Willy Rampf, Technischer Direktor des BMW Sauber Teams. "Letztlich geht es darum, den optimalen Kompromiss zu finden." Dabei setzen die Teams in puncto Renn-Setup zumeist eher auf eine hohe Endgeschwindigkeit als auf optimale Rundenzeit, um ihre Fahrer für Positionskämpfe vor allem am Ende der langen Start-Ziel-Geraden zu rüsten. Die Anfahrt zur ersten Kurve gilt gemeinhin als beste Überholmöglichkeit auf der Strecke.

Besondere Würze bezieht der Grand Prix von Brasilien auch durch den Oktober-Termin und den damit verbundenen Unwägbarkeiten des Wetters. Wenn der Himmel über Sao Paulo seine Schleusen öffnet, so handelt es sich zumeist um regelrechte Wolkenbrüche. Durch die vielen erhöhten Kurven und den welligen Streckenbelag bilden sich an vielen Stellen dann richtige Rinnsale.

Auf dem "Samba-Kurs" gibt es nur eine einzige richtige Überholmöglichkeit am Ende der langen Start-/Zielgeraden kurz vor dem so genannten "Senna-S". Ansonsten besteht der Kurs aus einem sehr schnellen und einem sehr langsamen Teilabschnitt, auf dem die Unebenheiten ein weich abgestimmtes Fahrwerk sowie die langen Geraden flach eingestellte Flügel erfordern.

Ab ins Senna-S., Foto: Sutton
Ab ins Senna-S., Foto: Sutton

Die Streckengeschichte

Die Strecke von Interlagos, was wörtlich übersetzt "zwischen den Seen" bedeutet, wurde 1940 eröffnet und war damals ungewöhnlich, weil sie neben einem lang gestreckten äußeren Bereich auch einen kurvenreichen Innenraum bot. Dem Namen entsprechend lag die Strecke damals zwischen den Seen weit außerhalb der Stadt, die inzwischen förmlich bis an die Leitplanken herangewuchert ist. Der Kurs liegt in einem natürlichen Amphitheater, weshalb die Rennfans von nahezu jedem Punkt aus die halbe Strecke einsehen können.

In den Jahren 1989 und 1990 wurde die Strecke umgebaut. Es entstand ein 4,309 Kilometer langer Kurs, der im Jahr 2000 stellenweise neu asphaltiert worden ist, um die auch klimatisch bedingten Asphaltschäden auszumerzen. Seinen ersten Formel 1 Grand Prix erlebte der einstmals 7,96 Kilometer lange Kurs im Jahre 1973. Es siegte Lokalmatador Emerson Fittipaldi in einem Lotus-Ford. Nach acht Jahren Interlagos wurde der Große Preis von Brasilien auf der Strecke von Jacarepagua in der Nähe von Rio de Janeiro ausgetragen. Erst 1990 kehrte der Grand Prix auf das Autodromo Carlos Pace zurück. Benannt wurde der Kurs nach dem 1977 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen brasilianischen Rennfahrer Carlos Pace.