"Die Woche in der F1" ist normalerweise ein Wochenrückblick. Es steht eine Frage im Mittelpunkt: Was ist in den letzten sieben Tagen geschehen? Die Antwort fällt diesmal einfach aus: Wirklich Spektakuläres konnten wir in der letzten Testwoche der Saison nicht ausmachen. Alles schien auf das große Finale zu starren, über die fast sichere Vorentscheidung zu trauern oder nur auf die ersehnte Wintertestpause bis Ende November zu warten. Blicken wir heute also nicht zurück, sondern nach vorne - auf das Finaaale...

Manchmal kann die F1 noch überraschen, richtig unerwartete Wendungen fabrizieren, wie etwa bei den vorzeitigen Abgängen von Juan Pablo Montoya und Jacques Villeneuve. Aber es gibt auch diese Momente, in denen angebliche Neuigkeiten verkündet werden, die schon seit Urzeiten bekannt zu sein scheinen. Etwa die Freitagsdebüts von Sebastian Vettel und Michael Ammermüller vor einigen Wochen.

Den Titel im Tank?, Foto: Sutton
Den Titel im Tank?, Foto: Sutton

Eines dieser schlecht gehüteten Geheimnisse ist das Engagement der niederländischen Bank ING bei Renault. Schon seit Wochen geistern solche Spekulationen durch die F1-Welt. Am Freitag flatterte uns eine Pressemitteilung von ING ins Haus, genau genommen eine Einladung zu einer Pressekonferenz am Montagvormittag. Was da wohl verkündet wird, wenn man eine PK "bezüglich des Sponsoring des Renault F1 Teams" ankündigt und dazu RenaultF1-Präsident Alain Dassas sowie Teamboss Flavio Briatore als Gäste geladen sind?

Etwas mehr Spannung steckt im WM-Finale in Brasilien. Denn obwohl Michael Schumachers streikendes Ventil ihm beinahe aller Chancen auf einen 8. WM-Titel beraubte und er sich selbst schon öffentlich davon verabschiedet hat, ist es noch nicht vorbei. Schließlich ist es erst vorbei, wenn die fette Lady singt - oder die schwarz-weiß karierte Flagge fällt.

Für Andi Gröbl war diese Ungewissheit Anlass genug eine Wahrscheinlichkeitsrechnung der allerersten Güte durchzuführen. Am Ende einer beschwerlichen Reise durch das Reich der mathematischen Formeln kam er zu dem Ergebnis, dass Michael Schumachers WM-Chancen vor Interlagos bei 9,46 % liegen. "Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich!", schrieb er dazu. Sein Landsmann Niki Lauda sieht die Titelchancen des Deutschen übrigens nur bei 2%, allerdings gab Niki keinerlei Berechnungsformeln an, weshalb wir seinen Lösungsweg ankreiden müssen; besonders wenn man bedenkt, dass er ihn über eine große deutsche Boulevardzeitung mit vier großen Buchstaben verbreitete...

Das gleiche Blattwerk fand auch noch andere Wege, wie Schumacher noch zu seinem 8. Titelgewinn kommen könnte. Lösung Nummer 1: Eine Kollision. Felipe Massa könnte zum Beispiel Fernando Alonso im besten Rambo-Stil von der Strecke geleiten. "Das wird kaum funktionieren", kritisierte Lauda diesen Lösungsansatz. "Zu meiner Zeit ging das, da haben wir uns eine Ecke ausgesucht und sind dem anderen dann in den Kübel gedonnert - aber heute? Unmöglich. Bei den ganzen Kameras überall wirst du sofort überführt." Und dann wäre der Preis dafür "zu hoch" gewesen, denn nach so einer Aktion könnte sich jeder Fahrer "die Formel 1 abschminken".

Die zweite Lösung erinnert an Alonsos heftigsten Crash seiner Karriere. Im Jahr 2003 flog er eingangs Start- und Ziel brutal in die Mauer - das Rennen wurde danach abgebrochen. Den Spanier dürfte das kaum belasten, aber das Jahr 2003 ist dennoch ein gutes Beispiel dafür, wie verrückt und völlig chaotisch ein Brasilien GP in Interlagos verlaufen kann. In jenem Jahr kreiselten die Autos nur so von der Strecke - eingeschlossen Michael Schumacher. Am Ende gewann Giancarlo Fisichella das Abbruchrennen vor Kimi Räikkönen.

Die Nachspielzeit läuft..., Foto: Sutton
Die Nachspielzeit läuft..., Foto: Sutton

"Es kann viel passieren", sagt Markus Winkelhock angesichts der Unberechenbarkeit des Wetters. "Wie heißt es so schön? Unverhofft kommt oft. Es wird auf jeden Fall ein spannendes Finale - mit zwei Punkten Unterschied wäre es natürlich noch spannender gewesen, aber die Spannung ist trotzdem noch nicht ganz raus."

Denn auch den einen Punkt, den Alonso noch braucht und den er laut Schumacher "mit einer Spazierfahrt" holen wird, muss er erst noch holen. Schumacher kennt diese Situation genau. Es war ebenfalls das Jahr 2003, als er beim Saisonfinale in Suzuka nur noch einen WM-Punkt brauchte, um sich den Titelgewinn zu sichern. Am Ende holte er als Achter auch nur genau diesen einen Punkt.

Davon möchte er heute aber nichts wissen. "Michael ist sehr ruhig, aber nur weil er sich stark auf seine Arbeit konzentriert", verriet sein Teamkollegen Luca Badoer. Für Winkelhock ist das verständlich. "Er hält sich sehr bedeckt, aber das würde ich an seiner Stelle genauso machen." Denn: "Bei Alonso könnte etwas kaputt gehen und Schumacher kann das Rennen auf jeden Fall gewinnen. In so einem Fall wäre Schumacher Weltmeister - das geht schneller als man denkt."

Für Ferrari zählt deshalb in Interlagos nur ein Doppelsieg. "Er hat nur eins im Kopf", betonte Badoer, "er will gewinnen." Um die Saison mit einem Highlight abzuschließen, um die geringe Chance auf die Konstrukteurs-WM zu wahren, um sich selbst einen perfekten, siegreichen Abschied zu verschaffen und um vielleicht doch noch ein letztes Wunder wahr werden zu lassen. In sieben Tagen wissen wir mehr...