Markus, beginnen wir mit dem Üblichen: Wie war Dein Testtag gestern?
Markus Winkelhock: Es war ein super Test! Am Morgen war es noch etwas Mischmasch-Wetter, also leicht feucht. Am Mittwoch hatte er stark geregnet, was über Nacht noch nicht ganz abgetrocknet war. Deswegen sind vor zunächst mit Intermediates gefahren. Nach anderthalb Stunden war es vollständig trocken und wir konnten mit unserem Testprogramm beginnen. Dabei drehte sich fast alles um das Ausprobieren von verschiedenen Reifenmischungen.

Du bist bislang noch nie im Regen gefahren. Wie hat es sich angefühlt mit einem F1-Auto auf feuchter Bahn zu fahren?
Markus Winkelhock: Es hat Spaß gemacht! Du hast richtig gesagt, dass ich noch nie im Nassen oder bei rutschigen Bedingungen gefahren - wenn man einmal vom verstaubten Hungaroring absieht. Ich habe mich aber gleich wohl gefühlt. Allerdings kannte ich die Streckenvariante noch nicht, da wir nicht den GP-Kurs, sondern die Südkehre gefahren sind. Deshalb musste ich erst einmal ein paar Runden fahren, um ein Gefühl für die Strecke zu bekommen. Allerdings fühle ich mich im Nassen bei rutschigen Bedingungen eh sehr wohl, deshalb hat es mir tierisch Spaß gemacht.

Damit hat Dir das Team also ein schönes Geschenk bereit...
Markus Winkelhock: Es war für mich eine super Erfahrung noch einmal von Colin Kolles eingeladen worden zu sein. Denn dieser Test war ja nicht mehr geplant. Umso schöner war die Überraschung, dass ich so kurzfristig vor dem Saisonende noch einmal ins Auto steigen durfte.

Demnach hat es sich gelohnt den halben Tag zu testen und sogar einmal im Nassen zu fahren, um in diesem Jahr das komplette Lern-Repertoire abhaken zu können...
Markus Winkelhock: Ja, absolut.

Du bist zuletzt in Ungarn gefahren. Konntest Du seit dem eine Verbesserung am Auto spüren?
Markus Winkelhock: Nein, das Auto hat sich gleich angefühlt. Aber ich bin auf einer mir unbekannten Strecke gefahren, auf der ich mit dem Auto vom Stand Ungarn nie gefahren bin. Ein Vergleich wäre also unrealistisch.

Also war für Dich nur die Lackierung anders...
Markus Winkelhock: [lacht] Nein, noch nicht einmal das. Das Testauto hatte noch die alte Lackierung, da die neuen Autos schon auf dem Weg nach Brasilien sind.

In Brasilien gab es schon viele verrückte Rennen. Ist für Spyker beim Saisonfinale noch der erste WM-Punkt drin?
Markus Winkelhock: Das wird wie in Shanghai wetterabhängig sein. Dort war Bridgestone im Regen nicht so gut, dafür im Trockenen besser. In Sao Paulo wird es wohl auch eine Wetterfrage sein. Zur Strecke kann ich natürlich nichts sagen, da ich noch nie dort gefahren bin. Aber es wird wie im Titelkampf auf eine Wetter- beziehungsweise Reifenfrage hinauslaufen.

Wenn Bridgestone eine ähnliche Dominanz wie im Trockenen im Suzuka-Qualifying zeigen kann, könnte es tatsächlich noch einmal spannend werden, aber ansonsten ist der Vorsprung von Alonso auf Schumacher natürlich schon sehr groß...
Markus Winkelhock: Ja, das stimmt. Aber es kann viel passieren. Schumacher hält sich sehr bedeckt, aber das würde ich an seiner Stelle genauso machen. Bei Alonso könnte etwas kaputt gehen und Schumacher kann das Rennen auf jeden Fall gewinnen. In so einem Fall wäre Schumacher Weltmeister - das geht schneller als man denkt. Wie heißt es so schön? Unverhofft kommt oft. Es wird auf jeden Fall ein spannendes Finale - mit zwei Punkten Unterschied wäre es natürlich noch spannender gewesen, aber die Spannung ist trotzdem noch nicht ganz raus.