Unter höchsten mathematischen und wahrscheinlichkeitstheoretischen Anstrengungen rechnete Andi Gröbl gestern in seiner Kolumne eine 9,46-prozentige Titelchance für Michael Schumacher aus. Sein Landsmann Niki Lauda sieht das weniger mathematisch und schätzt die Chancen des Ferrari-Stars in Brasilien doch noch seinen 8. Titel zu holen auf nur mehr "zwei Prozent". Der geübte Kartenspieler Alonso habe alle Asse in der Hand.

Es gibt aber eine Ungewissheit, die Alonso schon in China zu bedenken gab: "Er muss ins Ziel kommen! Der Druck ist da", betont Lauda in der Bild. "Aber Alonso ist ein erfahrener Bursche, der sollte das hinkriegen. Schafft er's nicht, muss Michael da sein. Michael muss auf jeden Fall voll auf Sieg fahren!"

Angesichts dieses Szenarios melden sich natürlich auch Stimmen aus der Vergangenheit über die Vergangenheit zu Wort. So zum Beispiel Damon Hill, der Alonso vor schmutzigen Tricks warnte: "Er gibt nie auf," sagte Hill. "Wenn ich an Alonsos Stelle wäre, würde ich mich gut bewaffnen bis das letzte Rennen vorbei ist. Den Typ darf man nie abschreiben." Schumacher werde mit dem Gedanken in das letzte Rennen gehen: "Wie kann ich gewinnen und Alonso leer ausgehen?", glaubt Hill. "Genauso wird er das angehen, sonst wäre er nicht Michael Schumacher."

Die Gefahr einer Kollision zwischen Alonso und Ferrari-Helfer Felipe Massa sieht Lauda aber nicht. "Das wird kaum funktionieren", so der Österreicher. "Zu meiner Zeit ging das, da haben wir uns eine Ecke ausgesucht und sind dem anderen dann in den Kübel gedonnert - aber heute? Unmöglich. Bei den ganzen Kameras überall wirst du sofort überführt."

Außerdem warnt Ralf Schumacher: "Das wäre unehrlich und extrem gefährlich." Und auch für Lauda wäre der "Preis zu hoch". Nach so einer Aktion könnte sich Massa "die Formel 1 abschminken". Dann wäre er "verteufelt" bis an sein Lebensende. "Wie jeder andere Fahrer auch, der Alonso abschießen würde."

Ein anderer Fahrer kann und wird den Spanier somit nicht stoppen. "Zumindest nicht absichtlich", so Lauda weiter. "So blöd können die gar nicht sein. Ein Gewittersturm oder ein Blitzeinschlag könnten Alonso noch das Rennen versauen. Aber eigentlich entscheidet nur Renault, ob Michael noch Weltmeister wird." Nämlich dann, wenn sie einen "dicken" Fehler gehen würden. "Wenn Alonso zum Beispiel nicht clever genug ist, um seinen Schädel aus allen brenzligen Situationen herauszuhalten, dann kann Michael der lachende Dritte sein!" Ob er sich dann über den Titel freuen würde, bleibt abzuwarten, in Suzuka betonte er noch: "Durch einen Ausfall eines anderen möchte ich nicht Weltmeister werden - und schon gar nicht darauf hoffen..."