Mit dem heutigen Rennen verabschiedet sich die Formel 1 erst einmal von Suzuka - ab 2007 findet der japanische Grand Prix ja in Fuji statt. Damit verliert der Formel-1-Kalender nicht nur eine seiner attraktivsten Strecken - sondern auch einen Ort, an dem in den letzten zwanzig Jahren immer wieder Geschichte geschrieben wurde. Insgesamt zehnmal fiel die WM-Entscheidung hier - und die meisten dieser Finals waren so spannend und dramatisch, dass sie sich in die Erinnerung eingebrannt haben.

1987 fiel die Entscheidung schon vor dem eigentlichen Rennen: Nigel Mansell in der Verfolgerposition verletzte sich bei einem Trainingsunfall am Rücken, konnte nicht starten. Sein Williams-Teamkollege Nelson Piquet war damit automatisch Weltmeister, zum dritten Mal in seiner Karriere.

Ayrton Senna schoss 1990 Alain Prost in der ersten Kurve ab, Foto: Sutton
Ayrton Senna schoss 1990 Alain Prost in der ersten Kurve ab, Foto: Sutton

1988 holte sich Ayrton Senna seinen ersten WM-Titel mit einem hart erkämpften Sieg über seinen McLaren-Teamkollegen Alain Prost. Senna war am Start der Motor abgestorben, nur dank der abschüssigen Start-Ziel-Geraden brachte er das Auto wieder in Gang, kam als 14. weg - und überholte nach einer fantastischen Aufholjagd nach 27 Runden trotzdem Prost, der an der Spitze hatte vorneweg fahren können. Bei der Pressekonferenz zeigte der bis dahin als eiskalt verschriene Brasilianer erstmals öffentlich Gefühle, weinte hemmungslos: "Es war für uns beide ein unglaublich hartes Jahr, ich bin froh, dass es vorbei ist."

1989 war Suzuka der Schauplatz der ersten der beiden berühmten Kollisionen Prost-Senna: Der Franzose wusste damals: "Wenn wir beide abfliegen, bin ich Weltmeister" - und provozierte, als Senna, der nach überlegener Pole-Position den Start gegen Prost verloren hatte, sieben Runden vor Schluss in der Schikane einen Überholversuch startete, einen Crash, lenkte 20 Meter früher ein als normal, wie später Helikopteraufnahmen bewiesen. Senna konnte zwar weiterfahren, gewann auch, trotz Boxenstopp zum Frontflügelwechsel, das Rennen, nachdem er Alessandro Nannini in eben jener Schikane die zwischenzeitliche Führung wieder abnahm. Doch dann wurde er auf Druck des damaligen französischen FIA-Präsidenten Jean-Marie Balestre mit dubiosen Begründungen wegen Anschiebens und Abkürzens durch den Notausgang der Schikane disqualifiziert - Prost war Weltmeister.

Michael Schumacher holte 2000 seinen ersten Titel für Ferrari, Foto: Sutton
Michael Schumacher holte 2000 seinen ersten Titel für Ferrari, Foto: Sutton

1990 sah eine Umkehrung der Vorjahressituation: Diesmal wusste Senna: "Wenn wir kollidieren, bin ich Champion." Und der Brasilianer war sauer: Wieder auf Druck von Balestre hatte er als Trainingsschnellster - entgegen vorheriger Absprachen - nicht den besseren Startplatz außen bekommen. Als Prost prompt am Start die Führung übernahm, hielt Senna in der ersten Kurve voll dagegen, nahm den Unfall sozusagen "billigend in Kauf." Beide draußen - Senna war Weltmeister. "1990 war die Konsequenz von 1989", sagte er später einmal, "ich ging mit dem Vorsatz ins Rennen, wenn Prost den Start gewinnt, dann halte ich voll drauf... Was passiert ist, war das Ergebnis einer Fehlentscheidung von Balestre. Ich habe dazu beigetragen, aber ich bin nicht dafür verantwortlich."

1991 hieß das Titelduell Senna gegen Nigel Mansell. Der Engländer flog schon nach zehn Runden, auf der Jagd nach Senna, wegen angeblicher Bremsprobleme von der Strecke. Senna war zum dritten Mal Weltmeister - und verschenkte in der letzten Runde auf Anweisung von McLaren-Chef Ron Dennis seinen sicheren Sieg an seinen Teamkollegen Gerhard Berger.

1996 sicherte sich Damon Hill mit einem souveränen Sieg den Titel gegen seinen Williams-Teamkollegen Jacques Villeneuve, der, nach verpatztem Start chancenlos auf Platz vier liegend, nach 37 Runden wegen eines weggebrochenen Rades ausfiel.

1998 ging Mika Häkkinen mit vier Punkten Vorsprung auf Michael Schumacher in den Endspurt und holte mit einem Sieg auch seinen ersten Titel. Schumacher hatte sich zwar die Pole-Position gesichert, sorgte dann aber durch technische Probleme am Ferrari für einen Startabbruch und musste sich für den zweiten Start ganz hinten anstellen. Eine Aufholjagd nützte nichts mehr, nach 32 Runden riss Schumacher ein Reifenschaden aus dem Rennen.

1999 war die Lage genau umgekehrt: Häkkinen hatte vor dem entscheidenden Rennen vier Punkte Rückstand auf seinen Ferrari-Rivalen Eddie Irvine. Doch dann setzte sich der Finne mit einem Sieg zum zweiten Mal hintereinander durch, Irvine wurde nur Dritter...

2000 holte sich dann zum ersten Mal Michael Schumacher einen Titel in Japan. Mika Häkkinen hatte damals acht Punkte Rückstand auf Schumacher, hätte in Japan gewinnen müssen, um bis Malaysia im Titelrennen zu bleiben. Doch Schumacher gewann ganz knapp vor dem Finnen – sein erster Ferrari-Titel...

2003 kam Schumacher dann mit neun Punkten Vorsprung auf Kimi Räikkönen zum Finale - ein achter Platz in einem ziemlich chaotischen Rennen reichte ihm zum Titelgewinn. Räikkönen wurde hinter dem zweiten Ferrari-Piloten Rubens Barrichello nur Zweiter, aber auch ein Sieg hätte ihm nichts mehr genützt, denn Schumacher wäre bei Gleichstand durch die höhere Anzahl an Siegen ebenfalls Weltmeister gewesen. Eine weitere Titelentscheidung wird es in Suzuka so schnell nicht geben - ab 2007 wird in Fuji gefahren. Das letzte Rennen 2006 brachte keine weitere Titelentscheidung, dafür aber eine Vorentscheidung...

WM-Statistik Suzuka:

1987:
Vor dem Rennen:

Piquet - Mansell 73:61
Nach dem Rennen:
Piquet - Mansell 73:61, Piquet Weltmeister

1988:
Vor dem Rennen:

Senna - Prost 79:84
Nach dem Rennen:
Senna - Prost 87:84, Senna Weltmeister durch die Streichresultate-Regel, damals zählten nur die jeweils elf besten Resultate pro Saison.

1989:
Vor dem Rennen:

Prost - Senna 76:60
Nach dem Rennen:
Prost - Senna 76:60, Prost Weltmeister

1990:
Vor dem Rennen:

Senna - Prost 78:67
Nach dem Rennen:
Senna - Prost 78:67, Senna Weltmeister

1991:
Vor dem Rennen:

Senna - Mansell 85:69
Nach dem Rennen:
Senna - Mansell 91:69, Senna Weltmeister

1996:
Vor dem Rennen:

Hill - Villeneuve 87:78
Nach dem Rennen:
Hill - Villeneuve 97:78, Hill Weltmeister

1998:
Vor dem Rennen:

Häkkinen - Schumacher 90:86
Nach dem Rennen:
Häkkinen - Schumacher 100:86, Häkkinen Weltmeister

1999:
Vor dem Rennen:

Irvine - Häkkinen 70:66
Nach dem Rennen:
Häkkinen - Irvine 76:74, Häkkinen Weltmeister

2000:
Vor dem Rennen:

Schumacher - Häkkinen 88:80
Nach dem Rennen:
Schumacher – Häkkinen 98:86, Schumacher Weltmeister

2003:
Vor dem Rennen:

Schumacher - Räikkönen 92:83
Nach dem Rennen:
Schumacher - Räikkönen 93:91, Schumacher Weltmeister