"Time to say goodbye!" Jaja, Sarah Brightman und Andrea Bocelli wussten eben, wie ein Abschied richtig vertont gehört. In der Formel 1 ist so ein Abschied eigentlich nur mit Motorgeheul verbunden. Das Problem an der Sache: Die Motoren heulen auch, wenn jemand siegt, zum ersten Mal fährt oder einfach nur auf Platz 11 oder auch 0815 ins Ziel kommt.

Deswegen ließ sich Michael Schumacher etwas ganz besonderes zum Abschied von einer seiner Lieblingsstrecken einfallen. Kein Feuerwerk, aber ein Rauchwerk, das sehr viel Melancholie zum Ausdruck brachte. Schumachers größtes Problem an diesem Abschied war, dass er sich damit wohl auch vom WM-Titel 2006 verabschieden kann. Aber ein echter Champion weiß eben wie man sich mit Stil zurückzieht. Außerdem weiß er, wie er Situationen einzuschätzen hat: "Das ist eine ziemlich kühle Rechnung. Ausfall, zehn Punkte weg, damit im Prinzip Meisterschaft entschieden."

Kaum kennen gelernt, musste Nico Rosberg sich wieder von Suzuka verabschieden, Foto: Sutton
Kaum kennen gelernt, musste Nico Rosberg sich wieder von Suzuka verabschieden, Foto: Sutton

"Das ist Racing. Es wird alles probiert und jeder gibt sein Bestes, wir sind nun einmal in einer Meisterschaft, in der wir nur mit Prototypen fahren, da kann das schon einmal passieren. Ich mache deswegen niemandem einen Vorwurf", meinte Schumacher weiter und zeigte das auch indem er eine kleine Ehrenrunde durch die Box drehte und mit allen Mechanikern einschlug. Wäre ein Kasten Bier herumgestanden und das Rennen schon vorbei gewesen, hätten wohl alle einen Schluck vertragen können, hatte man den Eindruck.

Solch große Gesten waren bei Nico Rosberg freilich nicht zu sehen, denn schließlich war für ihn Suzuka nur eine flüchtige Bekanntschaft und seine Mechaniker bei Williams wird er auch im nächsten Jahr noch oft zu Gesicht bekommen. Wovon sich Rosberg im Rennen allerdings recht bald verabschieden konnte, war ein Platz in den Punkten. "Es war okay", fasste er gegenüber motorsport-magazin.com zusammen. "Suzuka ist eine der schwersten Strecken des Jahres und ich hatte hier ein gutes Wochenende. Das ist okay", wiederholte er. "Die Startphase war etwas schwierig. Barrichello hatte keinen Flügel mehr und ich habe einen Fehler gemacht, zu spät gebremst. Da ist Kubica vorbei. Mehr war danach nicht drin, das war das Maximum was möglich war."

Bye, bye Suzuka, hallo Chance in der Konstrukteurs-WM, Foto: Sutton
Bye, bye Suzuka, hallo Chance in der Konstrukteurs-WM, Foto: Sutton

Ralf Schumacher seinerseits musste sich von gar nichts verabschieden, außer vielleicht ebenfalls von Suzuka. Er durfte nämlich eher beinahe etwas begrüßen. Rang fünf in der Konstrukteurs-WM ist für sein Team wieder in Reichweite nachdem der Rückstand auf BMW Sauber bis auf einen Punkt verkürzt wurde. "Ich bin froh, dass wir fünf Punkte für das Team mitgenommen haben", meinte er, musste aber anfügen, "wir hätten heute aber mehr erreichen können." Damit hatte er auch nicht ganz unrecht, denn beim Start konnte er die Renaults in Schach halten. Von den Blau-Gelben musste er sich aber dann bald verabschieden - also doch noch ein weiterer Abschied. "Eigentlich hat sich das Auto zu Beginn gut angefühlt und wir konnten mit der Spitze bis zum ersten Boxenstopp mithalten", sagte Schumacher. Dort tauschten dann er und Trulli die Plätze, woraufhin der Deutsche Trulli den restlichen Nachmittag in meist sicherem Abstand hinterherfuhr. Ein Überholversuch hätte nämlich mit einem beidseitigen Abschied ins Kiesbett enden können.

Nick Heidfeld musste sich nicht von den Punkterängen verabschieden, Foto: Sutton
Nick Heidfeld musste sich nicht von den Punkterängen verabschieden, Foto: Sutton

Der vierte Deutsche musste während des Rennens befürchten, dass er "Auf Wiedersehen" zu den Punkterängen würde sagen müssen. Denn sein Teamkollege Robert Kubica saß ihm im Nacken und hatte sogar die Erlaubnis, zu überholen. Doch schließlich blieb ihm die Ehre, den einen Punkt nachhause zu fahren und somit den Vorsprung gegenüber Toyota für den Saison-Ausklang (oder auch Abschied) zu konservieren. Zumindest damit war er nicht ganz unzufrieden. "Ja, auf jeden Fall. Auch wenn er geschrumpft ist. Bridgestone war hier ganz klar stärker, zumindest im Qualifying und im Rennen phasenweise auch. Deswegen war es schwierig hier gegen sie gut auszusehen", sagte Heidfeld und meinte in Blickrichtung Sao Paulo, dass es doch nett wäre, wenn dort dann Michelin einen Vorteil hätte oder es regnete. Denn dann könnte er sich mit einem Lächeln aus der Saison verabschieden. Es muss nicht immer melancholisch zu Ende gehen.