Sollten Sie in der mitteleuropäischen Zeitzone leben und heute extra um vier Uhr aus dem Bett gekrochen sein, um sich ein nervenzerfetzendes und spannendes erstes Training anzusehen, dann haben Sie mein Beileid. Und selbst wenn Sie ihre Nachtruhe nur für das zweite Training verkürzt haben, waren Sie ähnlich arm dran. Denn das einzige, was es da zerfetzt hat, war Adrian Sutils Motor und vielleicht auch sein Geldbörserl, nachdem er 1000 Dollar für eine kleine Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse zahlen durfte.

Sonst war der Tag wirklich sehr unfetzig, auch in den Reihen der Deutschen, Österreicher und Schweizer. Falls Sie das einem dummen Schreiberling nicht glauben, dann lassen wir eben den siebenfachen Weltmeister zu Wort kommen: "Wir konnten Eindrücke gewinnen, welche und wie man die bewerten muss, kann ich noch nicht sagen", sagte Michael Schumacher nach dem 2. Training. "Unser Auto hat gut funktioniert, es gab keine besonderen Vorkommnisse." Nach dem ersten Training hätte er übrigens noch weniger zu sagen gehabt, weil da war Schumacher gar nicht einmal auf der Strecke.

Es wurde wirklich viel gesessen, Foto: Sutton
Es wurde wirklich viel gesessen, Foto: Sutton

Die einzigen, die anscheinend wirklich wenigstens ein bisschen Spaß hatten, waren die Freitagsfahrer. Wie bereits zu lesen war, durfte Adrian Sutil einen Motor vernichten und Sebastian Vettel hatte anscheinend irrsinnigen Spaß: "Die Strecke ist der Oberhammer. Vor allem der erste Sektor. Im ersten freien Training heute Morgen ging es erst einmal darum, die Strecke kennen zu lernen und einzuschätzen, sowohl mit Regenreifen als auch mit Intermediates. Im zweiten Training bin ich zu Beginn 19 Runden am Stück gefahren. Diese Erfahrung über die Distanz war gut. Als es zum Schluss trocken war, konnten wir noch zwei Mal mit Rillenreifen rausfahren." Schade nur, dass das als Zuschauer nicht so hammermäßig angekommen ist.

Denn auch Michael Ammermüller hatte gar wunderliches zu berichten - der Freitag ist eben wirklich nur etwas für die, die da wirklich volles Rohr Stoff geben könnten. Immerhin durfte Ammermüller während des zweiten Trainings kurz ganz oben von der Zeitentabelle lächeln; und das in einer Session, in der es Ferrari und Renault am Schluss wirklich wissen wollten. "Das war schon ein gutes Gefühl, denn als ich rausgefahren bin, sind die anderen dann auch mit Slicks raus. Das war schon ein tolles Gefühl, vor den Topstars zu sein. Zwar nicht lange, aber trotzdem", meinte Ammermüller gegenüber motorsport-magazin.com.

Na gut, es wurde auch nur so herumgehangen, Foto: Sutton
Na gut, es wurde auch nur so herumgehangen, Foto: Sutton

Sodala, das war es dann aber schon wieder mit dem Spaß, denn abgesehen von einem Fahrer, der richtig Spaß hatte - was wir nur mittels Erzählungen mitbekommen -, einem, der sich zwischen den Stars vergnügt hat und einem, der seinen Motor als Barbecue zur Verfügung stellen wollte, war wirklich nichts los. Nicht einmal Alex Wurz, der eigentlich viel Unterwegs war, hatte Wichtiges zu berichten: "Es war ein produktiver Testtag. Wir mögen auf den Zeitentabellen nicht gut ausgesehen haben, aber das war, weil wir viele verschiedene Dinge ausprobiert haben." Ja wenn man so etwas liest, dann weiß man wieder, warum man um vier Uhr aufgestanden ist - nicht?

Denn nicht einmal diejenigen, die wollten, konnten dann im Endeffekt. So wollte Nick Heidfeld ein wahres Feuerwerk abbrennen, uns alle in Staunen versetzen oder vielleicht auch einfach nur schnell fahren, aber es ging nicht. "Am Schluss ist es deutlich abgetrocknet und da wollten wir probieren, um wenigstens eine Basis zu bekommen und die Systeme zu checken. Ich hatte aber leider in jeder Runde Verkehr, deswegen kamen keine Rundezeiten raus", sagte er motorsport-magazin.com

Aber eigentlich wurde viel gesessen, Foto: Sutton
Aber eigentlich wurde viel gesessen, Foto: Sutton

Wenn dann nicht einmal so etwas funktioniert, dann können Sie sich denken, was die anderen beiden Deutschen und der eine Schweizer noch so zu erzählen hatten. Keine herzzerreißenden Geschichten über großes Leid oder unbedankte Leistung sondern so tolle Sachen wie: "Wir müssen aber erst abwarten und sehen wie es läuft. Trotzdem glaube ich, dass unser Auto unter den richtigen Umständen auf das Podium kommen kann." Das war Ralf Schumacher. Nico Rosberg fand für den Mega-Freitag in Suzuka auch nur diese Worte: "Suzuka ist eine großartige Strecke, ohne Zweifel! Sie ist nicht leicht zu lernen muss ich sagen, aber die Balance des Autos war gleich gut und ich habe mich von Beginn an wohl gefühlt." Damit wir es zu einem glücklichen Ende bringen und uns auf einen spannenderen Tag mit wirklich nervenzerfetzenden Entscheidungen freuen können, hier noch ein Auszug aus Neel Janis herzzerreißendem Kommentar: "Ich war an diesem Morgen glücklich, als ich Zweitbester war, da ich noch nie zuvor hier war und auch noch nie im Regen dieses Auto gefahren bin." Toll! Es hat sich doch fast gelohnt um vier Uhr aufzustehen - gähn!