Fünf Fahrer nahmen am Donnerstagnachmittag im Pressesaal des Suzuka Circuit Platz. Jenson Button, Takuma Sato, Jarno Trulli und Sakon Yamamoto können Sie direkt nach der ersten Erwähnung wieder vergessen - denn abgesehen von den üblichen Floskeln und Anstandsfragen gab es für sie nicht viel zu tun; der Weltmeister und die Fragen an ihn stahlen ihnen jegliche Show.

Beginnen wir trotzdem mit Sakon Yamamoto, der beim letzten Rennen in China immerhin seine erste F1-Zielankunft feiern durfte. "Das hat mir viel bedeutet", freute er sich. Weniger gut war der Vortrag von Nick Heidfeld, den er sich danach anhören musste. Aber auch wenn Nick den richtigen Super Aguri-Japaner erwischt hätte, wäre dieser damit nicht einverstanden gewesen. "Ich glaube nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe." Neben Nick sahen dies zumindest die Rennstewards anders, sie disqualifizierten Sato. "Er war langsamer als ich und deshalb überholte ich ihn. In der letzten Kurve waren sechs Autos nebeneinander und es war einfach Pech. Aber ich gehe fest davon aus, dass ich nichts falsch gemacht habe."

Alonso die Erste - offizielle Fassung

Am Anfang konnte Fernando noch lachen..., Foto: Sutton
Am Anfang konnte Fernando noch lachen..., Foto: Sutton

Mehr Möglichkeiten sich zu äußern gab es für die beiden Japaner und den zwischengeschalteten Jarno Trulli nicht. Jetzt war Alonso an der Reihe. "Es ist mir egal, wie die Wetterbedingungen aussehen", gab er zum Besten. Renault sei unter allen Bedingungen konkurrenzfähig. Er selbst bevorzuge aber trockene Bedingungen, da dies für die Zuschauer einfach schöner sei. "In Regenrennen passieren so viele Dinge, es geht rauf und runter, also wäre ein normales Rennen wohl für alle besser." Ob dem wirklich alle Fans zustimmen ist doch eher fraglich - immerhin waren der China und Ungarn GP nur aus einem einzigen Grund die besten Rennen des Jahres - wegen des Regens und der unvorhersehbaren Aufs und Abs.

Nach diesen Aussagen gab es erst einmal eine kurze Verschnaufpause für den Spanier. Jenson Button durfte über seine Gefühle in Suzuka berichten; vor einem Jahr wurde hier sein Bleiben bei Honda verkündet. "Wir wollten in dieser Saison bei jedem Rennen um den Sieg kämpfen und das war nicht der Fall", zog er eine unzufriedene Bilanz. "Aber wir haben auch unseren ersten Sieg geholt." Das große Ziel sei es aber, bei jedem Rennen siegfähig zu sein. Daran arbeite man jetzt.

Alonso die Zweite - Director's Cut

Mit diesen Worten endete der offizielle Part der Pressekonferenz, nun waren die Kollegen auf den Stühlen gefragt - Questions from the floor nennt sich das in der FIA-Sprache. Heute hätte man es aber auch getrost Questions for Fernando nennen können; denn bis auf einige wenige Zwischenfragen an das stille Quartett auf den Statistenplätzen war nur der Weltmeister gefragt.

Der Grund dafür waren seine kritischen Worte gegenüber seinem Team. Dabei habe er doch gar "kein Problem" - mit niemandem. "Es gab eine lustige Geschichte aus Deutschland, dass Fisichella bei Michaels Feier war und ich deshalb auf ihn und das Team sauer sei. Es gibt immer Gerüchte, aber sie sind nicht wahr." Stattdessen habe er nur für neun oder zehn Runden ein "spezifisches Problem" mit dem Auto gehabt. "Da habe ich mich allein gefühlt." Nun bemühte Alonso einen viel diskutierten Vergleich zur Tour de France: "Es ist wie bei einem Berganstieg, wenn man einen Reifenschaden hat und der Teamkollege mit dem Rivalen ohne anzuhalten nach oben zieht. Das war für mich etwas schwierig zu verstehen."

... am Ende vergingen ihm Lachen und Worte., Foto: Sutton
... am Ende vergingen ihm Lachen und Worte., Foto: Sutton

Hat Alonso also das Gefühl, dass er nicht die volle Unterstützung des Teams erhalte? "Ich glaube, dass ist eine schwierige Frage", beginnt er, bevor er sich um 180 Grad dreht: "Das Team gibt das Bestmögliche, was es kann. Sie geben mir ein fantastisches Auto, mit dem ich im letzten Jahr die Weltmeisterschaft gewonnen habe und in diesem Jahr auch um den Titel fahre..." So geht es noch eine ganze Weile weiter, bevor Fernando mit den Worten schließt: "Bei der ein oder anderen Situation habe ich mich auf die ein oder andere Weise schon etwas alleine gefühlt." Zum Beispiel in Indianapolis, als sein Auto nicht gut lief, oder eben in Shanghai, als Fisichella ihn überholen durfte. "Da hätte ich aus meiner Sicht etwas mehr Hilfe gebrauchen können."

Aber wie hätte das Team ihm denn helfen können? "Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht", antwortet der sich windende Spanier. Aus seiner Sicht war das Überholmanöver von Fisichella "zu riskant". Es war drei Rennen vor dem Saisonende und "mein Teamkollege war etwas...", ja was war er? "... es war nicht gut genug." So machen Pressekonferenzen Spaß, wenn Fahrer frei von der Leber weg sprechen und sich nicht über jeden Satz den Kopf zerbrechen...

Noch ein Beispiel gefällig? Nein? Doch: "In China hast Du gesagt, dass es einige Leute im Team gibt, die nicht möchten, dass Du den Fahrertitel gewinnst..." - "Nein, nein... Für das Team ist der Konstrukteurstitel sicherlich wichtiger, aber sie wollen beide Titel gewinnen. Ganz sicher..." Wer die Aussagen des Spaniers vom letzten Sonntag mit jenen aus der Donnerstags-Pressekonferenz vergleicht, der bekommt unweigerlich den Eindruck eine kastrierte, Entschuldigung autorisierte, Interview-Fassung des zuständigen Automobilherstellers zu lesen. Denn im Autorisierungsprozess sind solche 'Meinungsänderungen' mancherorts alltäglich...

Genauso alltäglich ist es, dass der Titelkampf dieser Tage von den Reifen beeinflusst wird. Aber ist es fair, dass die Fahrer-Weltmeisterschaft von einem Reifeningenieur (womöglich einer mit Handschuhen und Mundschutz) und dessen Gummi-Produkt entschieden wird? "Man muss in 18 Rennen konstant auf dem Podium stehen und gute Leistungen bringen. Es dreht sich nicht alles um die Reifen, aber in der Formel 1 und im Motorsport geht es nun einmal um Technik und da ist es normal, dass man jetzt in den Händen von Michelin oder Bridgestone liegt. "

Sollte Alonso an diesem Wochenende ausfallen und gleichzeitig Schumacher gewinnen, wäre es jedoch egal, wer den besseren Reifen hat; dann wäre der Deutsche zum achten Mal Weltmeister. "Beeinflusst das Deine Herangehensweise an das Rennen?", wollte unser Kollege Ed Gorman wissen. "Ihr baut das Selbstvertrauen des Jungen wirklich auf", meldete sich der anscheinend gelangweilte, da nicht gefragte, Jenson Button zu Wort. Button war übrigens auch einmal Star einer legendären Pressekonferenz, in Budapest gab er nach "Buttongate I" mindestens 367 mal keinen Kommentar ab. "Er kämpft um die Weltmeisterschaft...", erinnerte Jenson. Ach so! Und um die Frage trotz dieser wahnsinnigen Enthüllung zu beantworten: "Nein, es beeinflusst mich überhaupt nicht. Wenn ich hier oder in Brasilien nicht ins Ziel kommen sollte, ist die WM gelaufen. Also müssen wir beide Rennen vor Michael beenden. Das ist nicht einfach, aber auch nicht unmöglich."