Mit 19 Jahren ist Sebastian Vettel bereits eine feste Größe in der Formel 1 - und das obwohl er gerade einmal drei Freitage hinter sich hat. Sein Leben hat sich durch das F1-Engagement bei BMW Sauber sehr verändert, er selbst ist aber immer noch der gleiche; nur viel Freizeit bleibt dem Vielflieger mit Doppelbeschäftigung in Formel 1 und Formel 3 nicht.

"Ich war in letzter Zeit selten zuhause", gesteht er. "Vor Shanghai hatte ich einmal ein bisschen Freizeit und war für ein paar Tage zuhause. Da habe ich mich mit meinen Freunden getroffen und wir haben zwei Stunden Fußball gespielt." Also genau das, was man sich einige Monate nach dem bestandenen Abitur erwartet - nur mit dem Unterschied, dass Sebastian seinen Freunden über einige ausgefallene Dinge berichten konnte, die er seitdem erlebt hat. "Sie haben mir Fragen gestellt wie: Du hast Boris Becker getroffen, wie war er so?"

Früher war der Motorsport kaum ein Thema zwischen Sebastian und seinen Schulkameraden. "Ich bin schon immer Rennen gefahren, aber bis auf einige Ausnahmen haben sich meine Freunde nicht dafür interessiert. Sie wussten, dass ich Motorsport betreibe und wenn sie mich etwas fragten, habe ich ihnen natürlich geantwortet, aber ich habe nicht von alleine über das Rennfahren gesprochen." Denn: "Racing war Racing und Schule war Schule - es waren quasi zwei getrennte Leben."

Dieses Doppelleben war für Sebastian nicht immer einfach und in der Schule auch nicht so erfolgreich wie momentan im Motorsport. "In der Schule war ich Durchschnitt und sogar etwas faul", gesteht er ehrlich. "Deine Eltern wollen immer, dass Du hart arbeitest, aber wenn man älter wird, gibt es eben nicht nur die Schule, sondern auch noch andere Dinge wie Mädchen - da macht man nicht immer seine Hausaufgaben." Er sei zwar nicht der "Beste" gewesen, der jetzt Medizin studieren würde, aber mit seinem Abi-Schnitt von 2,8 ist er durchaus zufrieden - vor allem, da er seine Abiturprüfungen zum Zeitpunkt des Formel 3-Saisonauftakts in Hockenheim absolvierte. Angesichts des Schulstresses war sein erster F3-Sieg im Sonntagsrennen mehr als nur aller Ehren wert.

Danach begann sein unaufhaltsamer Aufstieg zum Titelkandidaten in der F3 Euro Series und zum Freitagstestfahrer bei BMW Sauber. Seitdem wechselt Sebastian zwischen den Welten: Einmal fährt er Formel 3, das nächste Wochenende wieder Formel 1 und zwischendrin mit einem normalen Straßenauto. "Im Vergleich zu einem Formelfahrzeug fühlt man sich in einem Straßenfahrzeug unsicher", enthüllt er. "Wenn ich als Beifahrer mit meinem Vater auf die Autobahn fahre und er in der Auffahrt vielleicht 65 km/h drauf hat, sage ich schon: 'Hey hey, mach langsam.' Es kommt einem alles so weich vor, alles wackelt herum." Immerhin eine Gemeinsamkeit haben ein Formel-Auto und ein handelsüblicher Pkw: "Man sollte die Kiste nicht rausschmeißen", lacht Sebastian.

Nicht ganz so zum Lachen waren seine Temposünden in Istanbul und Monza - gleich zweimal wurde er wegen Pitlane-Speedings zur Kasse geben. "Vor Shanghai gaben mir das Team deshalb ein Sebastian Vettel Lenkrad-Special", schmunzelt der unfreiwillige Pay Driver. "Das war ein Heftchen mit einem farbigem Lenkrad und allen Knöpfen. Dann eliminierten sie der Reihe nach alle Knöpfe, bis nur noch einer übrig war: der Pit-Lane Speed Limiter."