Willkommen auf dem Jahrmarkt der Formel 1: Nicht nur aufgrund des benachbarten Vergnügungsparks mit seinem berühmten Riesenrad legt der Suzuka Circuit den Vergleich mit einer Kirmes nahe. Die Streckenführung des ultraschnellen Kurses lässt die Fahrer sich oftmals wie auf einer Achterbahn fühlen.

So stellt beispielsweise der nach seinem Radius benannte, extrem schnelle Linksknick "130R" eine der größten Herausforderungen im gesamten WM-Kalender dar. Überhaupt ist die letzte im Rennkalender vertretene Naturrennstrecke die ultimative Herausforderung für Mensch und Technik. Leider findet in diesem Jahr zum vorerst letzten Mal ein Rennen in Suzuka statt, ab 2007 wird in Fuji gefahren. Ein kleiner Trost für die Nostalgiker: Mit Spa-Francorchamps kehrt dann ein anderer Klassiker in den Rennkalender zurück.

Gib Acht: Die unvergleichliche Form des Suzuka Circuit., Foto: Suzuka
Gib Acht: Die unvergleichliche Form des Suzuka Circuit., Foto: Suzuka

Die Fahrer werde ihre Lieblingsstrecke in Japan dennoch vermissen. Denn hier müssen sie in Passagen wie der ultraschnellen Linkskurve "130R" ebenso ein fahrerisches Feuerwerk zünden wie in den "Esses" nach Start und Ziel. Dort werden die Fliehkraft-Kurven der Datenaufzeichnung bis zu den Anschlägen ausgereizt. Schon die Linie bei der Einfahrt in die erste Biegung entscheidet wesentlich über die spätere Rundenzeit.

Trotzdem bietet die Strecke nicht allzu viele Überholmöglichkeiten, von denen die Bremszone vor der engen Schikane am Ende der Runde theoretisch noch eine der besten Chancen auf einen erfolgreichen Platzwechsel bietet. Die Schikane ist jedoch so eng, dass sie bis heute schon häufig Schauplatz einiger unvergessener Kollisionen geworden ist.

Auf der fahrerisch sehr anspruchsvollen Strecke stellen vor allem der Grip und die Balance des Fahrzeugs entscheidende Faktoren dar, wobei auch der Bremskraftverstärker eine wichtige Rolle spielt, wenn es kurz vor der Haarnadelkurve darum geht von über 270 km/h auf knapp 60 km/h herunterzubremsen. Der Reifenverschleiß ist in Suzuka aufgrund des rauen Asphalts relativ hoch.

In Suzuka geht es nicht nur auf dem Riesenrad auf und ab., Foto: Sutton
In Suzuka geht es nicht nur auf dem Riesenrad auf und ab., Foto: Sutton

Vor allem die ehemaligen Japan-Legionäre wie Ralf Schumacher, die im Laufe ihrer Karriere einige Jahre in der Formula Nippon verbrachten, wissen die Vorzüge des 5,821 Kilometer langen Kurses zu schätzen. Suzuka weist als einziger aktueller Kurs im WM-Kalender die Form einer Acht auf und ist zudem eine spannende Mischung aus schnellen Bögen wie etwa der berühmten 130R, engen und langsamen Kurven wie der Spoon-Kurve sowie einer Haarnadel.

Die Streckengeschichte

Die Strecke wurde im Jahr 1962 vom niederländischen Streckenarchitekten John Hugenholtz geplant und erbaut. Der Niederländer zeichnete seinerzeit auch für die Kurse von Jarama, Zolder und Zandvoort verantwortlich. Ehe 1987 der erste GP in Suzuka stattfand, wurden 1976 und 1977 zwei Große Preise von Japan auf der Rennstrecke am Fuße des Mount Fuji ausgetragen. In den Jahren 1994 und 1995 fand zusätzlich noch je ein so genannter Pazifik Grand Prix statt, dessen Austragungsort das japanische Aida war. Die Strecke liegt inmitten eines Suzuka-Land getauften Freizeitparks, der zu Beginn vor allem für die Mitarbeiter des Besitzers Honda gedacht war.

Suzuka war in der Vergangenheit häufig Schauplatz großartiger Duelle und Titelentscheidungen. 1987, beim ersten in Suzuka ausgetragenen Grand Prix, sicherte sich etwa Nelson Piquet mit Williams seinen dritten WM-Titel. Rennsieger wurde damals Gerhard Berger auf Ferrari. Ebenfalls unvergessen ist die legendäre Kollision zwischen Ayrton Senna und Alain Prost aus dem Jahre 1989. Das Suzuka-Rennen von 1994 blieb hingegen wiederum bei Williams in besonders guter Erinnerung. Damals gewann der Brite Damon Hill gegen Michael Schumacher in einem wegen heftigen Regens unterbrochenen Rennen, zog dadurch nach Punkten mit dem Deutschen gleich und hielt den Titelkampf bis zum hinlänglich bekannten Finale in Adelaide offen.