Unglaublich aber wahr: Die Saison 2007 ist fast schon wieder vorbei. Dabei kommt es mir wie gestern vor, dass ich in Bahrain mein F1-Debüt als Freitagstestfahrer für Midland geben durfte. Leider muss ich mein Saisonfazit bereits drei Rennen vor dem Saisonende ziehen. Trotzdem bin ich nicht allzu sehr enttäuscht, dass ich in den letzten drei Rennen nicht noch einmal fahren darf. Natürlich habe ich bis zuletzt darauf gehofft, aber irgendwie war es schon abzusehen, gerade da ich mit meinen vier Einsätzen in Bahrain, Australien, Hockenheim und Ungarn schon öfter im Auto gesessen habe, als eigentlich geplant war. Deshalb bin ich mit dem Jahr zufrieden.

Jetzt heißt es ans nächste Jahr zu denken und alles dafür zu geben, dann ein festes Cockpit zu bekommen. Momentan kann ich dazu allerdings nicht viel sagen. Mein Ziel ist es bei Spyker MF1 unterzukommen, aber derzeit wäre es unrealistisch eine Prognose abzugeben. Insbesondere da Midland in diesem Jahr wohl die größte Fahrerauswahl aller Zeiten hatte, die natürlich alle genauso wie ich auf ein Cockpit für 2007 spekulieren. Unter diesen Fahrern sind einige, die viel Geld mitbringen, einige, die nicht ganz so schnell sind und einige, die sich schon in diesem Jahr mit guten Leistungen empfehlen konnten. Ich muss jetzt zusammen mit meinem Manager Volker Zeh an einem guten Paket arbeiten, um die erste und die letzte Gruppe zu vereinen.

Stetiger Fortschritt

Der Wechsel der Teambesitzer sollte unsere Position wenn überhaupt verbessern - denn jetzt hat das Team noch mehr Ressourcen zur Verfügung, um sich weiter zu entwickeln. Da sich die Führungsetage mit Colin Kolles & Co nicht verändert hat, sehe ich auch hier keine Probleme. Bislang konnten wir immer gut mit Midland reden und wir stehen auch jetzt in ständigem Kontakt mit dem Team. Ich habe nach dem Wechsel der Teambesitzer mit einigen Leuten aus dem Team gesprochen und die Quintessenz dieser Gespräche war eindeutig: Alle sind mit dem Verkauf des Teams happy und hoch motiviert noch besser zu werden.

Dabei bleiben die Verantwortlichen von Spyker allerdings realistisch und rechnen nicht damit, dass man schon im nächsten Jahr um den WM-Titel mitfahren kann. Sie wollen das Team kontinuierlich nach vorne bringen. Dass dies möglich ist, haben wir in diesem Jahr gesehen. Wenn man die finanziellen Möglichkeiten des Teams in der Vergangenheit bedenkt, kann man die Leistungen und Fortschritte gar nicht hoch genug einstufen. Schließlich ist es nicht möglich innerhalb einer Saison von ganz hinten nach ganz vorne zu fahren. Deshalb war die Performance des Teams in diesem Jahr aus meiner Sicht sehr gut - auch wenn man nicht konstant im Mittelfeld mitfahren konnte. Mit den gegebenen finanziellen Mitteln ist es eben schwierig in der Formel 1 vorne mitzumischen; selbst mit viel mehr Geld, wie etwa bei Toyota, kann man nicht einfach so aus dem Stand heraus um Siege kämpfen.

Ziel Formel 1

Ich wurde in diesem Jahr oft gefragt, wie hart es für mich ist, keine Rennen zu fahren. Natürlich ist es das Ziel eines jeden Rennfahrers Rennen zu bestreiten - deshalb heißt es ja Rennfahrer. Aber ich wusste, worauf ich mich in diesem Jahr mit der Rolle eines Freitagstesters einlasse. Mir war klar, dass ich abgesehen von dem Porsche-Gastrennen, nur Testen würde. Deshalb bin ich nicht enttäuscht; im Gegenteil: Ich durfte vier Mal am Freitag fahren, was in dieser Form gar nicht geplant war.

Der einzige Nachteil war, dass ich bei drei meiner vier Einsätze auf mir unbekannten Strecken fahren musste. Zum Glück lerne ich neue Strecken sehr schnell, weshalb ich auch dort eine gute Leistung zeigen konnte. Für die Zukunft kann das nur von Vorteil sein, da ich nun auch drei der Überseestrecken kenne, die man hierzulande in den anderen Rennserien nie zu Gesicht bekommt. Neben neuen Strecken lernte ich viel darüber, wie man ein F1-Auto fährt, es zusammen mit dem Team abstimmt und wie man mit den heutzutage so wichtigen Reifen umgehen muss.

Jetzt brenne ich natürlich darauf dieses Wissen 2007 in einem festen Cockpit bei Spyker MF1 umzusetzen. Da die Modalitäten für die Freitagstests noch nicht geklärt sind, müssen wir aber noch abwarten, was sich ergibt. Eine Art Notplan besitze ich momentan nicht: Wenn sich heute entscheiden würde, dass ich kein F1-Cockpit bekomme, dann müsste ich meine Fühler anderweitig ausstrecken, aber vorerst liegt die volle Konzentration auf der Formel 1.