Fernando Alonsos Punktevorsprung auf Michael Schumacher beträgt vor dem drittletzten Rennen der Saison nur noch magere zwei Zähler, von Nervosität im Kampf um die WM will der Spanier aber nichts wissen. "Ich bin der Meinung, dass Stress nichts nützt," erklärt er. "Wir haben einen Job zu erledigen und ich muss 100 Prozent mit dem Team zusammenarbeiten. Wenn wir unseren Job gut machen und den Titel verdienen, dann werden wir gewinnen. Das wichtigste ist jetzt, dass wir aus den verbleibenden Rennen das Maximum herausholen."

Die Motivation des gesamten Teams habe unter den unbefriedigenden Ergebinssen der vergangenen Rennen jedenfalls nicht gelitten, bekräftigt Alonso. "Wir führen schon die ganze Saison und möchten das Jahr auch auf dieser Position beenden," so der 25-jährige weiter. "Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Motivation größer ist als je zuvor. Das sind für mich die letzten drei Rennen mit dem fantastischen Renault-Team und auch die die letzten drei Rennen in dieser Ära der Formel 1 für Michelin. Unsere Motivation, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, ist also riesig und ich glaube, wir können es schaffen."

Der letzte Sieg, den Fernando Alonso dieses Jahr für sich verbuchen konnte, war am 25. Juni in Montreal, jetzt möchte er am kommenden Wochenende in Shanghai, einem Kurs, den er sehr mag, den nächsten Schritt in Richtung Titelverteidigung gehen. "Wir haben das ganze Jahr schon gesagt, dass man nicht vorhersagen kann, was auf der Strecke passiert, da die Konkurrenz so eng beieinander liegt. Wir konzentrieren uns stattdessen auf unser eigenes Ziel und das heißt, sich an der Spitze zu qualifizieren und zu gewinnen."

Der zweite Renault-Fahrer Giancarlo Fisichella, der noch um den dritten Platz in der Gesamtwertung kämpft, erklärt, dass der geschmolzene Punktevorsprung keinerlei Auswirkungen auf die Strategie des Teams haben wird. "Die Meisterschaft war das ganze Jahr lang schon sehr eng und das wird sich auch bis Brasilien fortsetzen," sagt der Römer. "Ferrari ist ein starker Gegener, aber wir haben für die restlichen Rennen klare Ziele. Ich will Dritter in der Meisterschaft werden und Fernando will gewinnen und wir müssen die Ferrari schlagen um beide Ziele zu erreichen. Wenn wir das schaffen, dann gehört uns die Konstrukteursmeisterschaft. Wir werden bis zum Ende der Saison weiterkämpfen, so wie geplant."

Renaults Chefingenieur Pat Symonds hofft, dass man die Leistung des vergangenen Jahres in China wiederholen kann und, dass Ferrari sich im Vergleich mit 2005 nicht steigern kann. "Shanghai ist für Renault eine gute Strecke und wir hatten 2005 ein phantastisches Rennen als wir den Grand Prix dominiert haben und die Konstrukteursmeisterschaft gewinnen konnten," erinnert sich Symonds. "Was aber noch viel wichtiger sein könnte ist, dass Michael Schumacher 2004 und 2005 relativ schlechte Rennen in Shanghai hatte. Dieser Trend könnte sich dieses Jahr fortsetzen."

An einen schlechten Trend, der sich bei seinem Team nach den vergangenen Rennen fortsetzen könnte, glaubt Symonds nicht. "Das Team hatte einen schwierigen Monat: wir haben den Sieg in Ungarn weggeschmissen und in Monza waren die Umstände gegen uns. Wäre Fernando in Monza von der richtigen Position gestartet, dann hätten wir um den Sieg kämpfen können." Renault jetzt schon abzuschreiben, sei bei weitem verfrüht, bekräftigt Symonds, auch wenn die Konkurrenz aus Maranello momentan nach außen hin psychologisch im Vorteil sei. "Die Führung zu verlieren, hat unsere Anstrengungen letztes Jahr verdoppelt und wir haben sie zurückgeholt." Man wisse auch jetzt, wo man stehe und sei absolut zuversichtlich, beruhigt Symonds die Renault-Fans.

Der Grund für den Motorschaden in Monza, den ersten der Saison, sei behoben, erklärt Symonds und die Motoren, die in China eingesetzt werden, hätten außerdem auch noch mehr Leistung als bisher. Der Druck so kurz vor Ende der Saison sei zwar gewaltig, gibt der Technikchef zu, sieht aber auch da einen Vorteil für sein Team. "Ich glaube, dass Fernando besser mit Druck umgehen kann als Michael. Während seiner gesamten Karriere gab es immer wieder Beispiele, dass Michael, wenn er unter Druck steht, sein Potential nicht ausschöpfen kann und ich denke, dass bei ihm der Druck in den letzten drei Rennen noch größer ist als je zuvor. Bisher hatte er immer noch das Sicherheitsnetz zu sagen, dass er es im nächsten Jahr noch einmal versuchen könnte, wenn er nicht gewinnt. Jetzt gibt es für ihn kein "nächstes Jahr" mehr…"